Die uneingeschränkte Solidarität mit den Menschen in der Ukraine erklärte Intendantin Dr. Birgit Meyer beim „Konzert für den Frieden“, das Mitglieder des Ensembles der Kölner Oper am 7. März 2022 gestalteten und zu der sie am 3. März eingeladen hat. Die Oper Köln sei eine Kulturinstitution, in der Menschen aus 60 Nationen in einem von Respekt und Liebe getragenen Miteinander arbeiten. Der Vorschlag, ein solches Konzert zu veranstalten, kam von Bassbariton Matthias Hoffmann, der sich fassungslos zeigte, dass mitten in Europa ein Krieg begonnen hat, in dem Familien zerrissen wurden, Menschen flüchten müssen oder unfreiwillig in diesen Krieg hineingezogen werden. Insgesamt kam am Abend eine Spendensumme in Höhe von 11.301,00 EUR zusammen.
Der australische Tenor John Heuzenröder eröffnete mit dem „Agnus Dei“ aus Brittens War Requiem zusammen mit dem Ensemble das Konzert. Das „Dona nobis Pacem“ (gib uns Frieden) sprach wohl allen aus dem Herzen.
Aus Kolumbien stammt die Mezzosopranistin Adriana Bastidas-Gamboa. Sie wies darauf hin, dass auch in Lateinamerika Krieg herrscht, der zum Teil aber gar nicht offiziell erklärt sei, und sang ein Chanson von Leon Gréco, das die argentinische Sängerin Mercedes Sosa bekannt gemacht hat mit dem Refrain „Krieg ist ein Monster“.
Das Antikriegsgedicht eines palästinensischen Autors: „Am Ende schütteln sich die Staatsmänner die Hände, den Preis des Krieges zahlen die Mütter, die auf ihre Söhne warten, die Witwen, die auf ihre Männer warten und die Waisen, die auf ihre Väter warten“, zitierte die in Israel geborene und aufgewachsene Mezzosopranistin Dalia Schaechter sinngemäß. Sie sang ein Lied von Tschaikowsky mit der Begründung, man dürfe auf keinen Fall die in Deutschland lebenden Russen diskriminieren, sie hätten mit Putins Krieg nichts zu tun.
Matthias Hoffmann sang „The Impossible Dream“ aus „Der Mann aus La Mancha“ von Mitch Leigh und „Um Mitternacht“ von Gustav Mahler, Bariton Wolfgang Stefan Schwaiger „Die Nacht“ von Richard Strauss. Die beiden Sänger sind in Österreich geboren.
Das Kyrie „Christe eleison“ (Christus erbarme dich) aus Bachs h-moll-Messe, das Maike Raschke und Judith Thielsen, beide Deutsche, vortrugen, hat man selten so ergreifend gehört, auch wenn alle Beiträge nur mit Klavier von den Korrepetitoren begleitet wurden. Insgesamt traten 15 Sänger/innen, acht Pianist/innen und ein Teil des Opernchors auf.
Eine absolute Sensation war die koreanische Vertonung des Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ von Unyoung Na, die der koreanische Tenor Young Woo Kim vortrug und dabei seine unfassbare Virtuosität in den Dienst der Aussage stellte.
Die russische Gastsängerin Natalya Pavlova, die als Rusalka engagiert ist, ließ es sich nicht nehmen, das Lied „Sommernachtstraum“ des Russen Nikolai Rimsky-Korsakow zu singen.
Heinz Breidenbach, Vorsitzender des Kuratoriums der Oper Köln, dankte dem Ensemble, dem Chor und den Mitarbeiter/innen hinter der Bühne und im Foyer und sagte eine Anschubspende von 5.000 € sowie die Aufstockung des Spendenbetrags auf eine runde Summe zu. Er appellierte an die Besucher/innen, großzügig für die beiden ausgewählten Projekte zu spenden, die den Ensemblemitgliedern besonders am Herzen liegen, nämlich für UNICEF – die Kölner Oper ist UNICEF-Pate – und für das Projekt des Fördervereins der Lutherkirche, der Medikamente, Verbandsmittel und Schutzwesten in die Ukraine schickt.
Abgeschlossen wurde das Konzert vom jugoslawischen Bariton Miljenko Turk und dem Ensemble mit „Somewhere (There´s a Place for Us)“ aus dem vom jüdischen Amerikaner Leonard Bernstein komponierten Musical „West Side Story“, in dem die Sehnsucht nach einer Welt beschworen wird, in der alle in Frieden und Ruhe leben können.
Zuletzt kam der Gefangenenchor aus der italienischen Oper „Nabucco“, der in der Zeit des Risorgimento zur inoffiziellen Italienischen Nationalhymne wurde, weil er die Sennsucht des hebräischen Volks, von der Fremdherrschaft durch die Babylonier befreit zu werden, besingt. Studienleiter Arne Willemczyk dirigierte den Chor und die Solisten in diesem beeindruckenden Finale.
Hintergrund war das Bühnenbild der Oper „Rusalka“ von Antonìn Dvořák, einem tschechischen Komponisten. Wir haben alle gemerkt, dass die Sprache der Musik weltumspannend international ist und dass die russische Musik und die russischen Künstler/innen untrennbar dazu gehören.
Das ist nur eine Auswahl der Beiträge, die eindrucksvoll zeigt, dass die Musik, vor allem auch die sakrale Musik, die Gefühle angesichts eines Krieges, die wir mit Worten nicht ausdrücken können, in ergreifender Weise vermittelt. Wir waren alle emotional sehr bewegt, aber auch getröstet.
Spendenkonten: https://www.oper.koeln/de/Solidaritaetskonzert
- Artikel von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Titelfoto: Oper Köln/Ukraine-Benefizkonzert/7.3.22/Foto @ Paul Leclaire