Netrebko-Festspiele in Salzburg: Puccinis Oper La Boheme

Anna Netrebko – Foto by © Silvia Lelli, Milano

Eigentlich wurde am gestrigen Abend im Salzburger Festspielhaus die Oper La Boheme von Puccini gegeben. Und dennoch überschlagen sich die Überschriften der Kritiken nur mit dem Namen der Sängerin der Mimi: Anna Netrebko. Und sie war umwerfend! Ein Kritiker schrieb, dass sie eigentlich auftreten und singen könnte was sie wolle, um das Publikum zu begeistern. So auch in der Premiere der diesjährigen La Boheme  anlässlich der Salzburger Festspiele 2012.

Der italienische Regisseur Damiano Michieletto verlegt die Handlung der Oper in die Gegenwart. Er nimmt ihr den Kitsch, dem so viele andere La-Boheme-Regisseure immer wieder unterliegen. Eine karge Studenten-WG ohne Heizung. Ein grell-bunter Supermarkt im zweiten Bild. Eine Imbissbude an einer trostlosen Pariser Strasse, aber vor allem ein dramatisches wie genial-poetisches überdimensionales dunkles und verregnetes Fenster im Finale der Oper – Mimis Sterbeszene. Im Moment des Todes der glücklosen Mimi schreibt eine riesige Hand den Namen MIMI auf das beschlagene Fenster und wischt das Wort sogleich wieder ab. Als ein Sinnbild der irdischen Vergänglichkeit.

Die Wiener Symphoniker unter dem Dirigat von Daniele Gatti spielten gewohnt souverän. Die Sänger auf der Bühne interpretierten ihre Rollen auf teils großartigem Niveau. Mit zwei Ausnahmen: Anna Netrebko und ihr „Opernpartner“ Rodolfo, gesungen vom polnischen Tenor Piotr Beczala. Diese beiden waren Weltklasse!

Beczala begeisterte das Publikum restlos. Seine Arie „Che gelida manina“ -eine der berühmtesten Tenorarien- im ersten Akt der Oper geriet zu einer Glanzleistung, bei der selbst das gefürchtete hohe C nicht fehlte. Er ist ein kongenialer Partner für eine Sängerin vom Range einer Netrebko. Den frenetischen Jubel der Premierenbesucher nahm er nach Ende der Oper zu recht entgegen.

Was soll man noch zu Anna Netrebko schreiben oder sagen, was noch nicht geschrieben oder gesagt wurde? Der Megastar der Oper schlechthin war auch als Mimi mal wieder eine Offenbarung. Im Gesang, im Spiel, in der Bühnenpräsenz braucht sie derzeit weltweit keine Konkurrenz ernsthaft zu fürchten. Ihr Sopran klingt mittlerweile tiefer, kräftiger und dramatischer als noch vor wenigen Jahren. Weltstar Anna Netrebko lieferte auch gestern wieder ein Glanzleistung im Belcantogesang ab. Das Publikum in und vor dem Festspielhaus (große Public-Viewing-Leinwand) war aus dem Häuschen. Die Sterbeszene machte sie zu einem Gänsehauterlebnis. Der Jubel des Publikums setzte erst nach einem Moment der Stille ein, so ergriffen waren die Zuschauer und Zuhörer.

Die Salzburger La-Boheme-Premiere wurde auch u.a. auf ZDF und ORF (teils zeitversetzt) übertragen. Das ZDF setzt damit seine alljährliche Reihe von jeweils einer Liveübertragung aus Salzburg fort. Das sie sich mal wieder für Netrebko entschieden haben darf nicht verwundern.

Info Salzburger Festspiele, Oper La Boheme, HIER

*Foto Anna Netrebko als Mimi–Foto Salzburger Festspiele 2012 by Silvia Lelli

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