Eröffnungskonzert-Lucerne Festival 2024: Riccardo Chailly dirigiert das Lucerne Festival Orchestra

Riccardo Chailly | Lucerne Festival Orchestra/Foto: © Priska Ketterer/Lucerne Festival

Das diesjährige Motto des Lucerne Festival lautet NEUGIER und bereits beim Eröffnungskonzert wurde dieses Thema mit einer Uraufführung und einer launigen Rede von Bundesrat Beat Jans präsentiert. (Konzert vom 16. August 2024)

 

 

 

Nach der Begrüßung durch Stiftungsratspräsident Markus Hongler, welcher sich einmal mehr für die großzügige Unterstützung durch die zahlreichen Sponsoren und Spender, welche dieses Festival seit so vielen Jahren erst möglich machen, bedankte, kam auch Intendant Michael Haefliger zu Worte und stellte die schwedische Komponistin Lisa Streich vor, welche zum 20. Geburtstag der Lucerne Festival Academy, ihr Werk „Reigen für kleines Orchester“ als Auftragswerk komponiert hat. Unter der Leitung von Johanna Malangré spielte das Lucerne Festival Contemporary Orchestra. Das war ein Novum, denn dieses Ensemble ist bisher noch nie zusammen an einem Abend mit dem Lucerne Festival Orchestra aufgetreten.

Johanna Malangré | Lucerne Festival Contemporary Orchestra/Foto: © Priska Ketterer/Lucerne Festival

Die kurze Komposition wurde durch die im ganzen Konzertsaal auf verschiedenen Ebenen verteilten Musiker/innen mit teils außergewöhnlichen Mitteln dargeboten und erzielte dadurch eine einzigartige Wirkung. Umso mehr wurde man dann neugierig auf die weiteren Werke, welche im Rahmen des Festivals von Lisa Streich, Composer-In-Residence an diesem Festival, zur Aufführung gelangen werden.

2004 von Pierre Boulez und Michael Haefliger gegründet, ist die Lucerne Festival Academy in den 20 Jahren ihres Bestehens zu einem ganz wichtigen Bestandteil für die Förderung zeitgenössischer Musik geworden. Seit 2016 leitete Wolfgang Rihm diese Academy und führte sie zu internationalem Ansehen. Wolfgang Rihm ist am 27. Juli verstorben. Für Luzern und die zeitgenössische Musik ist er nicht wegzudenken und wird mit seinen Werken immer ein großer Name bleiben.

Vor der Pause gelang es Bundesrat Beat Jans mit einer sehr gelungenen Rede das Publikum neugierig auf das Thema der Veranstaltung zu machen und erntete dafür großen Applaus.

40 Jahre lang war Riccardo Chailly mit Wolfgang Rihm befreundet gewesen. Es war ihm daher ein großes persönliches Anliegen, anlässlich der Festivaleröffnung mit einer Programmänderung des bedeutenden Komponisten zu gedenken.

So wurden vor dem Hauptwerk des Abends Auszüge aus „Ernster Gesang“ für Orchester aus dem Jahre 1996 vom Lucerne Festival Orchestra gespielt. Eine würdige Ehrung des Verstorbenen.

Riccardo Chailly | Lucerne Festival Orchestra/Foto: © Priska Ketterer/Lucerne Festival

Mit Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 7 e-Moll kam eine der seltener gespielten Sinfonien dieses genialen Komponisten zur Aufführung. Die fünf Sätze der Sinfonie könnten verschiedener wohl kaum sein, wird doch gerade am Anfang und im letzten Satz die volle Kraft des Orchesters aufs äußerste herausgefordert und führt den Konzertsaal zuweilen an die Grenzen der Akustik. Nur in einem Saal wie dem im KKL ist eine derartige Klangentfaltung auf höchstem Niveau möglich. Aber auch die leisen und bis ins feinste hervorragend gespielten Passagen der Partitur erklingen in diesem Raum zauberhaft. Gerade das Finale des 4. Satzes ließ eine geradezu magische Wirkung entstehen. Riccardo Chailly leitete mit größter Umsicht das Lucerne Festival Orchestra, welches in dieser Zusammensetzung wohl weltweit einzigartig ist. Es war ein Genuss, die einzelnen Musiker/innen während den 80 Minuten beobachten zu können und ihre Freude an der Musik herauszuhören. Das begeisterte Publikum bedankte sich nach dem berauschenden Finale des Konzerts beim Dirigenten und dem Orchester mit Bravorufen und einer Standing Ovation.

Dieses Eröffnungskonzert war zugleich Claudio Abbado, dem Gründer des Lucerne Festival Orchestra, anlässlich seines 10 jährigen Todestag gewidmet.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DASOPERNMAGAZIN-CH
  • Lucerne Festival 2024
  • Titelfoto: Riccardo Chailly | Lucerne Festival Orchestra/Foto: © Priska Ketterer/Lucerne Festival

 

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