
Wenn man den Zuschauerraum im Opernhaus Zürich betritt, erblickt man anstelle des Vorhangs ein riesiges Bild mit zwei großen Herzen in einer einsamen Landschaft. Darauf der Schriftzug „Es gibt ein Glück“, das Zitat Elsas aus dem 2. Akt. Dies deutet darauf hin, dass wir uns bei dieser Inszenierung von Andreas Homoki auf dem Lande befinden. (Rezension der Wiederaufnahme am 13. April 2025)
Die Bühne zeigt einen durch hohe Holzwände begrenzten Schankraum in einem kleinen abgelegenen Dorf, wo sich die Bewohner rivalisieren und durch Intrigen und Verleumdungen, aber auch Gerüchte gegenüberstehen. Dass man an einem solchen Ort auch noch an Wunder glauben kann, überrascht nicht, ist doch oft auch falsche Frömmigkeit im Spiel. Die Trachten und das Urige dieser Inszenierung passen erstaunlich gut zur Handlung und machen die Geschichte auch in heutiger Zeit leichter zugänglich.
Für die optische Wirkung dieser im Jahre 2014 am Opernhaus Zürich zum ersten mal präsentierten Inszenierung, welche nun ihre gefeierte Wiederaufnahme erlebt hat, sorgten Wolfgang Gussmann, Bühne und Kostüme, zusammen mit der Kostümbildnerin Susana Mendoza, Franck Evin für die Lichtgestaltung und Stephanie Lenzen für die szenische Einstudierung.
Die musikalische Seite überzeugt auf der ganzen Linie.

Man kann sich heute wohl kaum eine bessere Besetzung der Titelpartie wünschen, als mit dem in Zürich so geschätzten Piotr Beczała. Mit ihm erlebt man einen Lohengrin, welcher zu jedem Zeitpunkt der Handlung mit wunderbarer Sicherheit alle Herausforderungen dieser Partie bewältigt. Mit größter Textverständlichkeit und in allen Lagen sicherer Stimme wird jeder Moment zu einem Genuss.
Ihm zur Seite debütierte am Opernhaus Zürich die deutsche Sopranistin Simone Schneider. Auch sie überzeugt mit höhensicherer Stimme und feinem Gespür für die leisen Stellen dieser Partie. Ein gelungenes Debüt.

Mit Anna Smirnova ist eine starke Bühnenpersönlichkeit zu erleben, welche die Ortrud mit burschikosem Auftreten und intrigantem Spiel bestens darstellt und stimmlich in jeder Hinsicht dieser Rolle gerecht wird. Die Szene im 2. Akt zwischen Elsa und Ortrud war einer der Höhepunkte dieser Aufführung. Martin Gantner ist eine Idealbesetzung für den Telramund. Mit ihm erlebt man eine Charakterstudie dieser Partie, welche die große Erfahrung dieses Sängers zeigt. Gesang und Spiel sind in jeder Hinsicht überzeugend.
Christof Fischesser als König Heinrich lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Souverän singt und spielt er mit bestens geführter Bassstimme. Als Heerrufer war Bariton Michael Kraus zu erleben, welcher diese Partie würdevoll und mit großer Stimme sang. Ein außerordentliches Ensemble.
Ganz besonders hervorgehoben zu werden verdient der Chor der Oper Zürich, zusammen mit dem Zusatzchor und SopraAlti der Oper Zürich. Durch Janko Kastelic einstudiert, erlebte man hier eine großartige Leistung. Umwerfend dieser Klang und diese überwältigende Präsenz. Einmal mehr wurde man sich bewusst, auf welch hohem Niveau dieses Opernhaus arbeitet.
Dass man mit der Philharmonia Zürich (ab kommender Saison wieder „Orchester der Oper Zürich“ genannt), einen Klangkörper zur Verfügung hat, welcher genau dieses hohe Niveau widerspiegelt, ist schon längst bekannt und wurde mit dieser Aufführung einmal mehr aufs schönste bestätigt. Axel Kober ließ alle Nuancen dieser wunderbaren Partitur erklingen und war den Sängern ein äußerst aufmerksamer Begleiter.

„Es gibt ein Glück ohne Reu“, singt Elsa und es gibt auch das Glück, eine solche Aufführung miterleben zu dürfen!
So empfand es offensichtlich auch das Publikum, welches dieses Erlebnis mit vielen Bravos und großem Applaus verdankte.
Weitere Aufführungen finden am 24.4./27.4. sowie 4.5.2025.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Opernhaus Zürich / Stückeseite
- Titelfoto: Opernhaus Zürich / LOHENGRIN/ Piotr Beczała/ Foto: Toni Suter
Für mich ist Piotr Beczala z.Z.der beste Tenor den man hören kann. Nicht nur, dass er den Lohengrin mit Bravour meistert, auch in seiem Repertoire in lyrischen Rollen brilliert er. Als Züricher ist er auch einer von uns, darauf sind wir unglaublich stolz! Danke für das Glück!!!!!