Oper Dortmund: Mozarts DIE ZAUBERFLÖTE – Dritte Vorstellung vom 8. Dezember 2016 – Es muss nicht immer die Premiere sein

Marie-Pierre Roy (Königin der Nacht) © Björn Hickmann, Stage Picture

Die Oper Dortmund hatte mit ihrer aktuellen Inszenierung der ZAUBERFLÖTE am 26.11.2016 Premiere. DAS OPERNMAGAZIN berichtete darüber. Aber das es sich lohnt über eine Neuproduktion nicht nur aus der Sicht der Premiere zu  berichten, belegt die gestrige Aufführung vom 8.12.2016. Es war die dritte von insgesamt 14 weiteren dieser Oper im Opernhaus Dortmund.  Musikalisch wurde es ein Volltreffer! Das Publikum feierte das Sängerensemble, den Dirigenten, den Chor und die Dortmunder Philharmoniker für einen wundervollen Mozartabend. 

Über die szenische Umsetzung ( Stefan Huber ) und Gestaltung des Bühnenbildes und der Kostüme ( Jose Luna ) wurde hier bereits berichtet. Da darf auf das vorher geschriebene verwiesen werden. Dem Publikum, auffallend – und erfreulich – viele jugendliche Besucher im gut besetzten Dortmunder Opernhaus, gefiel der bunte Inszenierungsspaß, was sicher auch daran lag, dass das Ensemble am gestrigen Abend mit einer verständlicherweise deutlicheren Lockerheit agierte, wie es dies zur Premiere tat. So beschränkt sich diese zweite Kritik dann auch auf das musikalische des Abends.

Mozart in Dortmund – musikalisch immer wieder ein Erlebnis

Viele haben berichtet, auch ich, dass GMD Gabriel Feltz die Premieren-Zauberflöte mit recht raschem Tempo dirigierte. Das tat er am gestrigen Abend auch. Diesmal aber für mich auf eine sehr angenehme Weise, die den besinnlichen und filigranen Stellen der Oper ebenso den Raum gab wie den dramatischen und großen Momenten dieses Meisterwerks. Eine gelungene Balance der musikalischen Stimmungen, die Feltz am gestrigen Abend präsentierte. GMD Feltz und die großartigen Dortmunder Philharmoniker. Verdienter Jubel für sie alle.

Karl-Heinz Lehner (Sarastro)
© Björn Hickmann, Stage Picture

Kurz vor der Vorstellung wurde der Sänger des Sarastro, Karl-Heinz Lehner, als erkrankt angekündigt. Er würde die Partie aber dennoch singen. Das Publikum dankte es ihm bei jedem seiner Auftritte mit großem Applaus. Trotz seiner Indisponierung gab er einen überragenden Sarastro mit kraftvoller Tiefe und großer Souveränität. Stark!

Im Vergleich zur Premiere wirkte diesmal die Königin der Nacht  der französischen Sopranistin Marie-Pierre Roy am gestrigen Abend befreiter und fesselnder als am 26.November. Verdiente Bravorufe nach ihrer großen „Der Hölle Rache…„-Arie im zweiten Aufzug der Oper. Flankiert dabei wurde sie wieder von ihren drei sich nach Liebe verzehrenden Girls, oder auch „die drei Damen“, in ihren kreischend-grellen Kostümen. Das sie alle drei sängerisch ihre Partien meistern, keine Frage! Aber es lohnt sich die drei (Emily Newton, Ileana Mateescu und Almerija Delic) auch mal aus eine der vorderen Zuschauerreihen näher anzusehen. Herrlich, ihre Mimik und wie sie zickig ihre Augen verdrehen, wenn ihnen was nicht passt. Der legendären Divine hätts gefallen! Ich habs von Reihe 4 aus jedenfalls sehr genossen.

Die Papagena dieser Aufführung war Maike Raschke, die diese kleinere Partie vorzüglich spielte und sang. Das gilt auch für Ks. Hannes Brock als Monostatos, Fritz Steinbacher und Thomas Günzler als Geharnischte und Hans-Werner Bramer in der Rolle des Sprechers. Thomas Günzler sang außer dem Geharnischten auch noch mit Blazej Grek die beiden Priester. Die drei kleinen Schweinchen, alias die drei Knaben, wieder interpretiert von Joshua Krahnefeld, Nick Esser und Vincent Schwierts. Allesamt Solisten des Knabenchors der Chorakademie Dortmund. Und natürlich wieder Jubel für die drei!

Morgan Moody (Papageno)
© Björn Hickmann, Stage Picture

Morgan Moody war wieder Papageno! Gesanglich diesmal vortrefflich, spielerisch wohl eine feste Hausnummer im Theater Dortmund. Er machte das im wahrsten Sinne beste aus seiner Mozart-Partie. Spielte dabei sogar mit dem Publikum, dass so erfreut drauf einging, das er offenbar auch ziemlich überrascht war und machte mal wieder seinem Ruf als Publikumsliebling der Oper Dortmund alle Ehre. Es hat Spaß gemacht, Morgan Moody so zu erleben!

Welch eine Besetzung für das Zauberflöten-Liebespaar!

Die Zauberflöte ist auch die Geschichte um die traurige Pamina und den Fürstensohn Tamino, die sich zwar versprochen, aber weit voneinander getrennt sind. Am Ende finden sie sich, das Gute lebt und das Böse ist vernichtet. Zwei Mozartpartien von besonderer Schönheit, aber auch, bei aller scheinbarer Leichtigkeit,  von großer Schwierigkeit.

Der Dortmunder Haustenor und Interpret des Tamino, Joshua Whitener, hatte kurzfristig seine Teilnahme an der gestrigen Aufführung absagen müssen. Ihn vertrat sein amerikanischer Landsmann, der Tenor Randall Bills. Die Papagena der Zauberflöten-Premiere, Tamara Weimerich, sang diesmal die Pamina, welche sie alternierend mit Ashley Thouret in Dortmund gibt.

Randall Bills sang und spielte den Tamino als wäre er kein Einspringer, sondern festes Ensemblemitglied der Dortmunder Inszenierung. Ein lyrischer Mozart-Tenor, geschmeidig, höhensicher und flexibel, der schon bei seiner Eingangsarie „Dies Bildnis ist bezaubernd schön…“ das Publikum für sich einnehmen konnte. Im weiteren Verlauf der Oper führte er seine angenehme und wohlklingende Stimme immer sicherer durch die Partie. Der international recht erfahrene Mozartinterpret erwies sich als ein Glücksfall von einem „Einspringer“. Ich habe selten einen so kultiviert und angenehm singenden Tamino in den letzten Jahren wie ihn gehört und erlebt. Vielen Dank, Randall Bills, für diesen Abend! Das Publikum sah es wohl auch so und feierte Randall Bills ebenfalls beim Schlußapplaus.

Tamara Weimerich (Pamina), Luke Stoker (Sarastro) © Björn Hickmann, Stage Picture

Eine Pamina kann die jeweilige Interpretin beseelt singen, dabei kann sie auch zart und klein wirken, niedlich und naiv mitunter auch und dabei immer stets Schutz beim Manne suchend. Aber sie kann auch durchaus selbstbewusst, als Königinnentochter die sie ist, als eine Frau auf Augenhöhe mit dem ersehnten Mann, und dabei von ihrer romantischen Sehnsucht nichts einbüßend, klingen und gesungen werden. Dies gelang der Sopranistin Tamara Weimerich als Pamina ausgezeichnet. Mozart hat doch so viele gangbare und vielseitige Wege für seine Opernpartien vorgegeben, dass es eben die einzig richtige schlichtweg nicht gibt. Frau Weimerich gab ein sehr beachtliches Debüt als Pamina in Dortmund, welches vom Publikum mit viel Beifall und Bravorufen belohnt wurde. Bekannt textverständlich, interpretierte sie eine Pamina von gesanglicher Intensität und Schönheit. In der Arie der „zu Tode betrübten“ Pamina „Ach, ich fühl’s es ist verschwunden…“ setzte sie einen Glanzpunkt des Abends. Eben nicht völlig entseelt und dahinschwebend, sondern auf eine besondere Weise auch bei allem scheinbaren Leid noch hoffnungsvoll. Für mich eine ganz besonders tolle Leistung der Dortmunder Sopranistin Tamara Weimerich – Bravo!

Ein Opernbesuch lohnt immer, jeden Tag! Eine Premiere ist im Grunde auch nur eine von mehreren Aufführungen. Und manches muss auch seine Zeit des Reifens haben. Die gestrige Aufführung der aktuellen Dortmunder ZAUBERFLÖTE bewies dies auf treffliche Weise. 

*Titelfoto: Tamara Weimerich (Pamina), Luke Stoker (Sarastro)
© Björn Hickmann, Stage Picture

  • Weitere Termine ZAUBERFLÖTE in Dortmund HIER
  • Website des Tenors Randall Bills HIER
  • Künstler-/Inneninterviews einiger Mitwirkender mit DAS OPERNMAGAZIN HIER
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