
Seit Franco Fagioli 2003 den Wettbewerb „Neue Stimmen“ in Gütersloh gewonnen hatte, begann seine internationale Karriere. Schon früh fiel er wegen seiner herausragenden Stimme als Countertenor auf. Er sang Barockmusik Rollen, welche für Kastraten im späten 18. und im 19. Jahrhundert geschrieben wurden. Bei seinen Auftritten an vielen Festivals und in zahlreichen nur ganz selten aufgeführten Opern beeindruckte er immer wieder aufs neue mit seiner faszinierenden Gesangstechnik. (Rezension des Liederabends v. 9. Oktober 2025)
So wurde erwartungsgemäß auch sein Liederabend im Opernhaus Zürich zu einer interessanten Wiederbegegnung mit diesem außergewöhnlichen Sänger. Zusammen mit seinem Klavierpartner Michele D‘Elia bot er ein abwechslungsreiches Programm.
Mit Francesco Cavallis „Delizie contente“ aus „Giasone“ begann der erste, ganz der Barockmusik gewidmete Teil des Programms. Es folgte Alessandro Scarlattis „Già il sole dal Gange“ aus „L‘honestà negli amori“. Bereits hier wurde man von der Schönheit dieser Stimme berührt. Mit viel Feingefühl interpretierte der Sänger dann „Intorno all’idol mio“ von Antonio Cesti aus „L’Orontea“ und „Pur dicesti, o bocca bella“ von Antonio Lotti. In Georg Friedrich Händels „Di speranza un bel raggio..Venti, turbini“ aus der Oper „Rinaldo“ erlebte man besonders deutlich Fagiolis virtuose Stimmbeherrschung.

Michele D‘Elia, welcher dieses sehr anspruchsvolle Programm am Klavier hervorragend begleitete, spielte die „Sonate für Klavier g-Moll K 347“ von Domenico Scarlatti.
Sehr berührend dann die Arie „Sposa, non mi conosci“ aus der Oper „La Merope“ von Geminiano Giacomelli“, ein Highlight dieses Abends. Mozarts berühmte Arie „Parto, ma tu ben mio“ aus der Oper „La clemenza di Tito“ beschloss den ersten Teil des Abends. Nach der Pause kam man in den Genuss von Vincenzo Bellinis „Ma rendi pur contento“ und „Malinconia, ninfa gentile“. Sehr gefühlsvoll dann Gaetano Donizettis „Amore e morte“ und voller Humor „Amor marinaro“. Die große Arie „Mura felici„ aus der Oper „La donna del lago“ von Gioachino Rossini gelang ihm bravourös und löste beim Publikum Begeisterung aus.
Eine interessante Komposition von Rossini dann der von Michele D‘Elia mit viel Emotion gespielte „Marche et réminiscence pour mon dernier voyage“ für Klavier aus „Péches de vieillesse“. Mit Saverio Mercandantes „Dove m’aggiro…Era felice und di…Si bel contento in giubilio“ aus „Andronico“ endete das offizielle Programm mit höchsten Tönen. Franco Fagioli bedankte sich mit zwei Zugaben beim Publikum: „La rosa y el sauce“ vom argentinischen Komponisten Carlos Guastavino und „Non ti scordar di me“ von Ernesto De Curtis.
Eine interessante Begegnung mit diesen beiden, bestens aufeinander eingespielten Solisten. Bei diesem Liederabend konnte man einmal mehr die erfreulich zunehmende Begeisterung für Countertenöre feststellen, welche in seit vielen Jahren immer wieder fast vergessene Raritäten zur Aufführung bringt. Vom 20.- 29. März 2026 findet im Opernhaus Zürich das neue Festival „Zürich Barock“ statt, wo man in den Genuss einiger spannenden Aufführungen und Konzerten kommen wird.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Opernhaus Zürich
- Titelfoto: Liederabend Franco Fagioli/Opernhaus Zürich/Foto: Guido Merki