Konzert des Kammerorchester Basel / Solist: Ivo Pogorelich

Kammerorchester Basel (Gruppenfoto) @ Lukasz Rajchert

Immer wieder gelingt es dem Basler Kammerorchester, spannende Programme zu gestalten und dabei seine außerordentliche Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen. Im kürzlich stattgefundenen Konzert wurden Werke von vier Komponisten aufgeführt, welche diese in jungen Jahren komponiert hatten. (Konzert v. 30. November 2021)

 

Als erstes erklang die „Mala Suita“ für Kammerorchester von Witold Lutoslawski. Dieses viersätzige Werk wurde 1950 uraufgeführt. Der Komponist benutzt dabei einfache Weisen aus seiner polnischen Heimat und verleiht ihnen „ein neues Gesicht“. Er lässt sie weitgehend unverändert in seine Komposition einfließen und kombiniert sie mit zeitgenössischen Elementen, beispielsweise mit einem virtuosen Flötensolo, oder einer lebhaften Polka. Dadurch entsteht eine interessante Harmonie und ein eigenständiges Hörerlebnis. Das Orchester unter der Leitung von Daniel Bard interpretierte diese Suite mit beeindruckender Perfektion.

Ivo Pogorelich / Foto @ Gabriel Hill

Mit dem Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 in f-Moll des damals erst 20-jährigen Frédéric Chopin brillierte der Solist des Abends, Ivo Pogorelich. Diesen weltweit bekannten und gefeierten Pianisten muss man keinem Musikfreund mehr vorstellen. Seit 1980 ist er in allen großen Sälen aufgetreten und begeistert seine Anhänger. Mit Ivo Pogorelich erfährt die Komposition eine sehr feinfühlige Interpretation. Sein Spiel zeichnet sich aus durch den Wechsel zwischen einem energischen Anschlag und zartesten Klängen, die er dem Instrument zu entlocken versteht.

Für den Applaus des Publikums bedankte er sich mit der Wiederholung des zweiten Satzes dieses wunderbaren Klavierkonzerts.

Nach der Pause kam man in den Genuss einer großartigen Wiedergabe der „Suite für Streichorchester“ von Leoš Janáček. Gerade mal 23-jährig, komponierte er dieses erste Werk für Orchester. Die sechs Teile zeigen einen zwischen klassischen und romantischen Formen wandelnden Komponisten. Auch in dieser Komposition sind die Einflüsse der Volksmusik gut erkennbar. Das Kammerorchester Basel bot hier einen Hörgenuss von allererster Güte.

Den Abschluss machte das „Concert Românesc für Orchester“ von György Ligeti aus dem Jahre 1951. Dieses Werk wurde gleich nach dessen Veröffentlichung verboten, weil der Komponist es gewagt hatte, den Geist der Volksmusik zu verfälschen, wie es hieß. Die damalige Führung akzeptierte keine derartige tonale Experimente. Heute staunt man ob dieser Entscheidung, empfindet man doch die Musik als ein interessanter Blick auf diese Volksweisen. Alle Facetten leuchteten in diesem kurzen Werk auf und wurden mitreißend gespielt.

Der begeisterte Applaus wurde auch hier mit der nochmaligen Wiedergabe des zweiten Satzes belohnt.

Kammerorchester Basel
Ivo Pogorelich, Klavier
Daniel Bard, Violine und Leitung
Stadtcasino Basel

 

  • Artikel von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Kammerorchester Basel
  • Titelfoto: Ivo Pogorelich (c) Bernard Martinez

 

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