Opernhaus Zürich: „ELIAS“ – von Felix Mendelssohn-Bartholdy / Premierenbericht

Opernhaus Zürich/ELIAS/S. Salamońska, C. Gerhaher, M. Peters/Foto: Monika Rittershaus

Für seine letzte Inszenierung als Intendant am Opernhaus Zürich hat sich Andreas Homoki für eine außergewöhnliche Produktion entschieden. Mit Felix Mendelssohn Bartholdy’s berühmten Oratorium ELIAS, welches normalerweise im Konzertsaal zu erleben ist, hat sich Homoki einigen Herausforderungen gestellt. (Rezension der Premiere v. 9. Juni 2025)

 

 

Zusammen mit seinem Bühnenbildner Hartmut Meyer, der Kostümbildnerin Mechthild Seipel und dem Lichtgestalter Franck Evin entstand eine Szenerie, welche mit raffinierter Drehbühne und frei von irgendwelchem Pomp die Solisten und den Chor als Menschen zeigte, wie man sie auch heute auf der Straße antrifft. Gerade diese Schlichtheit liess die Wirkung dieser Aufführung besonders prägnant erscheinen. Hier war nichts zu viel.

Die teils sehr raschen Wechsel der einzelnen Abschnitte dieses Oratoriums verlangen insbesondere vom Chor große Flexibilität, müssen doch innert kurzer Zeit die verschiedene Stimmungen und Emotionen veranschaulicht werden. Im Konzertsaal haben die Chorsänger/innen jeweils die Noten vor Augen. Für den Auftritt auf der Bühne jedoch musste die lange Präsenz des Chors, welcher während über eine Stunde lang singt, mit vielen Proben besonders sorgfältig erarbeitet werden. Diese große Aufgabe hat Ernst Raffelsberger hervorragend mit dem Chor einstudiert und zusammen mit dem Zusatzchor eine großartige Leistung vollbracht. Man konnte nur staunen ob dieser eindrücklichen Präsenz.

Opernhaus Zürich/ ELIAS/ J. Kleiter/ Foto: Monika Rittershaus

Das Sängerensemble war von einer außerordentlicher Qualität. Andreas Homoki hat dieses Werk auch deshalb ausgewählt, weil er dem großartigen Chor die wohlverdiente Anerkennung der Leistungen in den Jahren seiner Intendanz verdanken konnte und die Titelrolle mit dem deutschen Bariton Christian Gerhaher besetzen wollte, mit welchem ihn eine persönliche Freundschaft verbindet. Der Sänger mit weltweitem Ruhm konnte im Opernhaus Zürich schon in einigen Produktionen das Publikum begeistern. Als Elias ist er wohl der beste Interpret dieser Rolle. Zuweilen erlebt man ihn als einen eher verloren wirkenden Mann, der aber durchaus auch überheblich sein kann. Seine überragende Gestaltung dieser Partie ist beeindruckend und berührend. Julia Kleiter, im Haus immer wieder gerne gesehen und gehört, liess als Witwe ihre glockenreine Sopranstimme erklingen und überzeugte in jeder Hinsicht. Auch bei ihr merkte man ihre große Erfahrung als Konzertsängerin. Ein Highlight war ihre Arie “Höre, Israel“ im zweiten Teil. Wiebke Lehmkuhl als Engel. Was für eine perfekt geführte Altstimme! Edel und mit großer Textverständlichkeit sang sie diese berührende Partie. Mauro Peter als Obadjah überzeugte mit feinsten Nuancen in seinen Arien und setzte einen Gegenpol zu den klanggewaltigen Chorszenen.

Gleich sechs Mitglieder des Internationalen Opernstudios konnten an diesem Abend in ihren Rollen debütieren.

Sopran Sylwia Salamońska als Knabe, Mezzosopranistin Indyana Schneider als Königin und Alt 2, Felix Gygli als Bass, Tenor Raúl Gutiérrez als König Ahab und Tenor 2, Sopranistin Flavia Stricker als Sopran 2 und Max Bell als Bass 2 sangen und spielten hervorragend und passten bestens in dieses erlesene Ensemble.

Opernhaus Zürich/ELIAS/C. Gerhaher, W. Lehmkuhl/Foto: Monika Rittershaus

Dass dieser Abend ein so großer Erfolg wurde, ist auch der Philharmonia Zürich unter Generalmusikdirektor Gianandrea Noseda zu verdanken, welche einmal mehr für ein Klangerlebnis erster Güte gesorgt hat. Dieses Orchester und sein Dirigent harmonieren aufs Beste und man darf vielen weiteren Abende auf derart hohem Niveau entgegensehen.

Ensemble, Inszenierung und alle anderen Beteiligten freuten sich über den begeisterten Applaus.

Das Programmheft und die jeweils vor der Vorstellung stattfindende Einführung in das Werk erschließen dem interessierten Publikum viele Details und sind absolut empfehlenswert. Diesen außergewöhnlichen Hörgenuss sollte man sich nicht entgehen lassen.

 

 

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