Karnevalskonzert in der Oper Bonn begeistert bejubelt

Dirk Kaftan / Foto @ Irene Zandel

Exzellentes Karnevalskonzert mit Dirk Kaftan und dem Beethoven-Orchester in der Oper Bonn begeistert bejubelt  

Mit dem traditionellen Konzert am Karnevalsfreitag, dem 17. Februar 2023, stellte Chefdirigent Dirk Kaftan die UN-Stadt Bonn als weltoffene internationale Stadt mit Sinn für rheinisches Brauchtum dar. Das karnevalistisch kostümierte Beethoven-Orchester glänzte mit den anspruchsvollen Arrangements der Musik-Kabarettisten Aleksey Igudesman und Hyung-ki-Joo und spielte Musik von Rachmaninov, Tschaikowski, Beethoven und anderen.

 

 

An der Abendkasse warteten etliche Kostümierte, doch es war alles restlos ausverkauft. Viele regionale Karnevalsgesellschaften waren mit kostümierten Delegationen angerückt. Auch die Beueler Wäscherprinzessin Lena I. war mit zwei Wäscherinnen im Publikum und amüsierte sich prächtig.

Das Konzert eröffnete Chefdirigent Dirk Kaftan als Eifeler Bauer in Gummistiefeln mit einer launigen Rede auf den Dirigenten ohne Konzertsaal, mit dem er die Rollen getauscht habe. Den Anfang seiner Rede im Eifeler Platt hat wohl kaum einer verstanden. Der in Wittlich in der Eifel geborene Kaftan ist offensichtlich zweisprachig aufgewachsen! Auf Hochdeutsch beklagte er die Stagnation der Baustelle Beethovenhalle, die eigentlich schon 2020 fertig renoviert sein sollte.

Karnevalskonzert Bonn/17.2.23/Foto © Tilmann Böttcher

Das erste Stück dirigierte er mit der Mistgabel. Die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner durfte „An Austrian in America“, ein Marsch-Medley auf der Grundlage des Radetzky-Marschs von Igudesman & Joo, dirigieren, wobei das Orchester ihren Bewegungen exakt folgte.

Der russisch-jüdische Geiger Aleksey Igudesman (er spielt eine Serafin-Geige aus dem Jahr 1717) und der britisch-koreanische Pianist Hyung-ki Joo (er ist Steinway-Artist) mit Wohnsitz in Wien verbinden Humor und klassische Musik mit Anspielungen auf die Pop-Kultur und treten als Duo in Kleinkunsttheatern, aber auch mit international renommierten Sinfonieorchestern wie dem New York Philharmonic, London Philharmonic und dem Tonhalle-Orchester Zürich in Konzertsälen wie der Elbphilharmonie und in Stadien auf. Ihre YouTube -Beiträge erreichen Millionen von Zuschauern. Ihr hintergründiger Humor ist gnadenlos komisch.

„Welcher Igudesman & Joo-Fan kennt nicht das berühmte ‚Rachmaninov big hands‘!? Zum 150. Geburtstag des großen russischen Komponisten am 1. April 2023 erweisen die beiden Ausnahme-Musiker ihm gemeinsam mit dem Beethoven Orchester Bonn die Ehre. Wir lassen die Bären tanzen, begeben uns auf Sankt Petersburger Jahrmärkte und tanzen den Kasatschok!“ Das war die kryptische Ankündigung des Programms. Grundlage war die Show „Rachmaninoff Reloaded“ mit Orchester, mit dem Igudesman & Joo den 150. Geburtstag des russischen Komponisten, dessen Musik weltweit gespielt und zitiert wird, feiern. Mit von der Partie in der „Rachmaniniov-Paganini-Fantasie“ war die kreative Schlagzeugerin Lucy Landymore, die mit originellen Perkussionsobjekten Klavier, Geige und natürlich das Beethoven-Orchester ergänzte.

Igudesman und Joo kann man am ehesten als Musik-Kabarettisten bezeichnen, die, als klassische Musiker ausgebildet, ihre Musik selbst für großes Sinfonieorchester arrangieren und diesmal hauptsächlich Rachmaninov aufgegriffen haben. In die Pause entlassen wurde das Publikum mit einer von Joo arrangierten Version des „Hummelflugs“ von Rimski-Korsakoff, bei dem Igudesman als dicke Hornisse verkleidet mit einer fünfsaitigen Geige (normal sind vier Saiten) über die Bühne schwirrte.

Karnevalskonzert Bonn/17.2.23/Foto © Tilmann Böttcher

Nach der Pause grüßten Oberbürgermeisterin Katja Dörner, Prinz Christoph II. und Bonna Nadine I. ihr närrisches Volk und verliehen ihrer Erleichterung, dass es endlich wieder Karneval gibt, begeistert Ausdruck. Marlies Stockhorst, Präsidentin des Festausschusses Bonner Karneval, betonte, es gäbe nicht nur 150 Jahre Rachmaninoff, sondern auch 150 Jahre Bonner Prinz Karneval zu feiern. Igudesman und Joo passten mit ihren apricotfarbenen Seidenanzügen perfekt zur Prinzenentourage. Seine Tollität zeigte seine Begeisterung über das Konzert:  „Der Karneval kann alles, der Karneval verbindet auch alles… Der Karneval kennt keine Nationalität, keine Religion, keine Hautfarbe, und das ist das, was unseren Brauch Karneval ausmacht.“

„Mit Pappnas oder Höötche, mer sitze all in eenem Böötche,“ nach dem diesjährigen Motto erinnerte Katja Dörner an den Krieg in der Ukraine, den vor einem Jahr noch niemand für möglich gehalten habe, die Situation im Iran und das Erdbeben in der Türkei, bei dem auch viele Bonner Angehörige verloren haben. „Bei allem Frohsinn und aller Freude, die uns jetzt im Rheinland verbindet, werden wir immer solidarisch sein und alles tun, die Menschen in schwierigen Situationen zu unterstützen,“ so Dörner.

Auch Beethoven erwies man seine Reverenz: Igudesmans „Joyful Variations nach Beethoven“, ursprünglich für eine große Open Air-Performance mit dem Beethoven-Orchester im Rahmen der Feiern zum 250. Geburtstag des Komponisten komponiert, bildete mit neun Variationen im Charakter einer rhythmisch dominierten und in den Harmonien verfremdeten Weltreise einen der Höhepunkte des Abends. Grundlage war die „Ode an die Freude“ aus dem 4. Satz von Beethovens 9. Sinfonie: „Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt. Alle Menschen werden Brüder wo dein sanfter Flügel weilt.“

Den Abschluss bildete ein Arrangement von „Happy“ von Pharell Williams, danach gab es aber noch diverse gesungene Zugaben der beiden Solisten.

Karnevalskonzert Bonn/17.2.23/Foto © Tilmann Böttcher

Erfolgsgeheimnis des Duos Igudesman & Joo ist äußerste Professionalität als Instrumentalisten, perfektes Timing bei den Gags, Verwendung bekannter Melodien, die zum Gemeingut geworden sind, und anspruchsvolle hochrhythmische Arrangements, die auch Pop-Musik wie „Hey Jude“ von den Beatles als Nebenthema zum 1. Satz von Tschaikowskis Klavierkonzert nicht aussparen. Die beiden moderieren ihre Auftritte selbst, spielen und tanzen und sprühen vor kreativen Ideen. „Rachmaninoff Big Hands“ muss man gesehen haben, das kann man nicht beschreiben!

So erlebten die Zuschauer einen hochmusikalischen Abend mit einem bestens aufgelegten Beethoven-Orchester unter dem strahlenden Chefdirigenten Dirk Kaftan. Der hat nicht nur das Karnevalskonzert neu definiert, sondern auch Menschen für das Beethoven-Orchester begeistert, die sonst nie in ein klassisches Konzert gekommen wären. Auch Prinz Christoph II. gelobte, demnächst öfter ein Konzert des Beethoven-Orchesters zu besuchen.

 

  • Artikel von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Beethoven-Orchester Bonn
  • Titelfoto: Karnevalskonzert Bonn/17.2.23/Foto © Tilmann Böttcher
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