Abschlusskonzert LIEDBasel Academy 2024

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Nach einer Woche intensiven arbeitens mit dem Duo in Residence, Tenor Ian Bostridge und Pianist Julius Drake, sowie dem Schauspieler Klaus Brömmelmeier und Aimée Paret, welche als Karriereberaterin die jungen Talente unterstützt, war das Abschlusskonzert für die Stipendiat/Innen eine wunderbare Gelegenheit, die vielen Impulse dieser Woche vor einem Publikum zu präsentieren. (Rezension des Abschlusskonzerts v. 26. Mai 2024)

 

 

 

Man muss dazu bemerken, dass die für die Academy ausgewählten fünf Sänger/innen und Pianist/innen bereits über ein großes Potenzial verfügen und viel Erfahrung gesammelt haben. Dies zeigte sich schon in den öffentlichen Meisterkursen, wo man die Musiker bei der Erarbeitung der Lieder beobachten konnte.

Für das Abschlusskonzert hat jedes Lied-Duo Gelegenheit, ein 20-minütiges selbst zusammengestelltes Programm zu präsentieren. Das Motto der diesjährigen Veranstaltung war „Die Geister, die ich rief“, welches auf mannigfaltige Weise in die einzelnen Darbietungen eingeflochten wurde. Es kamen bekannte, aber auch selten zu hörende Lieder zur Aufführung.

Ekaterina Chayka-Rubinstein und Maria Yulin/Foto: Benno Hunziker

Den Anfang machte die deutsche Mezzosopranistin Ekaterina Chayka-Rubinstein zusammen mit ihrer israelischen Klavierpartnerin Maria Yulin. Humorvoll begannen sie Ihren Vortrag mit kurzen vorgelesenen Horoskopen, die ja zuweilen auch wie von Geisterhand geschrieben, die Zukunft deuten.

Henry Dutilleux‘s „Féerie au claire de lune“ eröffnete den Reigen von vier Liedern. Eindrücklich dann Robert Schumann‘s Ballade „Belsazar“, welche die Sängerin mit grosser Emotion vortrug.  „Nachtgedanken“ von Ethel Smyth und Hugo Wolf‘s „Die Geister am Mummelsee“ zeigten, wie konzentriert die Pianistin und die Sängerin zusammen wirkten. Eine sehr schöne Stimme mit viel Volumen und großem Ausdruck.

Lars Conrad und Daniel Prinz/ Foto: Benno Hunziker

Ernst wurde es dann beim Auftritt des deutschen Lied-Duo Lars Conrad, Bariton und Daniel Prinz, Klavier.

Eindrücklich rezitierte Lars Conrad zu Beginn einen Text, welcher zum Nachdenken anregte. Die Nachfolgenden Lieder aus George Butterworth‘s  Six Songs from a Shropshire Lad, Nr. 5 „The Lads in Their Hundreds und Nr. 6. „Is my Team Ploughing?“ und  aus Brendon Hill and Other Songs, Nr. 4 „On the Idle Hill of Summer“. Die gepflegte Diktion seiner Texte hat seinen Darbietungen den Feinschliff gegeben. Aus dem Hollywood Liederbuch von Hanns Eisler folgten „In der Frühe“ und „Panzerschlacht“, sowie  zwei Elegien von Bertold Brecht „In die Städte kam ich zu der Zeit der Unordnung“ und „An die Überlebenden“. Den Abschluss machte „Der müde Soldat“. Daniel Prinz am Klavier durchlebte diese teils sehr düsteren Lieder mit eindrücklichem Spiel, wodurch ein Vortrag von großer Wirkung entstanden ist.

Julie Goussot und Rodolphe Lospied/ Foto: Benno Hunziker

Das nächste Duo stammte aus Frankreich. Die Sopranistin Julie Goussot und der Pianist Rodolphe Lospied begannen mit Franz Liszt „Der du von dem Himmel bist“ und dem herrlichen Lied von Reynaldo Hahn „L‘énamourée“. Mit großer Stimme und feinen Nuancen gelang hier eine ganz berührende Wiedergabe.

Es folgten „Traurige Wege“ von Hugo Wolf, „Cygne sur l‘eau“ Mirages von Gabriel Fauré und ebenfalls von Reynaldo Hahn „Dans la nuit“, gefühlvoll interpretiert von Rodolphe Lospied am Klavier. Eine sehr beeindruckende Stimme und ein Genuss.

David Kennedy und
Elitsa Dessevas/ Foto: Benno Hunziker

Der irische Bariton David Kennedy und die bulgarische Pianistin Elitsa Desseva boten eine interessante Auswahl von Liedern. Den Anfang machte Johannes Brahms „Heimweh II“, sehr gefühlvoll vorgetragen. Darauf folgte „Das eilende Bächlein“ von Eric Wolfgang Korngold.

Mit einer eigenen Komposition von Elitsa Desseva konnte man sich vom Talent dieser Musikerin überzeugen. „Gift“, entstanden 2024, mit einem Text von Barbara Kennedy, liess durch ungewöhnliche Klavierklänge aufhorchen. Herrlich dann „Down East“ von Charles Ives, welches mit viel Emotion vorgetragen wurde. „Bloody Hands“ aus Belfast Confetti von Greg Caffrey und das berühmte „Die Mutter Erde“ von Franz Schubert beschlossen diesen Programmteil.

Den Abschluss machten die deutsche Sopranistin Marie Maidowski und der südkoreanische Pianist YoungSeob Jeon. Hier tauchte man in die Welt der Elfen, Geister und Hexen ein.

Marie Maidowski und YoungSeob Jeon/ Foto: Benno Hunziker

Den Anfang machten Francis Poulenc „Quelle Aventure“ und Amy Beach „ Fairy Lullaby“, beide ganz hervorragend gesungen. Aaron Copland‘s „Going to Heaven!“ und Franz Schubert‘s „Schwesterngruss“, sowie ein kurzes „Chanson des Sirènes“ von Arthur Honegger folgten. Dabei konnte die Sängerin die Vielseitigkeit ihrer gut geführten Stimme demonstrieren. Das „Hexenlied“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy bildete das Finale dieses Konzertes.

Es ist äußerst beeindruckend, was für große Talente man im Verlaufe dieser Woche an diesem Festival kennenlernen konnte und wenn man die Herkunft der Teilnehmenden besieht, ist der Begriff International durchaus angebracht. Es ist sehr erfreulich erleben zu können, wie die große Liedtradition auch von jungen Talenten gepflegt wird.

Es darf nicht versäumt werden, all den „Guten Geistern“ herzlich zu danken, welche dieses  Festival erst ermöglicht haben. Da seien zuerst Silke Gäng, welche die Gesamtleitung des Festivals zusammen mit Dr. Ludovic Allenspach, dem Stiftungspräsidenten erwähnt, die ihre Festival-Idee verwirklicht haben. Meike Olbrich, Geschäftsleitung, Alain Claude Sulzer, Vizepräsident und künstlerischer Beirat, Prof. Tobias Schabenberger, künstlerischer Beirat LIEDAcademy und Mara Möritz, welche die Kommunikation betreut. Natürlich auch die vielen Helfer im Hintergrund. Ohne die Gastgeberfamilien und die vielen Unterstützer wäre all dies nicht möglich gewesen. Wenn man, wie der Schreibende, seit Beginn dieses Festivals im Jahre 2019 viele dieser Veranstaltungen besucht hat, wurde einem bewusst, was für einen enormen Einsatz alle Beteiligten geleistet haben.

2025 werden Veronique Gens, Sopran und James Baillieu, Klavier das Duo in Residence sein. Informationen findet man stets auf der Website des Festivals www.liedbasel.ch

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Titelfoto: Benno Hunziker
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