Allein schon wenn Juan Diego Flórez auf dem Programm steht, ist ein volles Haus garantiert. Ein zusätzliches Highlight an diesem Abend war das aus seiner Heimat Peru stammende Orchester Sinfonia por el Perú Youth Orchestra, bestehend ausschließlich aus jungen Musikertalenten, welche mit fühlbar feurigem Engagement diesem Konzertabend einen kräftigen Akzent verliehen hatten. Das voller Energie geladene Orchester unter der Leitung von Roberto Gonzáles-Monjas interpretierte die einzelnen Stücke mit jugendlicher Frische und begeisterte das Konzertpublikum gleich von Anfang an. (Rezension des Konzerts v. 2.9.2022, KKL Luzern)
Juan Diego Flórez eröffnete das Programm mit der anspruchsvollen Arie „Si, ritrovarla io guiro“ aus Gioachino Rossini’s „La Cenerentola“. Schon da war gleich erkennbar, dass sich der Sänger in hervorragender Verfassung befand.
Der erste Programmteil war berühmten Arien und Ouvertüren gewidmet. Mit zwei Arien aus „L’elisir d’amore“, einer seiner Glanzpartien, sowie aus der Oper „La Traviata“ konnte er seinen wunderbaren Tenor aufs schönste erklingen lassen und erntete damit bereits zu Beginn des Konzerts viele Bravos. Die Ouvertüren zu „Il barbiere di Siviglia“ und zu Verdis „Macbeth“ ergänzten den ersten Teil.
Nach der Pause wurde man mit „Danse Bohéme“ aus der Carmen-Suite Nr. 2 von Georges Bizet und der Arie „La fleur que tu m‘avais jetée“ aus derselben Oper auf die südländischen Rhythmen eingestimmt. Es folgten Melodien aus den Flórez besonders wesensnahen spanischen und südamerikanischen Zarzuelas. Ergreifend die emotionsvolle Interpretation von „Adiós Granada“. Genauso ein Genuss war „Te quiero, morena“ und das berühmte „No puede ser“. Keiner kann diese herrliche Musik inniger interpretieren, als Juan Diego Flórez. Bei ihm spürt man, dass er jedes Wort des Textes verinnerlicht hat.
Besonders bei den lateinamerikanischen Klängen und Rhythmen war das Orchester unverkennbar in seinem Element. Mit dem Intermezzo aus „La boda de Luis Alonso“ und der berühmten Melodie „El cóndor pasa“ wurde das Publikum förmlich elektrisiert und mit den zwei weiteren Standardstücken der südamerikanischen Volksmusik, „Ojos azules“ und „Valicha“, sowie dem afroperuanischen Tanz „El Alcatraz“ verwandelte sich der Saal in einen Raum voller begeisterter Menschen. Die zahlreich unter dem Publikum anwesenden lateinamerikanischen Zuhörer waren kaum mehr zu halten.
Nebst dem Startenor Flórez hatte Roberto Gonzáles-Monjas wesentlich den Konzertabend geprägt. Mit seiner sprühenden Energie vermochte er, dem Orchester Höchstleistungen zu entlocken. Es ist eine Freude, das Engagement all dieser jungen Talente zu erleben. Die Fröhlichkeit des Orchesters kam besonders stark zum Ausdruck, als die Musiker mit ihren Instrumenten in guter Show Manier den Rhythmen auch optisch Leben einflößten. Eine lustige Einlage.
Der jubelnde Applaus wurde mit einer großzügigen Reihe von Zugaben belohnt. So mit dem berühmte „Granada“, „Nessun dorma“ oder einem Medley mit „Guantanamera“, wo das Publikum zum Mitsingen aufgefordert wurde. Selten erlebt man in einem Schweizer Konzertsaal eine derart ausgelassene Stimmung. Erst nach einem 35-minütigen Applaus verliess das beschwingte Publikum das KKL.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Lucerne Festival 2022
- Titelfoto: Juan Diego Flórez | Sinfonía por el Perú Youth Orchestra | Roberto González Monjas © Peter Fischli/Lucerne Festival