Als Zugaben erlebte das begeisterte Publikum „I feel pretty„, „Maria“ und das Duett „Tonight“ aus Bernsteins WEST SIDE STORY. Aber selbst danach wollten die Konzerthausbesucher die beiden Opernstars noch nicht entlassen. Mit einem letzten glanzvollen da capo des „Addio, speranza ed anima„, dem Finale des großen Duca/Gilda-Duetts aus Rigoletto, endete diese Italienische Operngala mit der Sopranistin Nadine Sierra und dem Tenor Xabier Anduaga im Dortmunder Konzerthaus. Wie diese beiden Solisten ihre Einzelarien, aber auch und besonders, ihre gemeinsamen Duette gestalteten, brachte Sonne in das Konzerthaus, obgleich es draußen ungemütlich stürmte. (Rezension der Operngala v. 20.02.2022)
Die Gala sollte bereits im Juli 2021 stattfinden, musste dann aber umständehalber auf Februar 2022 verlegt werden. Und wieder einmal bewies der Veranstalter, das Klangvokal Musikfestival Dortmund, eine äußerst glückliche Hand bei der Planung und der Zusammenstellung dieses Opernkonzerts. Wie in den Jahren zuvor wurde dem Dortmunder Publikum Erstklassiges geboten. Daher ist an dieser Stelle auch einmal der Dank an Torsten Mosgraber, dem langjährigen Direktor des Klangvokal Dortmund, angebracht. Dieser Dank gilt auch seiner Mitarbeiterin Frau Sandra Spitzner, die für das renommierte Dortmunder Musikfestival alljährlich für die professionelle Presse-und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. In diesen Pandemiebeschwerten Zeiten muss es einfach auch Lob für alle die Menschen geben, die uns Opern- und Klassikfans solche Musikerlebnisse erst ermöglichen und die zwar nicht auf der Bühne stehen, die aber durch ihre Arbeit im Hintergrund erst Solches ermöglichen.
Das Programm dieser „Italienischen Operngala“ setzte sich aus Arien, Duetten und Ouvertüren von Opern der italienischen Meisterkomponisten Gaetano Donizetti und Giuseppe Verdi zusammen. Und die Auswahl der einzelnen Stücke war so ganz nach dem Geschmack des Publikums, welches nach jeder einzelnen Darbietung mit viel Applaus und Bravorufen reagierte.
Zu Beginn spielte die Neue Philharmonie Westfalen, unter der Leitung des italienischen Dirigenten Lorenzo Passerini, die populäre Sinfonia zur Donizetti-Oper Don Pasquale und stimmte damit auf den Opernabend ein.
Den eröffnete die US-amerikanische Sopranistin Nadine Sierra mit der Arie „Quel guardo il cavaliere – So anch’io la virtù magica“ aus eben der Oper Don Pasquale auf hinreißende Weise und begeisterte das Publikum damit vom ersten Moment an. Ihr folgte dann der junge spanische Tenor Xabier Anduaga, mit seiner glanzvollen Interpretation der Bravourarie „Ah!mes amis“ aus Donizettis La fille du régiment. Großartig! Dem schloss sich dann das Duett „La la rà la la – Esulti pur la barbara“ aus Donizettis L’elisir d’amore an, wo Sierra und Anduaga nicht nur gesanglich, auch in der Darstellung, absolut überzeugten. Es war eine Freude, die beiden Solisten in dieser Liebestrank-Szene zu erleben.
Nach der schwungvoll gespielten Ouvertüre zu La fille du régiment ging es dann mit Lucia di Lammermoor weiter.
Zunächst sang Xabier Anduago sehr gefühlvoll die Arie des Edgardo „Tombe degli avi miei“, bevor Nadine Sierra dann die erste Lucia-Arie „Regnava nel silenzio“ präsentierte. Zu beiden Darstellungen nur ein Wort: Belcanto! Zusammen sangen sie dann das große Duett der Lucia und des Edgardo aus Lucia di Lammermoor „Qui di sposa eterna fede – Verranno a te sull’aure“. Wundervoll!
Verdis Ouvertüre seiner selten gespielten Opera buffa Un giorno di regno (König für einen Tag) eröffnete nach der Pause dann den Verdi-Teil des Galaabends.
Selten habe ich „Gualtier Maldè – Caro nome“ mit einer solchen Innigkeit gehört wie am gestrigen Abend mit Nadine Sierra. Die Arie der Gilda aus Verdis Rigoletto zählt sicherlich zu den bekanntesten Sopranarien und ist oft fester Bestandteil von Opernkonzerten. Aber wie Frau Sierra diese Arie präsentierte, nahezu zelebrierte, war schon großartig. Solche Momente machen die Faszination Oper aus! Anschließend konnte Xabier Anduago – wieder kraftvoll und mit tenoralen Spitzentönen versehen – mit „La donna è mobile“ das Konzerthaus Dortmund zum jubeln bringen.
Den Abschluss des offiziellen Galaabends bildete dann das Duett der Gilda und des Herzogs aus Rigoletto „E il sol dell’anima“, in dem beide Solisten noch einmal alles ihrem Publikum gaben. Jubel und minutenlange Ovationen war der Dank.
Mit den oben erwähnten Zugaben aus der West Side Story (u.a., mit dem Weltklasse gesungenen „Maria“ von Xabier Anduago – welches sogar Nadine Sierra sichtlich beeindruckte) endete diese Gala.
Neben den beiden Solisten war es aber auch dem jungen italienischen Dirigenten Lorenzo Passerini zu verdanken, dass diese Italienische Operngala erst so richtig „italienisch“ wurde. Selten habe ich einen Dirigenten bei solchen Abenden erlebt, der die Musik selbst so miterlebt und mitfühlt, wie es gestern Passerini am Pult der bestens aufspielenden Neuen Philharmonie Westfalen tat. Passerini war der dritte Star des Abends! Ich freue mich bereits darauf, ihn im Mai im Aalto-Theater Essen für mein DAS OPERNMAGAZIN erleben zu dürfen, wenn er dort Rossinis Il barbiere di Siviglia dirigieren wird.
Den Fans der italienischen Oper bleibt nur DANKE zu sagen für einen Abend der mit Höhepunkten nur so glänzte. Belcanto in Dortmund – jederzeit wieder gern!
- Rezension von Detlef Obens / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Klangvokal Musikfestival Dortmund
- Titelfoto: Italienische Operngala 20.02.2022 / Foto @ Bülent Kirschbaum