
Als 1909 dieses Haus eröffnet wurde, konnte damals niemand erahnen, wie viele Änderungen es im Verlaufe der Zeit erfahren würde. Mehr als ein Dutzend Mal wurden immer wieder Renovationen ausgeführt. Als dann vor zwei Jahren das Casino für den Totalumbau geschlossen wurde, waren die Erwartungen hoch, wie sich das «Neue» Casino präsentieren würde. (Bericht über die festliche Eröffnung des Casino Bern am 5.9.2019)
Am 5. September war der große Tag da und als die ersten Besucher am Abend dieses eindrückliche Gebäude betraten, konnte man die Neugier im Raum spüren. Alles erstrahlt in schönsten Farben und die edel dekorierten Räume des Entrées mit erlesenen Materialien laden ein, in Ruhe die vielen Details zu entdecken. Man sollte sich bei einem Besuch wirklich Zeit nehmen und einen Rundgang durch die Räumlichkeiten genießen. Es ist erfreulich, dass man sich trotz der modernsten Technik, welche unsichtbar in diesem Haus verbaut ist, nicht dazu hinreißen lässt, irgendwelche unpassenden modernen Elemente einfließen zu lassen, welche die Atmosphäre dieses Hauses stören. Solche modernen Elemente findet man dann in den wirklich einladenden Räumen des Restaurants mit großem Wintergarten und der extravaganten Lounge. Hier wirken der Sternekoch Ivo Adam und seine junge Crew und verwöhnen die Gäste vor oder nach dem Konzert mit ihren Spezialitäten in den eleganten Räumlichkeiten. Vor Konzertbeginn gab es Gelegenheit, den Grossen Saal zu bestaunen. Harmonische Farben, vergoldete Stuckaturen, raffinierte Lichteffekte und herrliche Leuchter, vermitteln dem Saal eine nahezu königliche Eleganz.
Nach einer kurzen Begrüßung, betrat das BERNER SINFONIEORCHESTER zum ersten Mal das Podium. Unter der Leitung ihres Chefdirigenten MARIO VENZAGO erklangen die ersten Töne in dieser neuen Umgebung mit der «Toccata und Fuge d-Moll BWV 565» von Johann Sebastian Bach, in der Fassung von L. Stokowski. Dieses Stück stimmte einen sofort in den festlichen Konzertabend ein.
MARIO VENZAGO, nicht nur ein hervorragender Dirigent, sondern auch ein begabter Erzähler, hat während des ganzen Abends mit seinen interessanten Erläuterungen und humorvollen Details zu den Werken und Künstlern, sehr gekonnt die Umbauphasen zwischen den einzelnen Programmpunkten überbrückt. Man konnte die Begeisterung dieses Musikers mitfühlen.
Mit «Till Eulenspiegels lustige Streiche op.28» von Richard Strauss, kam ein Werk zur Aufführung, welches die Akustik dieses Saales herausforderte. Jeder neu gestaltete Saal, muss sich zuerst einmal «einstimmen», dies ist für den Dirigenten und das Orchester eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe. Die Musik von Richard Strauss passte mit seiner humoristischen, kurzweiligen Raffiniertheit bestens ins Programm. Was dann folgte darf man ohne Übertreibung als sensationell beschreiben:

IGUDESMAN & JOO, zwei außergewöhnliche Musiker, boten eine großartige und humoristische Show, in welcher sie klassische Musik mit Elementen der Popmusik auf grandiose Weise zu verbinden verstehen. ALEKSEY IGUDESMAN und HYUNGKI JOO treten auf der ganzen Welt mit den grössten Orchestern auf und füllen mit ihrem poppigen Programm selbst große Stadien.
Da wurden Mozart und James Bond-Melodien virtuos gemixt, Pop und Klassik so zu einer Einheit verschmolzen, dass man aus dem Staunen kaum mehr herauskam. Das Publikum amüsierte sich köstlich. Es müssen jedoch auch das BERNER SINFONIEORCHESTER und sein Dirigent hier besonders gelobt werden. Es ist wohl kaum zu ahnen, was für eine Arbeit es gewesen sein muss, diese beiden Künstler mit all den rasch wechselnden Melodien zu begleiten. Was für einen Spaß die Musiker dabei hatten, war offensichtlich. Als dann noch einige Orchestermusiker eine Irish-Row-Dance Einlage boten und gleichzeitig Ihre Instrumente spielten, war kein Halten mehr im Saal und das Publikum bedankte sich mit einer Standing Ovation.
In der Pause gab es Gelegenheit, im Hause herumzuflanieren und auf der großen Terrasse oder in den Foyers die aufwändigen Arbeiten zu bestaunen, welche dieses Haus zu einem neuen Schmuckstück dieser Stadt machen.
Elegant ging es dann nach der Pause mit dem «Brandenburgischen Konzert Nr. 2 F-Dur, BWV 1047» für Violine, Oboe, Blockflöte, Trompete und Orchester in den zweiten Teil des Abends. MICHAEL FORM, Blockflöte, IMMANUEL RICHTER, Trompete, ADAM HALICKI, Oboe und ALEXIS VINCENT, Violine ließen diese festliche Musik auf höchstem Niveau erklingen.

Danach folgte der Auftritt eines weiteren bedeutenden Stars der klassischen Musik, Pianist FAZIL SAY spielte von Maurice Ravel das «Konzert für Klavier und Orchester G-Dur». Fazil Say ist bekannt für seine Interpretationen der Werke, welche er auf ungewohnt energische, aber auch feinfühlige Weise erklingen lässt. Was für eine Virtuosität, was für eine Energie kam hier zum Vorschein und liess einen über diesen begeisternden Ausnahmekünstler nur staunen. Als Zugabe spielte FAZIL SAY eine eigene Version von Mozart verbunden mit Jazz-Elementen, welche das unglaubliche Temperament dieses Musikers aufzeigten. Ein begeistertes Publikum feierte diesen Auftritt und bedankte sich mit Ovationen.
Als Abschluss wurde dann dasjenige Werk gespielt, mit welchem dieses Haus 1909 als allererstes Musikstück eingeweiht wurde: «Der «Berner Marsch», die Hymne der Stadt. Man liess sich auch hier etwas Besonderes einfallen. In der Mitte des Stückes betrat auf der Empore das JUGENDBLASORCHESTER KONSI BERN den Raum und spielte diese Hymne zusammen mit den ebenfalls nochmals mitwirkenden IGUDESMAN & JOO und zauberte eine fast andächtige Stimmung in den strahlenden Saal.
Und dann nochmals eine Überraschung:

Es wurde ein rotes Telefon auf die Bühne gebracht und in einem Gespräch zwischen dem Stadtpräsidenten und Mario Venzago, wurde auf humoristische Weise ein weiterer Auftritt angekündigt. LO&LEDUC haben in der Schweiz mit ihrem berndeutschen Song «079» die Hitparade gestürmt. Nun traten Sie zum ersten Mal mit einem großen Orchester auf und ließen einen diesen Pop-Song ganz neu erleben. Ein gelungener Konzertabschluss, welcher überleitete in die anschließende Party in den Räumlichkeiten des Casinos. Die Erlebnisse an diesem außergewöhnlichen Eröffnungsabend berauschten einen noch weit in die späte Nacht. Besonders muss nochmals erwähnt werden, mit was für einer Freude das BERNER SINFONIERORCHESTER und MARIO VENZAGO diesen Abend mit all seinen Facetten begleitet haben. Ein großes Kompliment für diese Leistung.
Das CASINO BERN bietet nebst klassischen Konzerten vielseitige weitere Veranstaltungen an, welche auf der Website www.casinobern.ch eingesehen werden können. Der Besuch des CASINO BERN lohnt sich auf jeden Fall.
- Rezension des Abends von Marco Stücklin /Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Titelfoto: Berner Symphonieorchester
Eröffnungskonzert vom Casino Bern 2019/Janosch Abel Photography