Gefeierte Premiere von Puccinis „Manon Lescaut“ am Opernhaus Zürich

Opernhaus Zürich(MANON LESCAUT/E. Stikhina, S. Pirgu/ Foto: Toni Suter

Manon Lescaut war Giacomo Puccinis erster großer Erfolg. Seine beiden früheren Opern „Le Villi“ und  „Edgar“, hatten keinen besonderen Anklang gefunden. Hinweise auf die ursprünglich von Abbé Prevost 1731 erschienene Erzählung erhielt Puccini schon 1885, nachdem Jules Massenet mit seiner Oper „Manon“ 1884 in Paris großen Erfolg hatte. Bis zur Uraufführung von Puccinis Version dieses Stoffes sollten noch weitere 8 Jahre verstreichen.  (Rezension der Premiere vom 9. Februar 2025

 

Das Libretto wurde mehrmals überarbeitet und nebst Puccini waren auch sieben weitere Autoren damit beschäftigt. Am 1. Februar 1893 war es dann soweit. Im Teatro Regio in Turin fand die Uraufführung statt und wurde vom Publikum wie auch von den Kritikern in gleichem Masse sehr positiv aufgenommen. Es folgten weitere Aufführungen in Italien und ab 1894 auch im Ausland und sogar Übersee. Bis heute wird dieses Werk immer wieder neu inszeniert.

Nun hat auch das Opernhaus Zürich mit einer Neuinszenierung aufgewartet. Barrie Kosky ist am Opernhaus kein Unbekannter und hat schon vor Jahren mit seiner eindrücklichen Inszenierung von Puccinis „La Fanciulla del West“ sehr positiv auf sich aufmerksam gemacht.

Zur Handlung: Manon Lescaut begegnet auf dem Weg ins Kloster in Amiens dem Cavaliere Des Grieux. Dieser verliebt sich sofort in sie. Manons Bruder Lescaut wird vom reichen Geronte angesprochen, welcher  ebenfalls ein Auge auf Manon gerichtet hat. Heimlich gibt er Anweisung an den Wirt des Gasthauses, die Entführung von Manon zu veranlassen. Doch dieses Gespräch wird von Edmondo belauscht, der Des Grieux über die geschmiedeten Plänen informiert. Als Manon und Des Grieux für einen Moment alleine sind, gesteht er ihr seine Liebe und weiht sie in Gerontes Pläne ein. Während Lescaut sich in der Schenke vergnügt, fliehen Des Grieux und Manon nach Paris. Lescaut beruhigt Geronte, schon bald würde dem Studenten das Geld ausgehen.

Opernhaus Zürich/MANON LESCAUT/K. Shushakov/Foto: Monika Rittershaus

In Paris lebt Manon nun bei Geronte, wo sie von viel Luxus umgeben ist. Ihr Bruder hat dies für sie so eingefädelt. Doch Manons Gedanken sind immer noch bei Des Grieux. Der immense Luxus beginnt Manon zu langweilen. Da sucht Lescaut Des Grieux auf, welcher dann überraschend erscheint. Nach anfänglichen Vorwürfen wegen Manons Lebenswandel erwachen bei den beiden die Emotionen und sie werden von ihrer grossen Liebe überwältigt. Doch Geronte erwischt die beiden und schwört Rache. Erneut von Des Grieux aufgefordert zu fliehen, begreift Manon dass sie dann all den Luxus aufgeben muss und zögert einen Moment lang. Auf die Warnung von Lescaut, Geronte habe sie bei der Polizei angezeigt und diese sei schon unterwegs, rafft sie noch eilig ihre Juwelen zusammen, aber es ist schon zu spät. Manon wird verhaftet.

Von Le Havre aus soll Manon nach Amerika deportiert werden. Des Grieux und Lescaut wollen sie befreien und man besticht die Wachen. Des Grieux und Manon begegnen sich, wobei er ihr Rettung verspricht. Doch diese Aktion gelingt nicht. Als Manon abgeführt wird, bittet Des Grieux, darum, Ihn als Schiffsjunge mitfahren zu lassen. In Amerika schleppen sich Manon und Des Grieux durch die Wüste und sind verzweifelt. Während Des Grieux nach einem Schlafplatz sucht, flammen in Manon nochmals die Erinnerungen an die früheren Zeiten auf. Doch sie ist zu schwach. Als Des Grieux zurückkehrt, fällt Manon ins Delirium. Noch ein letztes Mal bekräftigt sie ihre Liebe zu Des Grieux und stirbt dann in seinen Armen.

Opernhaus Zürich/MANON LESCAUT/Foto: Monika Rittershaus

Barry Kosky lässt die Handlung in einem schlichten Bühnenraum spielen und verzichtet auf nähere Angaben zu den jeweiligen Orten. Der Verlauf der Flucht wird jedoch durch verschiedene Kutschen dargestellt. Anfangs in einer Reisekutsche, begleitet von einigen anderen Reisenden, dann in Paris mit einer prächtigen goldenen Kutsche, in Le Havre in einer Gefangenenkutsche und schliesslich in Amerika in einem klapprigen Leiterwagen. Diese symbolisieren die lange weite Reise von Manon und Des Grieux. Eine interessante Idee, um den Fokus des Publikums ganz auf die handelnden Personen zu richten. Das Bühnenbild wurde von Rufus Didwiszus gestaltet und die Kostüme stammen von Klaus Bruns. Bei den vielen Mitgliedern des Chors und des Statistenvereins wird mit Masken gearbeitet. Die Lichtgestaltung von Franck Evin unterstreicht gekonnt die verschiedenen Stimmungen. Ein ganz großes Kompliment geht an die Mitarbeiter der Werkstätten des Opernhauses, welche die prächtigen Kutschen und die unglaublich echt wirkenden Zugpferde geschaffen haben. Hier wurde grossartige Arbeit geleistet.

Musikalisch kann diese Aufführung mit großen Stimmen und vielen Rollendebuts aufwarten. Die Sopranistin Elena Stikhina war bei den Endproben leider erkrankt und konnte erst bei der Premiere das erste Mal vollständig diese Partie singen. Man kann nur staunen ob dieser großen Leistung. Mit ihr wurden Gefühle in jeder Lage wunderbar zum Ausdruck gebracht. Die Stimme ist von großer Strahlkraft und bezaubert.

Opernhaus Zürich(MANON LESCAUT/E. Stikhina, S. Pirgu/ Foto: Toni Suter

Als Des Grieux ist der in Zürich beliebte Tenor Saimir Pirgu zu erleben, welcher in dieser Partie debütierte. Mit viel Emotion und seinem strahlenden, höhensicheren Tenor vermag er durchwegs zu überzeugen. Die Schlussszene im vierten Akt wurde zum Höhepunkt dieser Aufführung.

Ebenfalls ein Rollendebüt war mit Bariton Konstantin Shushakov als Lescaut zu hören. An diesem Abend war seine bestens geführte Stimme nicht immer gut zu hören, was sich in den kommenden Vorstellungen sicher einpendeln wird. Shavleg Armasi gab sein Debüt am Opernhaus mit der Partie des Geronte und konnte mit seiner sonoren Stimme beeindrucken.

Siena Licht Miller als Un musico, Daniel Norman als Edmondo, Valeriy Murga als L‘oste,  Álvaro Diana Sanchez als il maestro di ballo, Tomislav Jukić als Ninetta und Samson Setu als Un comantante, bildeten das eindrückliche Ensemble dieses gelungenen Opernabends.

Marco Armiliato, ein Puccini Experte erster Güte, leitet die Philharmonia Zürich. Durch ihn wurde diese Aufführung zu einem absoluten Hörgenuss. Das Orchester bot eine in jeder Hinsicht großartige Leistung und ließ einen sowohl in den mächtigen Klangwogen, wie auch an den lyrischen Stellen, schwelgen.  Der Chor wurde wie immer von Ernst Raffelsberger einstudiert und überzeugte auch dieses Mal mit Gesang und Spiel.

Das Publikum ließ sich von den Emotionen mitreißen und bejubelte die Mitwirkenden mit rauschendem Applaus, Standing Ovation und vielen Bravos. Man sollte sich diese Aufführung nicht entgehen lassen.

 

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