Eindrucksvolle Beethoven- und Brahms-Aufführungen im Gewandhaus zu Leipzig

Gewandhausorchester/Foto: © Tom Thiele (2021)

Bei der offiziellen Uraufführung am 9. November 1881 unter der Leitung von Alexander Erkel in Budapest übernahm Johannes Brahms selbst den Solopart in seinem zweiten Klavierkonzert B-Dur op. 83. Das symphonisch angelegte, viersätzige Klavierkonzert, bei dem das Solo in das Orchester integriert ist, war ein sofortiger Erfolg beim ersten Publikum und veranlasste den Komponisten, sein Werk auf eine Tournee durch mehrere europäische Städte mitzunehmen.

 

Francesco Piemontesi brachte bei seinem Auftritt im Großen Saal des Leipziger Gewandhauses am 10. April 2025 beachtliche Klangfarben und ein Gefühl der Spontaneität zum Ausdruck. Das kurze weinerliche Hornsolo zu Beginn des Eröffnungssatzes, Allegro non troppo, war prächtig intoniert. Der schroffe und etwas zornige Klavierpart wurde von Piemontesi aufmerksam und konzentriert interpretiert. Das Gewandhausorchester unter der Leitung von Manfred Honeck erzeugte in der Coda ein Gefühl der Spannung mit einem erhöhten Grad an Dramatik. Mit scheinbar müheloser technischer Beherrschung verlieh Piemontesi dem stürmischen Allegro appassionato eine beeindruckende Dynamik. Honeck sorgte dafür, dass das Orchester am Schluss eine atemberaubende Spannung entfaltete.

Im Andante wurde das liedhafte, von Melancholie durchdrungene Cello-Solo herrlich gespielt. Piemontesis Sinn für Introspektion mit einer fesselnd poetischen, von Sehnsucht durchdrungenen Vortrag kontrastierte mit der beunruhigenden Atmosphäre des Werks. In Piemontesis Händen war das Finale, Allegretto grazioso — Un poco più presto, erhebend und beschwingt, während das Gewandhausorchester ebenfalls in der fröhlichen Musik aufging. Mit großer Sicherheit bewältigte Piemontesi die rhythmischen Empfindungen und die prächtige Abfolge einprägsamer Themen mit einem durchweg frischen, flüssigen Spiel und einer breiten Farbpalette.

Gewandhaus zu Leipzig/Foto: © René Jungnickel, 2015

Nach der Pause haben Honeck und das Gewandhausorchester die 7. Symphonie in A-Dur op. 92 von Ludwig van Beethoven entsprechend episch und gewichtig interpretiert und gleichzeitig die lebendigen Rhythmen und den Schwung des Tanzes hervorgehoben. Die Symphonie, deren autographe Partitur auf den 13. Mai 1812 datiert ist, wurde am 8. Dezember 1813 zusammen mit „Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria“ op. 91 im großen Redoutensaal der Wiener Universität unter Beethovens Dirigat uraufgeführt.

Die Einleitung des ersten Satzes, Poco sostenuto – Vivace, gestaltete Honeck in einem zügigen Tempo, wenn auch mit Flexibilität und lyrischer Schönheit. Der Hauptteil, Vivace, hatte viel Lebendigkeit und Aufwind, aber auch ein gutes Maß an Kraft, das Tempo war lebhaft, aber nicht eilig. Der zweite Satz wurde in einem echten Allegretto-Tempo gespielt, wodurch sich die Musik dynamisch entwickeln konnte. Honeck gestaltete den Rhythmus, um eine trübe, tragische Stimmung zu erschaffen, ohne die Musik schleppen zu lassen.

Das Hauptthema des dritten Satzes war spritzig und respektierte Beethovens Presto-Bezeichnung, während das Trio animiert war. Im Finale, Allegro con brio, war Honecks Phrasierung subtil, die Dynamik brillant eingesetzt und die Art und Weise, wie die Musik allmählich an Momentum gewann, während sie sich zu einem ekstatischen Triumph aufbaute. Die Streicher wirbelten und glitten geschickt in die Überschwänglichkeit, während die Holzbläser spielerisch und anmutig waren und die Blechbläser Kraft verliehen.

Dankenswerterweise wurden alle vom Komponisten vorgeschriebenen Wiederholungen in dieser beispielhaften Interpretation eingehalten, die dem dionysischen, wilden, tänzerischen Charakter der Symphonie voll gerecht wurde. Die Darbietung beider Werke löste beim ausverkauften Gewandhaus Publikum Begeisterungsstürme für dieses „Grosse Concerte“ aus.

 

  • Rezension von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Gewandhausorchester
  • Titelfoto: Gewandhaus Leipzig/Großer Saal/Foto: © Jörn Daberkow, 2020
     
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