Händel vom Feinsten
Wenn eines der führenden Barockorchester der Welt und ein hervorragender Tenor sich zusammenfinden, um ein dem Komponisten Georg Friedrich Händel gewidmetes Programm zu gestalten, dann sind die Erwartungen sehr hoch. Und genau diese Erwartungen wurden an diesem Abend im Stadtcasino Basel vom La Cetra Barockorchester Basel unter der Leitung von Andrea Marcon und dem Tenor Julian Prégardien auf beeindruckende Weise erfüllt. (Rezension der Aufführung vom 8. Juni 2023)
Die Opern von Georg Friedrich Händel waren zu jener Zeit vor allem wegen den berühmten Sängern, damals Kastraten und Soprani, ein großer Erfolg. Die oft sehr komplizierten Handlungen standen dabei weniger im Focus. Als in den 1720er Jahren das erste Mal ein Tenor in London auf der Bühne stand war dies ein ganz ungewohntes Bild. Dieser Tenor war Francesco Borosini, welchem Händel die an diesem Abend im Stadtcasino Basel gesungenen Arien gewidmet hat.
Es erklangen vier Arien des Sesto aus der Oper „Giulio Cesare“ welche Händel für Borosini umgearbeitet hatte. „Svegliatevi nel core“ Rezitativ und Arie „Scorta siate a‘passi miei“, „L‘angue offesa mai riposa“ und Rezitativ und Arie „Sperai né m‘ingannai“. Wie Julian Prégardien jede Facette dieser von großen Emotionen handelnden Arien in jedem Moment zu interpretieren versteht, ist absolut begeisternd. Von feinsten Piani bis zu strahlenden Höhen, jeden Moment ist man von dieser Stimme fasziniert. Besonders weil Julian Prégardien den ganzen Abend mit einer natürlichen Lockerheit auftritt und nie forciert.
Auch in den weiteren zwei Arien des Bajazet aus der Oper „Tamerlano“ „Ciei e terra armi di sdegno“ und „Forte e lieto“ und wunderbar im letzten Stück des Abends, Rezitativ und Arie aus der Oper „Rodelinda“ „Fatto inferno“, „Pastorello d‘un poveroarmento“ war man hingerissen von diesem Wohlklang.
Es gibt wohl zur Zeit keinen besseren Partner für ein solches Programm als das La Cetra Barockorchester Basel. Andrea Marcon leitete das hervorragende Orchester vom Cembalo aus und man konnte ob der Energie dieses Meisters seines Fachs nur staunen.
Mit der Ouvertüre für Dresden Nr. 6. g-moll von Francesco Maria Veracini am Anfang des Programms und dem Concerto grosso B-dur op.3 Nr. 2, HWV 313 sowie dem Concerto grosso op 3 Nr. 4 F-Dur, HWV 315 unterstrich das Orchester seinen einzigartigen Rang und so erlebte man Händel vom Feinsten.
Das Publikum zeigte sich begeistert. Mit der Arie des Oronte aus der Oper „Alcina“ und einer weiteren Zugabe bedankten sich der Solist und das Orchester.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- La Cetra Barockorchester Basel
- Titelfoto @ Guido Merki