Basel: Zwei Jubiläumskonzerte – 25 Jahre LA CETRA Barockorchester

Andrea Marcon/Foto: © Dirk Wetzel

Als in den 1990er Jahren Dr. Peter Reidemeister, der damalige Leiter der Schola Cantorum, die Idee hatte, für die Abgänger der Schola Cantorum, der wichtigen Kaderschmiede für Alte Musik, ein in Basel beheimatetes Ensemble für diese Musikgattung zu gründen, konnte man nicht ahnen, was für ein großartiges Orchester daraus entstehen würde, welches nun den 25. Geburtstag feiern konnte. Im November 1999 wurde der Verein gegründet und im Jahre 2000 fand die „Taufe“ des jungen Ensembles auf den Namen „La Cetra“ statt. Sehr schnell fanden zahlreiche Gastspiele mit bekannten Dirigenten und Solisten statt. (Rezension der Konzerte v. 18.+19.10.2024 im Stadtcasino Basel)

 

 

Eine erste CD wurde 2002 veröffentlicht und ein Jahr später begann die Partnerschaft mit dem Theater Basel, welche bis heute immer wieder beeindruckende Produktionen ermöglicht.

2009 wurde Andrea Marcon zum künstlerischer Leiter ernannt und mit dieser wichtigen Entscheidung entwickelte sich das Ensemble La Cetra zu einem der führenden Barockorchester mit großer internationaler Reputation. 2012 erfolgte die Gründung des La Cetra Vokalensembles durch Andrea Marcon und Johannes Keller. Seit der Saison 2015 / 2016 bietet man in Basel eine eigene Konzertsaison an und gewinnt immer mehr Abonnenten für diese begeisternde Musik. Es entstanden weitere CD-Aufnahmen, welche unter den Freunden der Barockmusik viel Aufmerksamkeit gefunden haben.

La Cetra-Jubiläumskonzert/Ensemble Konzert in der Martinskirche/Foto: © Dirk Wetzel

Für das Jubiläum hat man ein ganzes Wochenende mit mehreren Konzerten in Basel reserviert.

Das erste „Geburtstagskonzert“ fand in der Martinskirche Basel statt. Dort hat das Orchester bereits in den vergangenen Jahren des öfteren konzertiert und durfte große Erfolge feiern. Für das Jubiläumskonzert hat man zahlreiche Weggefährten eingeladen, welche das Orchester über viele Jahre hinweg durch ihre Anwesenheit bereichert hatten.

Im ersten Teil wurden instrumentale Werke gespielt. Nach einer Ouvertüre von Johann Sebastian Bach erklang das „Concerto per violino“, RV 222 von Antonio Vivaldi, welches Leila Schayegh sehr eindrücklich interpretiert hat. Es folgte „Air“, eines der berühmtesten Stücke von Johann Sebastian Bach, aus der Orchestersuite Nr 3, BWV 1068.

Ein besonderes Erlebnis war die Begegnung mit dem Blockflötisten Maurice Steger. Mit seiner unglaublichen Virtuosität und Technik gelang es ihm, seinem Instrument faszinierende Töne zu entlocken und seine Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Dazu bot ihm das „Concerto per flauto“ RV 375 von Antonio Vivaldi die beste Gelegenheit. Ein sensationeller Auftritt.

Maurice Steger und Leila Schayegh/Foto: © Dirk Wetzel

Zum Abschluss des ersten Konzertteils spielten die beiden Solisten zusammen Bach‘s „Konzert für Blockflöte & Violine“. Eine großartige Wiedergabe dieser anspruchsvollen Komposition.

Nach der Pause erklangen aus dem Oratorium „Il Trionfo del Tempo et del del Disinganno“ von Georg Friedrich Händel die Ouvertüre und die Aria „Come nembo che fugge col vento“, virtuos gesungen von der Sopranistin Robin Johannsen. Ebenfalls ein treuer Gast und Freund des Orchesters ist der Countertenor Valer Sabadus, welcher mit seiner wunderbaren Stimme die Aria „Vedrò con mio diletto“ aus Vivaldis „Il Giustino“ sang.

Im anschließenden Teil mit Werken von Georg Friedrich Händel wurde als erstes die Aria „Vorrei vendicarmi“ aus der Oper „Alcina“, von der Altistin Benedetta Mazzucato bravourös vorgetragen. Bassist José Antonio López überzeugte mit seiner Aria „O voi del mío poter… Sorge infausta“ aus „Orlando“ mit perfekt geführter Stimme und viel Ausdruck. Ganz reizend dann das Duett „Caro!Bella!“ aus „Giulio Cesare“ gesungen von Robin Johannsen und Valer Sabadus.

Aus „Ariodante“ folgte „Dover, Giustizia, Amor“, temperamentvoll vorgetragen von Benedetta Mazzucato. José Antonio López glänzte mit „Sibillar gli angui“ aus „Rinaldo“.

La Cetra Barockorchester in der Martinskirche/Foto: © Dirk Wetzel

Zum Abschluss erklangen zwei Arien von Vivaldi. „Venti Turbini“ aus „Rinaldo“, großartig interpretiert durch Valer Sabadus und „Agitata da due venti“ aus „La Griselda“, gesungen von Robin Johannsen. Der Schlusschor aus „Il Giustino“ vereinte alle Mitwirkenden nochmals auf der Bühne und wurde, textlich etwas für den Anlass angepasst, mit Humor vorgetragen.

Alle Musikern/innen und Solist/innen dieses auergewöhnlichen Konzertes verdienen für die eindrücklichen Darbietungen ihres Könnens ein großes Lob.

Das zweite Konzert fand am darauffolgenden Tag im Musiksaal des Stadtcasino Basel statt. Unter dem Motto „ Una festa barocca“ konnte man das selten gespielte Werk „Serenata Parnasso in festa per gli sponsali di Teti e Peleo“ HWV 73. von Georg Friedrich Händel hören. Die Uraufführung fand 1734 in London statt. Händel komponierte das Werk anlässlich der Hochzeit von Prinzessin Anne, der ältesten Tochter König Georg II und dem Prinzen Wilhelm IV von Oranien. Die meisten der darin vorkommenden Melodien stammen aus dem Oratorium „Athalia“, welches zu jenem Zeitpunkt noch nicht in London aufgeführt worden war. Entstanden war das Werk jedoch bereits im Frühjahr 1733. Das Werk wurde nicht oft aufgeführt und war zum letzten Mal am siebten Hochzeitstag von Prinzessin Anne am 14. März 1741 zu hören.

Die Handlung stammt aus der griechischen Mythologie und huldigt der Hochzeit von Thetis und Peleus. Für die erste Aufführung wurden für das King‘s Theatre in London ein großartiges Bühnenbild entworfen und spezielle Kostüme geschneidert.

Gemäß der Mythologie lud der Gastgeber Apollo, Gott der Künste und der neuen Musen, andere Götter und Halbgötter und weitere Bewohner seines griechischen Heimberges Parnass anlässlich der Hochzeit von Thetis und Peleus zu einem Fest ein. An diesem Fest erinnerte man sich auch an die großen Liebesgeschichten Apollo und Daphne und diejenige von Orpheus und Eurydike. Während sich Apollo nach Daphne sehnte, vermochte diese allerdings nicht, seine Gefühle zu erwidern. Anders so bei Orpheus und Eurydike, wo die Liebe gegenseitig gross war, aber das Schicksal eine andere Wende wollte.

An der Basler Aufführung mit dem La Cetra Barockorchester zusammen mit dem Vokalensemble Basel unter der Leitung von Andrea Marcon, konnte man wieder erstklassige Sänger/innen erleben, welche mit La Cetra verbunden sind. Die sieben Solist/innen glänzten mit wunderbaren Stimmen.

Countertenor Valer Sabadus als Apollo, Sopranistin Robin Johannsen als Clio, Countertenor Kangmin Justin Kim als Orfeo, Bass José Antonio López als Marte, Altistin Benedetta Mazzucato als Cloride, Sopranistin Jenny Högström als Calliope und Altistin Francesca Ascioti als Euterpe.

Zusammen mit dem fantastischen La Cetra Barockorchester & Vokalensembe Basel unter der Leitung von Andrea Marcon, welches auf höchstem Niveau musizierte, entstand eine festliche Aufführung, welche dem Jubiläum alle Ehre machte. Man darf dem Orchester, dem Vokalensemble und dem stets engagierten Andrea Marcon gratulieren und für die Zukunft weiterhin viel Erfolg wünschen.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • La Cetra Barockorchester
  • Titelfoto: La Cetra Barockorchester/Konzert im Stadtcasino Basel/Foto: © Dirk Wetzel
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