Mitte April feiert das Saarländische Staatstheater gleich zwei Opernpremieren an einem Wochenende: In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Saar kommt am Freitag, 13. April Reinhard Keisers „Croesus“ auf die Bühne der Alten Feuerwache, einen Tag später – Samstag, 14. April – hebt sich im Großen Haus der Premierenvorhang für Richard Strauss` Musikdrama „Salome“ in einer Inszenierung von Jakob Peters-Messer.
Nachfolgend die Einführungen in beide Neuproduktionen:
CROESUS JUNGE STIMMEN
Oper von Reinhard Keiser
Eine Kooperation mit der Hochschule für Musik Saar
Premiere Freitag, 13. April 2018
»Bin ich Krösus?« sagt, wer sein Geldsäckel hüten will. Croesus war der sagenhaft reiche letzte König des antiken Lydierreiches, er legte sich mit den mächtigen Persern an.
Oper war zur Zeit des Barock Teil der höfischen Kultur und somit Adelskreisen vorbehalten. In der freien und Hansestadt Hamburg aber leisteten sich wohlhabende Bürger ein Opernhaus. Die »Oper am Gänsemarkt« erlebte ab dem ausgehenden 17.Jahrhundert mit Komponisten wie Reinhard Keiser (1674- 1739) eine Blütezeit. Und der schrieb den Hamburgern das Dramma musicale in drei Akten »Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus«, uraufgeführt 1711.
Der Titel ist schon gleich die Inhaltsangabe: Croesus ist reich, er schätzt sich glücklich und weiß mit dem extra eingeholten Orakelspruch »Niemand soll sich vor dem Tode glücklich schätzen« wenig anzufangen. Was soll ihm schon passieren? Da orakelt es noch düsterer: »Den glänzenden Kristall zerbricht ein Unglücksfall …« Croesus schlägt die Warnungen des weisen Solon in den Wind und lässt sich auf einen Krieg mit dem mächtigen Nachbarreich des Cyrus ein. Er unterliegt, wird gefangen genommen, zum Tode verurteilt. Auf dem Scheiterhaufen wird ihm klar, dass Geld und Gut ihn nicht retten können …
Eine Oper, zumal eine barocke, wäre keine Oper, ohne allerlei Verwirrspiel, Liebeshändel und Intrigen. Für reizvolle Gesangspartien braucht es mehr als zwei Kriegsherren.
Die Inszenierung von Barbara Schöne konzentriert sich auf den Kern von Aufstieg, Fall und Läuterung. Vor dem Tod sind alle gleich, und Krieg führen auch Ameisen. Wie in einem Schachspiel hat jeder Zug der Hauptakteure Auswirkung auf alle anderen im Spiel, die Festsetzung des König Croesus führt zu Chaos, Liebende verpassen sich. Und der weise Solon dreht sachte das Schicksalsrad.
Die freie Regisseurin Barbara Schöne und der Musiker Lutz Gillmann betreuen die Gemeinschaftsproduktion des Saarländischen Staatstheaters mit der Hochschule für Musik Saar.
CROESUS JUNGE STIMMEN
Oper von Reinhard Keiser
Eine Kooperation mit der Hochschule für Musik Saar
Musikalische Leitung Lutz Gillmann
Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme Barbara Schöne
Croesus/Weißer Bauer Gideon Henska/Ing-Jie Wen
Cyrus/Schwarzer Läufer Kyong-Mo Seong/Antonio Di Martino
Elmira/Weißer Bauer Selina Baas/Amrei Wagenführer
Atis/Weißer Bauer Diana Kantner/Katharina Brandel
Orsanes/Weißes Bauer Johannes Kruse/Elia Mergut
Eliates Yan Liu
Clerida/Schwarzes Pferd Olga Stern/Josefin Bölz
Solon/Schwarzer Turm Sebastian Gros/Natalie Jurk
Halimacus/Weißer Bauer Maria Eichler/Teresa Heiligenthal
Trigesta/Schwarzes Pferd Sung-Il Park/Raphael Lehnert
Elcius/Weißer Bauer Axel Paridon/Patrick Bullinger
Nerillus/Weißer Bauer Lisa Bebelaar/Anna Major
Schwarze Bauern Anna Bös, SeungA Ryu, Zirui Chen, Jakob Pohl, Loenie Volle, Alina Berger, Sarah Dahlem, Wiebke Neu
Schwarzer Turm Paul Hofmann
Orchester der Hochschule für Musik Saar
Premiere
Freitag, 13. April 2018 | 19:30, Alte Feuerwache
Weitere Vorstellungen
Sonntag, 15. April 2018, 18:00 Uhr
Samstag, 21. April 2018, 19:30 Uhr
Sonntag, 22. April 2018, 18:00 Uhr
*****
SALOME
Musikdrama von Richard Strauss
Premiere Samstag, 14. April 2018
Er verschmäht sie. Sie erträgt die Zurückweisung nicht, fordert seinen Kopf und vergeht sich an seiner Leiche. Welch verstörendes Szenario – sexuelle Belästigung mit Todesfolge. Diese Wendung gab Oscar Wilde, und in Folge Richard Strauss, der grausamen Geschichte von Herodes, seiner Gattin Herodias, der Prinzessin Salome und Johannes, dem Täufer: Salome aIs selbstbestimmte, emanzipiert handelnde femme fatale.
Im Neuen Testament erscheint Salome als willfähriges Werkzeug der Mutter Herodias, die, beharrlich Ränke schmiedend, den Tod des Täufers will. Herodes will das nicht, stellt aber seiner Stieftochter Salome als Gegenleistung für ihren betörenden Tanz eine Art Blankoscheck aus. Er rechnet nicht damit, dass Salome beliebigen Reichtümern die Tötung des prophetisch auftretenden Johannes vorzieht.
Bei Oscar Wilde und Richard Strauss küsst Salome den auf dem Silbertablett gereichten Kopf des Johannes auf den Mund, Herodes ist entsetzt und ruft »Man töte dieses Weib!«
Oscar Wilde zeichnete in seinem Schauspiel eine dekadente Endzeitstimmung, die wohlgeordnete Welt der Antike mit den Zuständigkeiten der verschiedenen Götter in der Auseinandersetzung mit dem aufstrebenden Christentum. Wilde lässt Juden, Römer, Griechen, Ägypter am Hof des Herodes debattieren. Alles und nichts gilt.
Richard Strauss schuf in seiner Oper eine exzessive, aufgeladene Atmosphäre, stellte Erotomanie und psychische Grenzzustände ins Zentrum und traf mit diesem Abbild spätbürgerlicher Dekadenz den Nerv der Zeitgenossen vor dem ersten Weltkrieg. Die Uraufführung fand 1905 in Dresden an der Semperoper statt.
Bei Regisseur Jakob Peters-Messer steht das schwarze Verlies in der Mitte der Bühne, der keusche Heilige Johannes/Jochanaan ist ein Gefangener. Macht die Isolationshaft ihn zum prüden Fundamentalisten? In seinem Verlies verbarrikadiert er sich hinter überdimensionalen Engelsfiguren, das Eindringen von Salome können sie nicht verhindern. Sie begehrt, provoziert und erniedrigt ihn. Jochanaans Stimme ist weiterhin zu vernehmen und beunruhigt. Salomes Tanz vereinigt schließlich alle in einem surrealen Totentanz.
SALOME
Musikdrama von Richard Strauss
Musikalische Leitung Nicholas Milton
Inszenierung Jakob Peters-Messer
Choreographie Stijn Celis
Bühnenbild Sebastian Hannak
Kostüme Sven Bindseil
Herodes Michael Baba
Herodias Judith Braun
Salome Pauliina Linnosaari
Jochanaan Peter Schöne
Narraboth Angelos Samartzis
Ein Page der Herodias/ Ein Sklave Melina Meschkat
Erster Jude Algirdas Drevinskas
Zweiter Jude Taeksung Kwon
Dritter Jude Ansgar Matthes
Vierter Jude Won Choi
Fünfter Jude Taeyoung Kim/Jeong-Han Lee
Erster Nazarener Julian Younjin Kim
Zweiter Nazarener Michael Ivanovic
Erster Soldat Markus Jaursch
Zweiter Soldat Hiroshi Matsui
Ein Cappadocier Taeyoung Kim/Jeong-Han Lee
Saarländisches Staatsorchester
Premiere
Samstag, 14. April 2018 | 19:30, Großes Haus
Weitere Vorstellungen
Freitag, 20. April 2018, 19:30 Uhr
Mittwoch, 25. April 2018, 19:30 Uhr
Samstag, 12. Mai 2018, 19:30 Uhr
Dienstag, 15. Mai 2018, 19:30 Uhr
Freitag, 25. Mai 2018, 19:30 Uhr
Sonntag, 3. Juni 2018, 18:00 Uhr
Donnerstag, 21. Juni 2018, 19:30 Uhr
- KARTEN:
Vorverkaufskasse, Schillerplatz 2, 66111 Saarbrücken
Montag bis Freitag: 10 – 18 Uhr, Samstag: 10 – 14 Uhr
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