Ein entspannter Konzertabend im Gran Teatro La Fenice di Venezia: Puccini-Gala mit Anna Pirozzi und Daniele Callegari (30.05.21)
Ein entspannter Konzert- oder Opernabend beginnt bereits vor dem Haus, also am Einlass, bevor man das Gebäude der abendlichen Vorstellung betreten hat. Sehr einfach, freundlich und schnell geht es hier in Venedig: niemand braucht einen negativen Corona-Test oder einen Impfnachweis, niemand muss sich ausweisen um sich als Ticketkäufer zu verifizieren, und niemand braucht eine unbequeme FFP-2-Maske. All das ist momentan an deutschen oder österreichischen Häusern Standard.
Am Eingang des La Fenice wird schnell und routiniert Fieber gemessen (mit einem kleinen, handlichen Gerät), man desinfiziert sich die Hände am bereit gestellten Spender (Desinfektionsmittel mit Parfüm, wie groß darauf zu lesen ist), zeigt das Ticket vor und schon ist man drinnen im Haus. Schnell und problemlos – als Maske genügt eine einfache, kleine Stoffmaske. Reist man z.B. mit dem Zug an, kann man am Brenner die Maske wechseln – runter mit der FFP-2-Maske (die noch in Österreich Pflicht ist) und rauf mit einer kleinen Stoff- oder Papiermaske.
Mein Weg führt mich ganz nach oben, auf die Galerie („Loggione“). Auch hier setzt sich der entspannte Gesamteindruck fort: zwischen den verkauften Sitzplätzen sind größere Freiräume. Wer sich umsetzen möchte, kann das tun. Wer stehen möchte (ohne anderen die Sicht zu nehmen), kann das ebenso tun. So wie das immer war. Niemand wird aufgehalten. Die Parkettbestuhlung des Hauses ist noch ausgebaut, das Orchester ist über das gesamte Parkett verteilt; der Dirigent Daniele Callegari steht hinten (im Parkett), die Sänger vorne auf der Bühne. Der Orchestergraben ist abgedeckt. Wenn man ganz oben sitzt, sieht man nur noch die Sänger. Ebenso wenig sieht man den Dirigenten, wenn er den Raum betritt: er tut das vom Foyer aus.
Puccini-Gala, so ist der Abend überschrieben. Es gibt jedoch mehr: Catalani („Le Wally“), Ponchielli („La Gioconda“) und Pietro Mascagni („Cavalleria Rusticana“). Die Sopranistin Anna Pirozzi, der Tenor Piero Pretti und der Bariton Davide Luciano wechseln sich ab auf der Bühne. Die Musik des Orchesters steigt nach oben, steht im Raum. Natürlich ist der Klang im Haus ein deutlich anderer, wenn die Musiker über die gesamte Parkettfläche verteilt sind. Am La Fenice beginnt man Ende Juni mit der ersten szenischen Produktion („Faust“, Gounod), das Parkett bleibt jedoch weiter gesperrt, wie im Saalplan ersichtlich.
Der Höhepunkt des Konzerts ist das Duett «Bimba, bimba non piangere» aus Madama Butterfly: Anna Pirozzi und Piero Pretti. Die Stimmen schweben über die Musik hinweg, der warme Puccini-Glanz in der Stimme von Anna Pirozzi und Pietro Prettis kraftvoller Tenor. Wer ganz unten in den Parkettlogen sitzt, also direkt neben den Orchestermusikern, wird möglicherweise die Aufteilung, Musik und Gesang, weniger deutlich hören. Mein Platz ist aus akustischer Sicht perfekt: Reihe 1 auf der Galerie Mitte, direkt gegenüber der Bühne. 75 Minuten Dauer, Pause gibt es keine.
Und hinterher warten viele gedeckte Tische im Umfeld des La Fenice. Die Lokale sind alle offen (und werden voll), der südliche Sommerabend lädt ein. Mit Madame Butterfly und Le Wally im Ohr.
Impressionen Venedig/Teatro La Fenice / Fotos @ Josef Fromholzer
- Artikel von Josef Fromholzer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Teatro La Fenice / Venedig
- Anna Pirozzi auf DAS OPERNMAGAZIN