Nina Kupczyk im Gespräch mit dem Opernmagazin

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„Die Kunst der Empathie“ lautet der Titel des im Jahre 2015 erschienenen Sachbuches der Musiktheaterregisseurin, Autorin und Psychologin Nina Kupzyk. In ihrem Buch geht sie der Frage nach, was Regie ist. Welch vielfacher Fähigkeiten es bedarf, Regie zu führen, wie bedeutsam die Interaktion mit den Künstlern ist, wie Konflikte gehändelt werden sollen und sie geht auf Führungsstile ein. Das Buch und ihre Gedanken zur Kunst der Empathie, – oder auch im übertragenen Sinne der Empathie in der Kunst – kommt auch an vielen Stellen des fast einstündigen Gesprächsvideos mit der Künstlerin zum tragen. 

 

Nina Kupczyk stammt aus einer Bremer Künstlerfamilie und begann bereits im Alter von 8 Jahren ihre Bühnenlaufbahn in zahlreichen Rollen und einer Ausbildung zur Tänzerin am Bremer Theater am Goetheplatz bei Lothar Hammes, 1. Solotänzer bei Johann Kresnik und Reinhild Hoffmann. Gleichzeitig erhielt sie Violinunterricht bei der Mutter, die Geigerin und Violin-und Klavierpädagogin ist und beim Vater Franz-Josef Kupczyk (✝︎ 2012), der jahrzehntelang 1. Konzertmeister des Philharmonischen Staatsorchesters Bremen, der Bayreuther Festspiele und Professor für Violine in Bremen und Tokio war.

Die Künstlerin studierte Musiktheater-Regie an der Theaterakademie Hamburg der Musikhochschule Hamburg bei Peter Konwitschny, Calixto Bieito u.v.a., sowie Diplompsychologie an der Universität Bremen – Abschlussarbeit „Kunst als rechtsfreier Raum“.

Kaiser von Atlantis/dir. by Nina Kupczyk/Foto @ Steffen Gottschling

In unserem ausführlichen Gespräch erzählt Nina Kupczyk von ihren ersten Inszenierungen als Musiktheaterregisseurin. Unter anderem davon, wie wichtig ihr dabei die Arbeit an der Oper „Der Kaiser von Atlantis“ (Staatsoper Hamburg) war und was sie mit diesem Stück verbindet. Oder auch darüber, wie sie sehr kurzfristig die Inszenierung von Mozarts „Don Giovanni“ an der Oper Halle übernahm und beendete, und wie sie, auch und hier besonders, die besondere Psychologie des Stückes ergründet. Die menschlichen Abgründe, die ein Don Giovanni in sich verkörpert. Sie berichtet davon, wie es sich auf ihre Regiearbeit ausgewirkt hat, dass zu der Zeit, als sie den Don Giovanni in Halle vorbereitete, diese Stadt gerade von einem brutalen Anschlag traumatisiert war. Diese besondere Ernsthaftigkeit und Tiefgründigkeit in unserem Gespräch sind Momente, die nach dem Anschauen des Videos noch länger in Erinnerung bleiben.

Aber eigentlich beschreibt sich die Künstlerin und „Gestalterin“ von oftmals sehr ernsten und düsteren Opernstoffen als ein im Grunde sehr humorvoller Mensch. „Lachen und Weinen“ waren dann natürlich auch – im übertragenen Sinne –  Themen, die in diesem DAS OPERNMAGAZIN-Gespräch immer mal wieder angeschnitten und berührt worden sind. So ist auch Ihre Regietätigkeit am Hamburger OPERNLOFT für Frau Kupczyk zu sehen. Dort, wo sie bereits vor einigen Jahren „Così fan tutte“ inszeniert hat, steht in diesem Jahr noch die tragische Puccinioper „Madama Butterfly“ für Nina Kupczyk an. Wer das Hamburger Opernloft kennt, der weis, dass selbst der tragischste Opernstoff dort auf eine ganz besondere Weise umgesetzt wird, die das Publikum förmlich mit hinein in den Zauber und die Dramatik der Oper nimmt, aber am Ende beseelt von der Musik in die Nacht entlässt. Wir sind gespannt, wie Nina „ihre“ Butterfly sieht! Demzufolge war auch ihre künstlerische Arbeit in Hamburg eines unserer Gesprächsthemen.

Nina Kupczyk / Foto @ Max van der Rose

Über die vielen bisherigen Stationen, Erfolge und kommende Planungen der Künstlerin sei auf ihre informativ gestaltete Homepage verwiesen. Von dort aber möchte ich gern folgendes zitieren:

Theaterschaffende – Wir sind Gefühls- und Erlebens-Spezialisten, wir zeigen These und Antithese der Arten des Seins/Variation und Utopie. Die Synthese maßen wir uns nicht an, denn wir wissen nicht, was richtig und falsch ist. Wir sind Dienende im Prozess in Greifbares, bauen Gefäße für das Erleben, das sich in Symbolen zeigen kann, denn ein Symbol kommt aus der Tiefe der Seele und ist Klang, der Wirkung erzeugt, und die Wirkung lässt sich nicht messen, sie bleibt dem Zuschauer überlassen. Das ist Freiheit. Es braucht kein Ich, nur Charakter.

Und eben davon handelt unser Gespräch mit der vielseitigen und so facettenreichen Künstlerin eben auch. Vielleicht sogar in erster Linie. Die Liebe zur Musik, zum Theater, den Menschen und natürlich auch der anfangs erwähnten Empathie in allen diesen Bereichen und zwischenmenschlichen Begegnungen.

Ich danke Nina Kupczyk für ein sehr besonderes DAS OPERNMAGAZIN-Gespräch.

 

  • Detlef Obens / Herausgeber DAS OPERNMAGAZIN ©05-2021

 

  • Titelfoto: Nina Kupczyk / Foto @ Max van der Rose
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