„Je marche sous vos drapeaux“ beim Fest der schönen Stimmen am 24. Mai 2019 in der Kölner Oper

Oper Köln/Fest der schönen Stimmen/ Andrea Sanguineti, Michael Spyres/ Foto © Paul Leclaire

Startenor Michael Spyres und das Internationale Opernstudio der Kölner Oper glänzen mit Spitzenleistungen des Belcanto im Staatenhaus. Der Offenbachpreis geht an ein junges Mitglied des Ensembles. Die Ausschnitte aus Opern von Mozart, Donizetti, Rossini und Bizet lassen die Stimmen strahlen. 

 

Ich marschiere unter euren Flaggen“, so begann die Zugabe, eine Strophe der Arie „Ah! Mes amis“ aus Donizettis „La fille du régiment“, mit der des Stargast Michael Spyres des Belcanto-Abends „Fest der schönen Stimmen“ den Abend eröffnet hatte.

Im Bühnenbild von „My Fair Lady“ wurde das „Fest der schönen Stimmen“ vom Gürzenich-Orchester unter der Leitung des jungen Dirigenten Andrea Sanguineti, der sich an der Kölner Oper erstmals vorstellte, begleitet.

Dabei zeigte Spyres die ganze Bandbreite vom eher jugendlich-naiven Nemorino („L´elisir d´amore“ von Donizetti) über Almaviva („Il barbiere di Siviglia“ von Rossini) und Don Ramiro („La cenerentola“ von Rossini) bis zum doch sehr heldisch angelegten und dunkel timbrierten Idomeneo mit atemberaubenden Koloraturen, massenhaft vorkommenden hohen Cs und strahlenden Spitzentönen. Der US-amerikanische Tenor gilt als Koryphäe im Belcanto und im französischen Fach und tritt regelmäßig an den europäischen Spitzenhäusern auf. Er ist in Köln erstmalig zu erleben und wurde vom Publikum enthusiastisch gefeiert.

An diesem Abend standen auch unbekannte Rossini-Opern auf dem Plan, nämlich „Ermione“ mit einem großartigen Finale vor der Pause, das Spyres mit Veronika Lee, Arnheiður Eiríksdóttir, Anton Kuzenok, William Goforth, Young Woo Kim und Yunus Schahinger aus dem Opernstudio aufführte.

Die jungen Sänger hatten gerade noch am Nachmittag in der Generalprobe der „Zauberflöte für Kinder“ auf der Bühne im Staatenhaus 3 gestanden. Die Premiere ist am 25. Mai 2019, aber alle 16 Vorstellungen bis zum Ende der Spielzeit sind praktisch ausverkauft. Eine Wiederaufnahme gibt es am 16. Januar 2020.

Das Finale des Abends bildete ein Terzett der drei Tenöre Michael Spyres, Anton Kuzenok und Willian Goforth aus „Armida“ von Rossini, bei dem alle drei zu Höchstform aufliefen.

Adriana Batsidas-Gamboa, Offenbach-Preisträgerin 2012, sang mit hocherotischer Ausstrahlung in Stimme und Körpersprache mit Michael Spyres das Duett „Un soave non so che“ aus Rossinis „La cenerentola“. Sie wird in der nächsten Spielzeit in Köln als Carmen zu sehen sein.

Beim „Fest der schönen Stimmen“, das die Kölner Opernfreunde jedes Jahr veranstalten, wird seit 2005 der Offenbachpreis verliehen. Mit diesem von den „Freunden der Kölner Oper“ verliehenen Preis, einer goldenen Nadel mit dem Portrait von Jacques Offenbach, die vom Kölner Juwelier Ulrich Rochels entworfen wurde und gestiftet wird, wird ein junges Ensemblemitglied geehrt, das sich durch herausragende Leistungen und besondere Bühnenpräsenz ausgezeichnet hat. Seit 2017 wird der Offenbachpreis mit einem Preisgeld von 2.000 € dotiert.

Oper Kön/Fest der schönen Stimmen/ Norbert Pabelick, Matthias Hoffmann/ Foto © Paul Leclaire

Preisträger ist in diesem Jahr der junge Bassbariton Matthias Hoffmann, von 2015 bis 2017 Mitglied im Opernstudio, danach im Ensemble, und seitdem in Partien wie Masetto in „Don Giovanni“, Chirurgo in „La forza del destino“, Wotan in „Die Walküre für Kinder“ oder Figaro in „Le nozze di figaro“ in Köln zu erleben, in der nächsten Spielzeit als Zuniga in „Carmen“.

Er wurde von Norbert Pabelick, dem Vorsitzenden der Kölner Opernfreunde, gelobt für seine Fähigkeit, auch kleine Partien mit großer Tiefe zu gestalten, für seine Bühnenpräsenz und seinen Teamgeist.

Dass Hoffmann ein großartiger Sänger ist bewies er mit dem Duett „Au fond du temple saint“ aus Bizets „Les pêcheurs perles“ , bei dem sein samtiger Bassbariton mit Spyres´ Tenor perfekt harmonierte, als hätten die beiden immer schon zusammen auf der Bühne gestanden.

Als Don Alfonso zusammen mit Veronika Lee und Arnheiður Eiríksdóttir mit dem Terzett „Soave sia il vento“ aus Mozarts „Cosi fan tutte“ gab Matthias Hoffmann augenzwinkernd den alten Philosophen.

Gefördert wird das Kölner Opernstudio maßgeblich von den“ Freunden der Kölner Oper e.v“., die das Opernstudio mit Zuschüssen zu den Gagen der Mitglieder großzügig unterstützen. Näheres unter https://www.opernfreunde-koeln.de/aktuelles/freunde-der-koelner-oper/

Das Kölner Opernstudio wurde 1961 gegründet und ist das älteste in Deutschland. Hier werden junge Sängerinnen und Sänger von Rainer Mühlbach, der das Opernstudio seit 2012 leitet, zunächst mit kleineren und mittleren Partien in zum Teil eigenen Produktionen auf größere Partien vorbereitet.

In der nächsten Spielzeit wird das Opernstudio „Die Entführung aus dem Serail“ und für Kinder Wagners „Siegfried für Kinder“ und „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ aufführen. Mehr zum Kinderprogramm unter https://www.oper.koeln/de/kinderoper/

 

*Rezension des Abends von Ursula Hartlapp-Lindemeyer/ RED. DAS OPERNMAGAZIN

  • Titelfoto: Fest der schönen Stimmen / Michael Spyres, Andrea Sanguineti, Ensemble und Internationales Opernstudio der Oper Köln/Foto © Paul Leclaire

 

Teile diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert