Es ist ein vorbildliches Education-Projekt der Kölner Kinderoper: Kinder und Jugendliche schreiben in kleinen Gruppen ihre eigene Oper, in der sie das thematisieren, was ihnen auf den Nägeln brennt. Sie lernen dabei, wie eine Oper aufgebaut ist, wie ein dramatischer Spannungsbogen funktioniert, wie Texte vertont werden und wie Bühnenbilder und Kostüme gemacht werden. Sie haben später die Gelegenheit, ihr eigenes Werk in der Kölner Kinderoper zu sehen und können eventuell im Chor auch selbst mitwirken.
Zu den Workshops „Komposition“ und „Bühne und Kostüm“ können sich Schüler*innen von 10 bis 18 Jahren noch anmelden.
Zur Pressekonferenz am 25. November 2023 waren alle gekommen:
Dirigent und Leiter des Kölner Opernstudios Rainer Mühlbach (rechts oben), Intendant Hein Mulders (rechts unten), Judith Bäcker und Tobias Steinfeld (2. und 1. links unten), die Leiter der Arbeitsgruppen, die das Libretto geschrieben haben, und vor allem Frieda, Mara und Sara, (Mitte unten) die Sprecherinnen von drei der vier Projektgruppen, die das Libretto der Kinderoper vom 2. September 2023 bis zum 5. Oktober 2023 erarbeitet haben. Am Nachmittag wurde das Libretto von den Autor*innen vorgelesen.
Am 2. September 2023 trafen sich alle Teilnehmenden, rund 50 Schüler*innen im Alter ab 10 Jahren, zum Libretto-Workshop im Staatenhaus und stellten in einem Brainstorming Themen fest, die sie bewegen: Identität, Mobbing, Überforderung, mentale Gesundheit und Zukunftsträume. Als Thema wurde festgelegt: „Unterschiedliche Jugendliche betreten eine alternative Welt und begegnen ihren Wünschen und Träumen“. In vier Projektgruppen, die im Rahmen von Projektwochen an der Helios-Gesamtschule (4.-8.9.2023), an der Katharina-Henroth-Gesamtschule (11.-15.9.2023), an der Gesamtschule Holweide (11.-15.9.2023) und im Enbe Kinder- und Gemeinschaftszentrum (2., 4, und 5.10.2023) unter der Leitung von Judith Bäcker und Tobias Steinfeld stattfanden, erarbeiteten die Kinder und Jugendlichen jeweils eine der vier Episoden, die von Schüler*innen unterschiedlicher Altersgruppen geschrieben wurden und die durch eine Nebenfigur, die in der letzten Geschichte zur Hauptperson wird, und die in allen vier Episoden auftritt, zusammengehalten werden. Judith Bäcker ist Pädagogin mit langjähriger Projekterfahrung und Tobias Steinfeld ist Autor von Jugendliteratur und Leiter von Schreibwerkstätten. Die Schüler*innen mussten darauf achten, dass die Texte rhythmisch strukturiert waren und dass ein dramatischer Spannungsbogen entstand. Vermutlich haben sie dabei mehr über den Aufbau einer Oper gelernt als durch jede Analyse einer fertigen Oper. Sara bestätigte: „Es war nicht einfach, man musste viel schreiben.“
Das Projekt wird fortgesetzt mit dem Workshop Komposition in der Zeit vom 20.1.2024 bis 28.9.2024 und dem Workshop Bühne und Kostüm vom 25.3.2024 bis 4.4.2023, also in den Osterferien, die für alle Interessierten zwischen 10 und 18 Jahren offen sind. Termine unter diesem weiterführenden Link. Anmelden sollten sich nur Schüler*innen, die an allen Terminen teilnehmen können. (Anmeldung unter Theaterpädagogik @buehnen.koeln)
Am 6.4.2024 sollen Bühnenbilder und Kostüme präsentiert werden, am 28.9.2024 soll die Partitur fertiggestellt sein.
Der Workshop Komposition findet in Kooperation mit der Rheinischen Musikschule in der Regionalschule Nord, Köln Nippes, statt. Die Leitung haben Thomas Taxus Beck, Leiter des Fachbereichs Komposition, Musiktheorie und Tanzimprovisation der Rheinischen Musikschule Köln, und Henrik Albrecht, Komponist von Musik für Hörspiel- und Theaterproduktionen. Henrik Albrecht hat an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz Komposition und Tonsatz studiert und ist auch als Pianist, Bandoneonist und Tangomusiker aktiv. Dieser Workshop ist eine individuelle Förderung von musikinteressierten Schülerinnen und Schülern, in dem sie viel über Gesang, Komposition und Musikdramatik lernen können.
Den Workshop Bühne und Kostüm wird Margerita Bartelmess leiten, die an der Kunstakademie Düsseldorf freie Kunst und Bühnenbild studiert hat. Sie erarbeitet seit 2020 Musiktheaterprojekte mit Kindern und Jugendlichen und ist in der freien Szene als Bühnen- und Kostümbildnerin tätig. Die Teilnehmenden lernen im Rahmen dieses Workshops auch die Werkstätten der Bühnen Köln kennen. Künstlerisch und handwerklich begabte und interessierte Kinder und Jugendliche werden hier bestimmt große Herausforderungen meistern.
Die Ausführung in der ersten Spielzeit der neuen Kinderoper am Offenbachplatz wird dann Rainer Mühlbach mit dem Gürzenich-Orchester, dem Internationalen Opernstudio und gegebenenfalls einem Projektchor übernehmen, Regie wird Manuel Moser führen.
Das Projekt „Community Opera“ wird durch das Förderprogramm „Zur Bühne“ des Deutschen Bühnenvereins im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ gefördert und ist eine Koproduktion der Kinderoper der Stadt Köln, der Abteilung Oper.Stadt.Schule mit der Rheinischen Musikschule und dem COMEDIA Theater. Mit 310.347 € pro Jahr fördert das Land NRW ab 2024 dauerhaft die älteste Kinderoper Deutschlands, die mit dem Internationalen Opernstudio unter der Leitung des Dirigenten und Pianisten Rainer Mühlbach ein eigenes Ensemble hat.
Ich sehe in diesem Vorhaben ein vorbildliches Partizipationsprojekt, bei dem nicht nur Kinder und Jugendliche von 10 bis 18 Jahren viel über Oper lernen können und dabei von ausgewiesenen Experten sachgerecht unterstützt werden. Der Aufwand an Manpower ist, verglichen mit der Vergabe eines Kompositionsauftrags, enorm, aber es ist „Learning by doing“, und ich bin sicher, dass alle Beteiligten sehr viel dabei lernen werden. Außerdem werden sich andere Kinder und Jugendliche in den Figuren dieser Kinderoper bestimmt wiedererkennen.
- Artikel von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Mehr zu dem Projekt unter DIESEM LINK
- Titelfoto: Oper Köln | COMMUNITY OPERA/Foto © Teresa Rothwangl