„Lola rennt“
Oper von Ludger Vollmer
Text von Bettina Erasmy nach dem gleichnamigen Film „Lola rennt“ von Bettina Erasmy
Hagener Erstaufführung am 8. März 2014 um 19.30 Uhr, Großes Haus
Kann die Zeit stehenbleiben? Gibt es etwas, zum Beispiel die Liebe, das bewirken kann, dass ein Augenblick nicht vergeht? Dass er jedenfalls lange genug anhält, um etwas zu klären, das gerade ganz wichtig ist? Das sind Fragen, die sich Lola unter erschwerten Bedingungen stellen. Sie hat ein sehr handfestes Zeitproblem: Ihr Freund Manni hat als Geldkurier eine Tasche mit 100.000 Mark in der U-Bahn stehen lassen. Das ist herrlich für den Obdachlosen, der den Beutel findet und mit fröhlicher Großzügigkeit nun Currywürste für alle spendiert, aber es ist lebensgefährlich für Manni, dessen Boss in 20 Minuten die Übergabe erwartet. In Panik ruft er Lola an – und Lola rennt los, um das Geld zu besorgen. Da es ihr im ersten Anlauf nicht gelingt, bekommt sie eine zweite Chance. Und eine dritte. Jedes Mal springen die 20 Minuten wieder zurück auf den Moment des Anrufes und Lola kann noch einmal starten. Das macht den besonderen Charme der Geschichte aus, die in dem Film „Lola rennt“ von Tom Tykwer 1998 in die Kinos kam. Tykwers irrwitziges Spiel mit der Zeit bescherte ihm zahlreiche Ehrungen, darunter den Deutschen Filmpreis, den Bambi und beim US-amerikanischen „Sundance Film Festival“ die Auszeichnung als bester ausländischer Film.
Ludger Vollmer (*1961), international gefragter Komponist, der unter anderem die auch in Hagen sehr erfolgreich aufgeführte Oper „Gegen die Wand“ nach Fatih Akins Film schrieb, hat nun das turbulente Drehbuch von „Lola rennt“ zur Grundlage einer neuen Oper gewählt. In drei „Runden“ ist die Handlung unterteilt, in denen kleine Abweichungen dazu führen, dass die Geschichte jeweils einen völlig anderen Verlauf nimmt. Immer wieder lässt Lola sich etwas Neues einfallen, um an das lebensrettende Geld zu kommen: Der Vater, der ihr als Chef einer Bank tatsächlich helfen könnte, ein Überfall, ein Bankraub, und schließlich das Spielcasino. Zwischen den Runden wird es momentweise ganz ruhig. Einmal ist Lola tödlich verletzt, einmal Manni: Beides ist inakzeptabel, aber auch Anlass zum Innehalten, zur Reflexion – und zum Erleben einer tatsächlich für einen Augenblick still stehenden Zeit.
Musikalische Leitung: David Marlow · Inszenierung: Roman Hovenbitzer · Ausstattung: Jan Bammes