In den drei Jahren, in denen Ashley Thouret nunmehr dem Ensemble der Oper Dortmund angehört, hat sich die junge kanadische Sopranistin dem Publikum sehr beachtlich präsentiert. Ihr breitgefächertes Rollenrepertoire machte Ashley zu einem der Publikumslieblinge der Dortmunder Opernfans. DAS OPERNMAGAZIN traf die überaus sympathische und offene lyrische Sopranistin vergangene Woche in einem Dortmunder Szenelokal zum Interview.
Wunsch an Santa Claus
Mit knapp zwei Jahren zog Ashley Thouret mit ihren Eltern von Calgary nach Toronto und verbrachte dort ihre Kindheit, ihre Schulzeit und auch die erste Zeit ihrer musikalischen Ausbildung. Als Tochter eines Investmentbankers und einer Managerin war ihr Weg nicht zwangsläufig in eine musikalische Zukunft ausgerichtet und schon gar nicht für die spätere Opernkarriere. Aber früh bemerkte Ashley ihre tiefe Liebe zur Musik. Sie begann mit vier Jahren Klavier zu lernen. Allerdings hat sie das irgendwann gehasst. Es war einfach nicht das, was sie machen wollte und was sie sich vorgestellt hatte. Ein anderes Instrument sollte es sein. Und so schrieb sie als kleines Mädchen dem Santa Claus einen Weihnachtswunsch: er möge ihr doch eine Violine schenken. Zu dieser Zeit nahm sie ihr Vater mit zu einem Weihnachtskonzert eines Kinderchors im heimischen Toronto. Und der Funken sprang über: Ashley wollte auch singen und Mitglied im Toronto Children Chorus werden. Fortan wurden Violine und Chorgesang zum musikalischen Lebensinhalt der jungen Schülerin und späteren Sopranistin.
O mio babbino caro und der erste große Opernmoment
Mit 13 Jahren wurde sie in ihrem Chor Solistin und anlässlich eines Konzerts mit dem Toronto Symphonie Orchestra zu euiner Gesangsprofessorin geschickt. Als sie nach dem Konzert fragte, ob sie weiterhin dort studieren könne, wurde sie allerdings erst einmal vertröstet. Sie solle wiederkommen, wenn sie 16 Jahre alt ist. Mit 13 wäre sie einfach noch zu jung und ihre Stimme noch nicht ausgereift genug. Drei Jahre später stand Ashley wieder vor der Tür der Gesangsprofessorin und diesmal hörte sich die Lehrerin die Stimme und das Erlernte genauer an. Ihre erste Arie war die der Lauretta aus Puccinis Oper „Gianni Schicchi„, das kleine musikalische Schmuckstuck „O mio babbino caro„. Hiervon war die Gesangslehrerin so beeindruckt, daß sie Ashley trotz ihres jungen Alters zum Kurs der fortgeschritteneren Gesangstudenten schickte.
Als Teenager besuchte sie mit ihrem Vater eine Aufführung der „Zauberflöte“ im legendären Londoner Opernhaus Covent Garden und hatte da ein für sie prägendes Schlüsselerlebnis. Die weltberühmte Sopranistin Diana Damrau sang damals die Partie der Königin der Nacht. Sie ist für Ashley Thouret noch heute ein Vorbild. „Es ist wie eine gesangliche Lehrstunde,wenn ich sie singen höre„, sagt Ashley voller ehrlicher Bewunderung für diese Ausnahmesopranistin aus Bayern.
Nach ihren Anfangsstudien an der Musikhochschule in Toronto wechselte Ashley Thouret nach Philadelphia/USA an das dortige Curtis Institut of Music und schloss das Gesangsstudium mit Bachelor- und Masterdiplom erfolgreich ab. Die Karriere als Sopranistin konnte beginnen.
New York – München – Dortmund
Ihre erste größere Partie als professionelle Sängerin war die Mimi aus „La Boheme“ anlässlich des Chautauqua Institution Festival in New York. Eine Konzertagentin aus Wien hörte sie dort und empfahl ihr nach Europa zu kommen um hier ihre Karriere weiterzuführen und neue Partien einzustudieren. Ihr Debüt in Europa hatte sie als Anna Kennedy in Donizettis „Maria Stuarda“ am Münchner Gasteig. Keine geringere als die große Krassimira Stoyanova war dort ihre Bühnenpartnerin in der Titelpartie. Noch jetzt ist Ashley über diese künstlerische Begegnung begeistert. Es folgten weitere Engagements als Liù (Turandot) und Nedda (I Pagliacci) zu den Opernfestspielen Heidenheim mit den Stuttgarter Philharmonikern. In Europa gewann sie einige international renommierte Gesangspreise wie den Wettbewerb der Marcello Giordani Foundation und des Mario Lanza Wettbewerbes, sie war Finalistin im Competitzione dell’Opera und im Canadian Music Competition und wirkte in den Endrunden des ARD-Wettbewerbes in München sowie des Belvedere Wettbewerbes in Wien mit. Auch als Liedsängerin machte sich die begehrte Künstlerin einen Namen. Viele ihrer künstlerischen Stationen und Pläne sind auf ihrer gut gemachten Homepage und auch auf ihrer offiziellen Facebook-Seite einzusehen.
„Dortmund ist einfach genial“
Vom ersten Moment unseres Interviews an saß mir eine erfrischend offene, positive und gleichzeitig auch ehrgeizige junge Sängerin gegenüber. Dass sie einfach an dem was sie beruflich macht, Spaß und absolute Freude hat, vermittelte sie mir mit jedem Wort und mit jeder Geste. Im dritten Jahr ist sie nun am Dortmunder Opernhaus engagiert und sie fühlt sich am Theater und auch in Dortmund sehr wohl.
„Dortmund ist einfach genial„, sagt sie mir begeistert und verweist auf das vielfältige Kulturangebot dieser Ruhrgebietsstadt in der Mitte Nordrhein-Westfalens. Sicher hat sie einen Teil dazu beigetragen, dass Dortmund aktuell einen kulturellen Spitzenplatz in NRW einnimmt. Wie großartig war sie als Pamina in aktuellen Dortmunder „Zauberflöte„, wie zart und fortgesehnt sang sie die schwere g-moll-Arie (Ach, ich fühls…)der Pamina, wie überzeugend war sie als Susanna in „Le nozze di Figaro“ und wie sphärisch ihr Gesang als Sophie im „Rosenkavalier„. Und zuletzt begeisterte sie das Dortmunder Opernpublikum mit einer hinreißenden Interpretation der Donna Anna aus einer weiteren Mozartoper, dem „Don Giovanni„. und dazwischen der „Abstecher“ in die Operette „Die Fledermaus„, wo sie eine äußerst reizvolle Adele sang und spielte. Ihre Entwicklung als lyrischer Sopran ist schon jetzt sehr bemerkenswert. Kein Wunder, dass wir dann über anstehende Wünsche und Pläne sprachen.
Ashley Thouret will in der Zukunft das lyrische Koloraturfach für sich weiter entdecken und erarbeiten. Eine Juliette aus Gounods „Roméo et Juliette“ steht da an vorderste Stelle, eine Gilda soll es sein, eine Konstanze und natürlich auch eine Lucia aus Donizettis „Lucia di Lammermoor„. Das italienische Fach nimmt bei Ashley eine besondere Rolle ein, aber auch weitere Richard Strauss – Partien sind durchaus in der Zukunft angedacht. Über genaue Pläne, insbesondere die am Opernhaus Dortmund, wird es zu gegebener Zeit neues von der begabten Sopranistin geben.
Von Dankbarkeit und einem neuen Opernfan
Angesprochen auf den Umgang mit Kritik zeigt sich die sympathische Kanadierin sehr selbstbewusst. Mit Kritik seitens der Presse gehe sie recht professionell um, sagt sie im Gespräch und freue sich natürlich wie alle Kolleginnen und Kollegen über eine gute Rezension. Wichtig ist ihr natürlich immer die kritische Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Dirigenten und Regisseuren. Und das Publikum? Sie sagt so überzeugend, wie dankbar sie so oft ist, diesen Beruf ausüben zu können. „Man gibt so viel und dann spüre ich nur noch Dankbarkeit„.
Als Ashley begann sich ernsthaft für die Musik zu interessieren, war sie innerhalb der Familie noch so etwas wie ein Exot. Oper spielte im Hause Thouret eigentlich keine besondere Rolle. Aber mit der Zeit fingen ihre Eltern an sich nicht nur für die Oper zu interessieren, sondern entwickelten eine tiefe Leidenschaft für Musik. Aus dem einstmals nicht sonderlich Operninteressierten Vater ist nun ein Opernfan ersten Ranges geworden. „Er weis manchmal besser über Opern Bescheid als ich„, amüsiert sich Ashley.
Und in diesem Moment spüre ich deutlich wie zufrieden und glücklich Ashley Thouret mit ihrem Beruf und mit ihrem Leben als Opernsängerin in Dortmund ist, und auch über den Weg, der sie hier hin gebracht hat.
Es war mir eine große Freude mit Ashley dieses Interview für DAS OPERNMAGAZIN geführt zu haben und wünsche ihr viele weitere glanzvolle und bewegende Momente im Opernhaus Dortmund, oder wo immer sie ihr Weg noch hinführen wird.
© Detlef Obens/DAS OPERNMAGAZIN/03/2017
*Youtube-Video Ashley Thouret „Or sai chi l’onore“, aus Don Giovanni:
*weiterführende Links:
offizielle Facebook-Seite der Künstlerin
Ashley Thouret / Theater Dortmund
(Titelfoto: Ashley Thouret / Foto @ Dario Acosta)
2 Gedanken zu „Ashley Thouret – Die kanadische Sopranistin im Gespräch mit dem Opernmagazin&8220;