Mirko Roschkowski / Fotograf: Jerzy Bin

Mirko Roschkowski: Der Tenor im Gespräch mit dem OPERNMAGAZIN

Mirko Roschkowski in Ulisse (Monteverdi) an der Oper Köln, Foto: Paul Leclaire
Mirko Roschkowski in Ulisse (Monteverdi) an der Oper Köln, Foto: Paul Leclaire

Wäre nicht die Musik so eindrücklich in mein Leben getreten, die Pädagogik wäre ganz sicher mein Weg geblieben und hätte mich auch glücklich machen können.“ 

 

 

So äußert sich der in Dortmund aufgewachsene Tenor Mirko Roschkowski auf seiner Homepage. Bereits sein Schulmusiklehrer Lothar Trawny hatte Roschkowskis stimmliche Ressourcen und die aufkeimende Schönheit seiner Stimme erkannt. Der junge Mirko fing auch sofort Feuer und begann sich intensiv mit seiner Stimme zu befassen und sie in Privatstunden bei Trawny ausbilden zu lassen. Dennoch entschied er sich zunächst für ein Sonderpädagogik-Studium an der Universität zu Köln.
Doch der angeschlagene Funke „Musikkarriere“ schwelte in ihm, wuchs zur Flamme heran und dann 2001, nahm Mirko Roschkowski am Alexander Girardi Wettbewerb für Oper und Operette teil. Hier erreichte er auf Anhieb die dritte Runde, ein beachtlicher Erfolg. Damit war das Feuer der Leidenschaft für ein Leben auf der Bühne, statt am Lehrerpult, endgültig entfacht. Der Besuch von Meisterkursen bei Deon van der Walt und Christoph Prégardien, wie auch- einschließlich Privatunterricht- bei Edda Moser und ein Anfängerfestvertrag am Theater Bremerhaven gehören zu den vielen wichtigen und prägenden Schritten des Tenors. 

Inzwischen ist Roschkowski unter anderem regelmäßig Gast an Häusern wie: Oper Köln, Deutsche Oper am Rhein, Staatstheater Wiesbaden, Nationaltheater Mannheim, Konzerthaus Dortmund, Tonhalle Zürich,vor allem aber auch an der Volksoper Wien und am Opernhaus Bonn.
Neben einem umfangreichen Oratorien- und Liedrepertoire, verfügt Mirko Roschkowski über ein breites Spektrum an unterschiedlichsten Partien, die stimmlich wie darstellerisch die unterschiedlichsten Ansprüche an den jungen Sänger stellen. Dazu gehören gängige Mozart-Partien  wie „Belmonte“ (Entführung aus dem Serail) und „Tamino“ (Die Zauberflöte), sowie Jacques Offenbachs „Hoffmann“, Bizets „Don José“ (Carmen), „Lenski“ (Eugen Onegin) oder auch Gounods „Faust“

Mirko Roschkowski/ Fotograf: Jerzy Bin
Mirko Roschkowski/ Fotograf: Jerzy Bin

Aber auch eher unpopuläre, dennoch reizvolle Rollen, wie „Benvenuto Cellini“ in Berlioz‘ gleichnamigem Werk, den „Prinzen“in Prokofievs „Die Liebe zu den drei Orangen“ und vieles mehr.
Sein Lohengrin-Debüt am 4. November 2018 am Theater Bonn ist ein weiterer Meilenstein in seiner Karriere und Anstoß für dieses Interview, das vor einem weiteren Engagement als „Tamino“ an der Volksoper Wien und den Proben in Bonn in Mirko Roschkowskis Wohnort stattfand.
 

 

Ein „Quereinsteiger“, der gesanglich auch schon mal auf Risiko setzt

 

Opernmagazin (OM): Herr Roschkowski, Ihrer Homepage ist zu entnehmen, dass Sie nie eine Musikhochschule besuchten, sondern ihre Stimme bei ihrem Musiklehrer Lothar Trawny und in vielen Meisterkursen ausgebildet haben. Ist es da falsch, Sie als „Naturtalent“ zu bezeichnen?

Mirko Roschkowski (MR): Nein, ich denke man kann es so sehen. Ja, ich habe nie eine Musikhochschule besucht, aber von den ersten Bühnenschritten an habe ich ein Selbstverständnis auf der Bühne empfunden. Darstellerisch, wie auch musikalisch. Studiert habe ich aber Sonderpädagogik bis zum ersten Staatsexamen, worüber ich auch froh bin.

OM: Ich frage mich gerade, ob nicht die Empathie, die ja für ein solches Studium, oder für die pädagogische Arbeit an sich nötig ist, Ihnen die Arbeit auf der Bühne erleichtert. Ob es Ihnen auf subtile Weise hilft, die lebendige, authentische Ausstrahlung zu bekommen die schon auf Bildern zu spüren ist, oder durch ihre stimmliche Modulation bei Videos auf Ihrem Youtube-Kanal zu hören.

Mirko Roschkowski / Mitridate/ Mannheimer Mozartsommer/ Foto: Christian Kleiner
Mirko Roschkowski / Mitridate/ Mannheimer Mozartsommer/ Foto: Christian Kleiner

MR: Für mich passt beides auch gut zusammen, denn ich finde, der Lehrer sollte auch Entertainer sein, auf gewisse angemessene Art und Weise. Und auf der Bühne benötige ich zuerst Empathie für die jeweilige Rolle, aber dann auch für das Publikum. Ich muss mich auf die Zuschauer einstimmen können um sie zu erreichen. Es war sicherlich ein Vorteil, dass ich dieses gewisse Maß an Empathie und Selbstverständnis mitbrachte, doch die technischen Dinge musste ich natürlich lernen. In meinem Falle ein „learning by doing“, sozusagen. Zu meinem großen Glück traf ich von Anfang meines Weges an auf viele kompetente Menschen. Einer meiner ersten Regisseure war Igor Folwill, Professor für Musiktheaterregie an der Musikhochschule Köln. Er begleitete eine meiner ersten Produktionen am Landestheater Detmold. Von ihm habe ich mit jedem Satz so vieles gelernt, sei es über Bewegung, Sprache, Ausdruck oder auch nur den Blick. Wir haben später noch einmal zusammengearbeitet, und ich muss sagen, dass Igor Folwill durch die nur zweimalige Zusammenarbeit zu einem wichtigen Mentor für mich wurde. Auf der Musikhochschule lernt man auf jeden Fall sehr viel, doch andererseits denke ich, dass gerade ein Studium wie das meine, zur Persönlichkeitsreife beiträgt und auch wirklich subtil auf die Bühne vorbereitet.

OM: Begonnen hat Ihr „Quereinsteigerweg“ als Gustl im „Land des Lächelns“ und als Ottokar im „Zigeunerbaron“ in Solingen, dann folgte Detmold und schließlich ein Festengagement am Stadttheater Bremerhaven.

MR: Genau. Ich hatte gerade am Landestheater Detmold unterschrieben, als ich einen Anruf bekam. Man fragte mich, ob ich mir vielleicht auch vorstellen könnte am Stadttheater Bremerhaven zu singen. Natürlich konnte ich! Ich war dann  drei Jahre dort und es wurde viel auf den Weg gebracht, meine Karriere betreffend. Hier sang ich unter anderem meinen ersten Ottavio, den Tamino, Idomeneo und auch Faust und Alfred in „Die Fledermaus“. Würde mich zum Beispiel August Everding fragen, wann ich meinen Durchbruch gehabt habe, wäre meine Antwort „Den hatte ich als „Don Ottavio“ am Theater Bremerhaven“. Diese Rolle aus Mozarts „Don Giovanni“ sang ich in meiner ersten Spielzeit an diesem Theater und der Applaus nach „Dalla sua pace“ war überwältigend. Noch heute,- sehen Sie,- bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an diesen wunderbaren Moment denke.

OM: Das verstehe ich vollkommen.

Mirko Roschkowski/ Énée in Les Troyens von Berlioz am Staatstheater Nürnberg / Foto Ludwig Olah

MR: Ja, ich wusste damals ja nicht wie ich ankomme, es war eine meiner ersten großen Rollen. Und das ich da so, ja so, einschlug … Ich bin die drei Jahre am Theater Bremerhaven wirklich geschwebt, durfte mich entwickeln. Wir waren ein sehr junges Ensemble, viele Kollegen kamen natürlich von Musikhochschulen, hatten schon viel Konkurrenzkampf erfahren müssen. Ich glaube ich selber, war auch weniger  angestrengt, offener, da ja irgendwie ein unbeschriebenes Blatt, hab alles aufgesaugt. Es ist auf keinen Fall zu verallgemeinern, aber für mich persönlich, war der Querenstieg der richtige Weg. Es gibt übrigens einige Kollegen, die einen ähnlichen Weg gehen. Ich bin jedoch trotz allem ein Fan der alten Schule.

OM: Alte Schule, was bedeutet das für Sie?

MR: Eine berechtigte Frage. Ich empfinde das als einen autoritären Stil mit klaren Strukturen und Regeln, Aussagen. Eine gewisse Art Strenge, die sicher weiter bringt als eine Art von Laissez-faire, was aber Freundlichkeit und Freude nicht ausschließt. So hab ich damals die Arie des Sängers aus Strauss‘ „Der Rosenkavalier“ einstudiert und mein Studienleiter sagte mir: ‚Wenn Sie es so singen, haben Sie das Ziel nicht erreicht.‘ Das ist die Art Strenge, die ich meine.

OM: Also, Gesangsstil und Technik betreffend?

MR: Nein, auch im allgemeinen Umgang miteinander. Ich habe lange Formation getanzt, in der Tanzschule Gödde in Dortmund und für die Lehrerin dort war es selbstverständlich, dass man sich entschuldigte, wenn man zu spät kam, dass man sich selbstverständlich vernünftig verhielt und konzentriert war. Dinge, die heute weniger eingefordert werden. Sie sind ein wenig der Freiheit gewichen, die ich natürlich auch sehr zu schätzen weiß. Es ist die Mischung, die es macht.

OM: Gut da stimme ich Ihnen zu, auch wenn ich in erster Linie an das Lehren von Gesangstechnik und dem, was dazu gehört, dachte.

MR: Da hatte ich mit meinem Lehrer Lothar Trawny, der ja auch ein sehr guter Pianist und Kirchenmusiker ist, großes Glück. Denn er hat meine Autodidaktik stets gefördert, ermunterte mich, alles mitzubringen, was ich singen wollte. Das tat ich auch, quer durch alle Genres. Er spielte, ich sang ganz ohne jemals zu forcieren, einfach mit Spaß. Ich empfinde dies als meine Basis.
Im vergangenen Jahr gab ich meinen ersten Meisterkurs, bei dem es mir wichtig war, zu vermitteln, dass es mir um den natürlichen Ton geht. Denn man ist beim Üben von etwas Neuem, – so wie ich zurzeit beim „Lohengrin“- oft versucht, etwas zu probieren, das eigentlich unnatürlich ist, weil es sich gut anfühlt oder gut anhört. Es ist immer wieder mein Bestreben, im natürlichen Fluss zu sein, im Leben, wie auch beim Gesang, beim musikalischen Austausch.

OM: Ich danke Ihnen für den Ausdruck „natürlicher Ton“. Auch wenn es, mit einem Liveerlebnis nicht vergleichbar ist, habe ich in den letzten Tagen Ihren Youtube-Kanal (Mirkowitsch) durchstöbert. Dabei ist mir  die Ausdrucksstärke Ihrer Stimme aufgefallen. Sie spielen mit Tonfall und Stimme, sodass man nachempfinden kann, was Sie singen. Als ich zum Beispiel „Schlechtes Wetter“ von Richard Strauss hörte, war mein erster Gedanke, wie interessant es wäre, würden Sie „Nichts“ singen. Und dann …

Mirko Roschkowski in Hoffmanns Erzählungen an der Volksoper Wien/ Foto Johannes Ifkovits
Mirko Roschkowski in Hoffmanns Erzählungen an der Volksoper Wien/ Foto Johannes Ifkovits

MR: Das ist jetzt aber nicht sehr charmant von Ihnen.(Er lacht dabei und fährt fort): Nein, keine Angst ich weiß, Sie meinen das Lied von Strauss.

OM: Genau! Doch worauf ich hinaus wollte war, dass ich für mich nach Worten suchte, um Ihre Stimme zu beschreiben. Und am adäquatesten schienen mir  die Ausdrücke rein und klar. Und „sehr deutsch“. Letzteres möchte ich nun mit Ihren Worten: „Natürlich im Ton“, nennen.

MR: Manchmal fehlt vielleicht hier und da ein Schnörkel und dann mache ich ihn und merke, das ist nicht mein Schnörkel. Darum halte ich mich auch im italienischen Fach sehr zurück, weil das nicht meiner Natur, meinem natürlichen Ton entspricht. Ich kann es herstellen, aber dazu muss ich mich etwas verbiegen, was im französischen und deutschen Fach, nicht der Fall ist.
Ich empfinde mich als einen ehrlichen Sänger. Ich versuche deshalb nicht zu tricksen, sondern auch zu Schwächen zu stehen oder zumindest, vielleicht nicht ganz zeitgemäß, gesanglich Risiken einzugehen. Ich denke da oft an Edda Moser, deren Schüler ich ja zeitweise auch war. Sie ist wohl mehr Risiken eingegangen, als letztlich für sie gut war, aber dieses Feuer – diese Leidenschaft, das kam ehrlich aus dem Herzen.

OM: Ihr Repertoire ist äußerst umfangreich.

MR: Ja, aber die Schwerpunkte sind klar.

OM: Absolut, für mich belegt die Rollenauswahl einen achtsamen Umgang mit Ihrer Stimme. Dabei sind auch Konzerte mit viel Bach …

MR: Naja, so viele Konzerte mache ich nicht.

OM: Gut, ich wollte auch wieder auf das deutsche Fach hinaus, auch im Konzertbereich. Neben einem, wie ich glaube, so gut wie kompletten Mozart- Opern-Repertoire. Halt Mendelssohn, Haydn, Händel und Bach.

MR: Ich liebe Bach sehr, gerade auch seine instrumentalen Stücke. Bach zu singen, ist wahnsinnig schwer. Ich bin zum Beispiel ein Evangelist (Johannes-Passion), der sich mit der Geschichte identifiziert und mit voller Stimme singt. Da es aber in Mode zu sein scheint in Konzerten so zu singen, als stünde man über den Dingen,  bin ich in den Konzerten auch immer im kleineren Rahmen geblieben. Das ist auch in Ordnung, weil ich mehr auf die Bühne gehöre!  

OM: Was ist mit Liederabenden?

Mirko Roschkowski / Fotograf: Jerzy Bin
Mirko Roschkowski / Fotograf: Jerzy Bin

MR: Lieder habe ich im Unterricht nur ganz wenig kennengelernt, habe sie erst spät für mich erobert, Ich habe immer das Gefühl, ich gehe einem Hobby nach, wenn ich Liederabende singe, weil ich es so sehr liebe. Darum finde ich es auch so traurig, dass Liederabende auch bei großen Sängern so schlecht besucht sind und so wenig gepflegt werden. Meinen größten Liederabend habe ich 2014 im „Beethoven-Haus“ in Bonn gegeben, in den ich viel Herzblut steckte. Ich dachte. weil ich einen gewissen Namen habe in Bonn, bekämen wir die 200 Plätze, unter anderem mit einer kleinen Bekanntgabe über Facebook, sicher voll. Letztendlich waren knapp 160 Leute da.

OM: Oh, wie schade, wenn man bedenkt, wie viel Arbeit ja in so einer Veranstaltung steckt.

MR: Ja, aber es war dennoch ein wunderbarer Abend, fantastisch.

OM: Ich unterstelle Ihnen nun einmal, dass Sie zu jenen Sängern gehören, denen es gelingt Liederabenden ein großes Maß an Emotionen zu verleihen; als einen Sängerdarsteller, der sich in das entsprechende Lied einlebt.. Wobei wir wieder bei den vielen unterschiedlichen Rollen wären.

MR: Wissen Sie, schon als Anfänger habe ich gesagt, dass mein Weg von Mozart, über das französische zum deutschen Fach führt. Und ja, ich singe inzwischen sämtliche Mozart-Partien. Eine der schwersten Rollen dabei ist Mitridate. Diese Rolle hat neben 9 hohen Cs auch viele extreme Tiefen. Ich erinnere mich jedoch, dass sich für meinen, ganz persönlichen,Triumph niemand so wirklich interessierte, auch die Kritiker nicht.

OM: Wie das?

MR: Nun ja, das war am 13. Juli 2014 beim Mozartsommer in Schwetzingen.

OM:  Am Tag des Endspiels der Fußball-WM?

MR: Ja. Da ging mein persönlicher Siegtreffer halt unter. Doch ich gehöre zu den Menschen, die selbstkritisch genug sind und finden, das Publikum und auch ich selbst haben es verdient, dass ich immer mein Bestes gebe.

OM: Dennoch sicher keine allzu schöne Erinnerung. Zwischen damals und heute folgten wie ich es empfinde, zahlreiche wichtige Rollen wie der „Faust“ in Leipzig, „Tamino“ an der Oper Köln „Idomeneo“ , eine Partie von der ich weiß, dass Sie sie sehr schätzen, in Mannheim, Es gab Zusammenarbeiten mit Regisseuren/Bühnenbildnern wie Renaud Doucet und André Barbe für „Hoffmanns Erzählungen“ an der Volksoper Wien und mit Achim Freyer für „Händels Jephtha“ am Staatstheater Wiesbaden. 2015 hatten Sie sogar einen Gastauftritt als Mozarts „Lucio Silla“ an der Mailander Scala. In nächster Zukunft werden Sie als Tamino an der Volksoper Wien gastieren. Im November steht dann ein Debüt an: „Lohengrin“ am Opernhaus Bonn in der Regie von Marco Arturo Marelli und mit Dirk Kaftan am Pult.

MR: Ja, ich denke, ich habe in den 15 Jahren, die ich nun auf der Bühne stehe, nicht wenige große Aufgaben bewältigt. Doch ich habe das Gefühl, dass die Wahrnehmung eines Sängers meines Faches erst mit dem „Lohengrin“ wirklich beginnt, da Richard Wagner und seine Musik einen enormen Stellenwert haben. Sie sagten, ich würde achtsam mit meiner Stimme umgehen. Ich bin ein deutscher Tenor und mir werden schon seit 2009 Rollen aus diesem Fach angeboten. Damals war es der „Stolzing“ aus „Die Meistersinger von Nürnberg“, es folgten mehrere „Parsifal“- Offerten und natürlich auch der „Lohengrin“. Ich hatte mir jedoch schon früh vorgenommen Partien dieser Art erst nach meinem 40. Geburtstag zu singen, da ich meine hauptberufliche Sängerkarriere erst relativ spät begann. Ich spürte, ich benötige Zeit und Erfahrung. Obwohl es jetzt vielleicht fast ein wenig unspektakulär ist, da man davon ausgehen kann, dass ich es schaffe.
Vor neun Jahren, hätte man eine kleine Sensation erwartet und ob ich die im positiven Sinne hätte bieten können, bezweifle ich. Jetzt ist für mich der richtige Zeitpunkt.

OM: Das klingt sehr überlegt.

Mirko Roschkowski/ Tito (Mozart) an der Oper Köln, Foto: P. Leclaire
Mirko Roschkowski/ Tito (Mozart) an der Oper Köln, Foto: P. Leclaire

MR: Es gibt eine Rolle, die ich vor dem „Lohengrin“ auf dem Plan hatte und bisher doch noch nicht gesungen habe. Hans aus Smetanas „Die verkaufte Braut“. Aber den Max aus Webers „Freischütz“, den Erik („Der Fliegende Holländer“), den „Hoffmann“ habe ich gesungen,und auch die beiden großen Berlioz-Partien Äneas aus „Les Troyens“ und die Titelrolle in „Benvenuto Cellini“. Letzteres war nun wirklich das Schwerste, das ich je sang bisher. Bis zur Premiere war ich wirklich von Selbstzweifeln verfolgt.

OM: Aber die Kritiken, die Meinung des Publikums, waren ja dann äußerst positiv. Aber ich möchte von der nahen Zukunft reden. Sie werden jetzt an der Volksoper Wien den Tamino darbieten, mitten in der Vorbereitungszeit zum Lohengrin, mit dem Sie am 4. November 2018 Premiere am Theater Bonn haben. Irgendwie kann ich nicht umhin zu fragen: Passen Mozart und Wagner zusammen? Denn „Lohengrin“ scheint mir ja nun so ganz anders als Tamino.

MR: Wenn man wie ich immer so um den natürlichen Ton bemüht ist, ist das gar nicht so anders. Der Tamino hat allerdings eine Zwischenposition, das ist für jeden Tenor wahrhaft Gold wert. Dem lyrischen Tenor hilft er dabei,  seine Stimme aufzubauen, dem jugendlich-dramatischen Tenor bietet er die Möglichkeit sich zu fokussieren, wieder schlanker zu singen. Er hat wirklich für jeden Tenor etwas zu bieten und daher ist er für mich eine wirklich gute Vorbereitung auf den Lohengrin. Abgesehen davon, dass ich den Tamino selbst auch sehr liebe und noch lange singen möchte. Obwohl allmählich ja die Zeit der Prinzen abläuft und die der Könige beginnt, so singe ich im nächsten Jahr am Staatstheater Wiesbaden sowohl den „Idomeneo“, als auch den „Titus“, worauf ich mich sehr freue. Allerdings auch noch den Prinzen in Rusalka an der Oper Köln.

OM: Für alles,  besonders natürlich für Ihren ersten Lohengrin, wünsche ich Ihnen viel Erfolg und danke für dieses wirklich angenehme und aufschlussreiche Gespräch. Auf Wiedersehen.
MR: Gerne! Auf Wiedersehen.

 

 

DAS OPERNMAGAZIN dankt Mirko Roschkowski für das Interview!

 

 

  • Titelfoto: Mirko Roschkowski / Fotograf: Jerzy Bin
  • DAS OPERNMAGAZIN-INTERVIEW mit Mirko Roschkowski führte Birgit Kleinfeld-09-2018, copyright DAS OPERNMAGAZIN-www.opernmagazin.de(2012/2018)

 

 

 

 

 

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