Festspielhaus Baden-Baden: Verdi-Gala unter anderem mit Weltstar Anna Netrebko «GROSSE EMOTIONEN»

Netrebko/Evazov/Verdi-Gala Baden-Baden-Foto @ Michael Gregonowits

Festspielhaus Baden-Baden

29. November 2018

Das Festspielhaus Baden-Baden bereicherte die Konzertreihe mit einem zusätzlich ins Programm aufgenommenen Galaabend, in welchem die Primadonna assoluta der heutigen Opernwelt ANNA NETREBKO gemeinsam mit Ihrem Ehemann, dem Tenor YUSIF EYVAZOV auftraten. 

 

Die Mezzosopranistin DOLORA ZAJICK und der Bariton ELCHIN AZIZOV ergänzten das Quartett des Abends. Die Auftritte von ANNA NETREBKO sind immer ein ganz spezielles Ereignis und so wurde auch dieser Abend vom Publikum mit viel Applaus belohnt.

Man kann dieses Konzert als eine Hitparade der Verdi Arien und Ouvertüren bezeichnen. Und wenn man einfach nur die beliebten Musikstücke geniessen will, mit der Programmgestaltung durchaus zufrieden sein. Schaut man allerdings genauer hin, kommt einem die Abfolge der einzelnen Stücke eher willkürlich als strukturiert vor. Natürlich versucht jeder einzelne Solist, sich im besten Lichte zu zeigen und uns seine Paraderollen vorzutragen.

Doch warum muss man die Arie der Aida vor der Pause und das Duett Amneris/Aida nach der Pause singen? Weshalb spielt man zwischen einer Arie aus IL TROVATORE und dem Terzett daraus die Ouvertüre aus NABUCCO? Dass eine logische Abfolge möglich ist, zeigte ja der Beginn, wo aus OTELLO zuerst die Ballettmusik und dann ein Duett und anschliessend eine Arie erklangen.

Alle auf der Besetzungsliste aufgeführten Sänger sind absolute Profis und durchaus in der Lage auch zwei Arien hintereinander zu singen.

Gleich zu Beginn im Duett aus OTELLO wurde die Verbundenheit der beiden Starsolisten in einer mit Gefühl vorgetragenen Darbietung erkennbar.

Festspielhaus Baden-Baden/Verdi-Gala u.a. Netrebko/ Eyvazov/ Foto @  Michael Gregonowits

ANNA NETREBKO war in allen Ihren Partien sofort mit einer unglaublich schönen Stimme und mit viel Volumen und dennoch auch feinstem Gespür für Emotionen zu erleben. Sei es in der Arie aus AIDA «O patria mia», im Duett Amneris/Aida oder ganz besonders in der hinreißend gesungenen Arie aus LA FORZA DEL DESTINO «Pace, pace, mio Dio!» oder im Duett mit Ihrem Gatten. Eine umwerfende Stimme, welche zurecht weltweit gefeiert wird.

YUSIF EYVAZOV wählte für sich die äusserst fordernden Arien aus IL TROVATORE «Di quella pira» und aus LUISA MILLER «Quando le sere al placido», sowie ein Duett aus  LA FORZA DEL DESTINO und ein Terzett aus IL TROVATORE.

Der Tenor gibt mit großer Geste und vollem Einsatz seiner Kräfte diese dramatischen Arien wieder. Dabei neigt er allerdings wiederholt zum Forcieren. Seine Stimme ist durchaus ansprechend und hat in den letzten Jahren eine große Entwicklung gemacht.

Eine weitere sehr bekannte Sängerin, ist DOLORA ZAJICK. Die Mezzosopranistin kann auf eine unglaublich reiche Karriere zurückblicken und ist eine bekannte Musikpädagogin. Ihre beiden grossen Szenen als Azucena aus IL TROVATORE und als Amneris im Duett mit

ANNA NETREBKO, bewiesen Ihre große Erfahrung und Beherrschung der Stimme. Die angekündigte Arie der Eboli aus DON CARLOS wurde wegen einer kurzfristigen Indisposition der Sängerin gestrichen. Für sie ist deshalb die Mezzosopranistin SVETLANA SHILOVA eingesprungen und liess eine klare und volle Stimme in den beiden Auftritten zusammen mit

den anderen Sängern erklingen.

Der Bariton ELCHIN AZIZOV konnte mit großer Stimme seine Soloauftritte als Jago und im Duett mit YUSIF EYVAZOV aus IL TROVATORE und dem Terzett aus der gleichen Oper überzeugen.

Die PHILHARMONIE BADEN-BADEN spielte unter der Leitung von MICHELANGELO MAZZA. Der Dirigent des Abends hatte zwei Tage vorher ja bereits das Konzert mit denselben Solisten im Bolshoi Theater in Moskau geleitet, was die Vermutung nahelegt, dass für die Proben mit seinem Orchester in Baden-Baden wohl etwas wenig Zeit zur Verfügung gestanden haben dürfte. Dies äußerte sich in einigen Unsicherheiten. Für die Akustik war der Bühnenraum nicht optimal geeignet, was sich oft durch große Lautstärke manifestierte.

Es muss jedoch auch angemerkt werden, dass ein Abend mit so einem vielfältigen aus jeweils kurzen Stücken bestehenden Programm, sehr anspruchsvoll ist. Mit dem Vorspiel aus La Traviata und dem unvermeidlichen Brindisi ging dieser lautstark umjubelte Abend zu Ende.

Man darf sich jetzt schon auf den im Juli stattfindenden Liederabend von ANNA NETREBKO In Baden-Baden freuen.

 

  • Rezension der besuchten Verdi-Gala am 29.11.2018 von Marco Stücklin/RED. DAS OPERNMAGAZIN
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