Abschied von Edita Gruberová

Edita Gruberová/ La Sonnambula/Opernaus Zürich/ Foto @ Suzanne Schwiertz

Die ersten Meldungen über den plötzlichen Tod der großartigen Sopranistin Edita Gruberová erreichten die Öffentlichkeit in den Nachmittagsstunden des 18. Oktober 2021. Ihre Familie hatte im Laufe des Tages die Münchner Agentur Hilbert Artists Management verständigt, die dann die traurige Aufgabe hatte, die Weltöffentlichkeit zu informieren. Edita Gruberová ist am 18. Oktober im Alter von 74 Jahren in ihrem Wohnort Zürich verstorben. Die Opernwelt ist schockiert, traurig und fassungslos. Sie galt lange als die weltbeste Koloratursopranistin und hat in über 50 Bühnenjahren ihre weltweit vielen Fans immer wieder aufs Neue begeistert. Ihre Rolleninterpretationen von Belcantoopern, insbesondere von Donizetti und Bellini, haben Maßstäbe gesetzt. Sie hat, wo immer sie auftrat, das Publikum begeistert und zum Jubeln gebracht. Wer sie in ihren Paraderollen wie Anna Bolena, Norma, Linda di Chamonix, Lucia di Lammermoor, La Straniera oder als Elisabetta in Roberto Deveraux erleben durfte, wird dies nie vergessen. Aber auch als Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte, als überragende Mozartinterpretin und natürlich als in schwindelerregenden Gesangshöhen brillierender Zerbinetta in Richard Strauss Ariadne auf Naxos hat sie künstlerische Gipfel erreicht. Alle diese Partien, und noch viel mehr aus ihrem großen langjährigen Repertoire, bleibt uns auf CD und in unzähligen Videoaufnahmen dieser Ausnahmesopranistin als das künstlerische Vermächtnis von ihr erhalten. Danke für alles, große Edita!

 

Gruberová war die erste und die letzte Vertreterin des einzigartigen Stimmfachs «Gruberová». (Christian Berzins, Kulturredakteur)

Nicht nur unter ihren weltweit zahllosen Bewunderern und Fans ist die Trauer um Edita Gruberová groß. Auch bei ihren vielen Kolleginnen und Kollegen, bei Dirigenten, Regisseuren, Opernhäusern und der Fachpresse hat die Nachricht vom plötzlichen Tod dieser Ausnahmesängerin für Fassungslosigkeit und Traurigkeit gesorgt. DAS OPERNMAGAZIN hat einige von ihnen um persönliche Worte gebeten. Wir danken allen, die Edita Gruberová – in teils sehr persönlichen Worten – gedenken.

 

Edita Gruberová und Pavol Breslik /Foto privat

Pavol Breslik (Tenor): „Liebste Edit (so haben sie ihre Freunde genannt) ist so plötzlich von uns gegangen. Seit 2011, wo ich sie zum ersten Mal kennengelernt habe, hab ich oft auf der Bühne und hinter der Bühne, viele glückliche Momente mit ihr erlebt. Momente die ich bis Ende meiner Tage in mir tragen werde. Edita hinterlässt ein großes Vakuum. Sie war eine große Künstlerin und das Theater war ihr Leben. Ein großer Mensch der mir und vielen anderen sehr fehlen wird. Jetzt singt sie in anderen Sphären und was uns bleibt sind unzählige Aufnahmen die unübertroffen sind.“

Michael Güttler (Dirigent): „Eine der wahrhaftig Allergrößten ist von uns gegangen, Edita Gruberová. Sie verdankte ihre strahlenden Erfolge neben ihrem riesigen Talent vor allem einer beispielhaften Disziplin, härtester Arbeit und unverrückbaren Prinzipien. Wenn man jungen Sängern den Rat gibt, vor allem das „Neinsagen“ (nein zu falschen Rollen, Überlastung, schmierigen Avancen etc.) zu lernen, voilá, Edita ist dafür das Paradebeispiel. Sie hat als junge Sängerin scheinbar zunächst karriereverhindernde „Neins“ gesagt, um dann umso länger, bis in ihre 70er ihr Publikum zu begeistern. Ich hatte die Ehre, diese fantastische Sängerin 2010 am Teatro Real in Madrid zu begleiten, der Saal tobte (waren es vier Zugaben, fünf, sechs ?) und sie war die Königin, die allbeherrschende und verzaubernde, mit einer makellosen Technik und gänsehautverursachenden „sovracuti“. Sie ruhe in Frieden.“

Edita Gruberová und Vesselina Kasarova / Foto privat

Vesselina Kasarova  (Mezzosopran) (Telefonat mit Detlef Obens): „Ich bin sehr traurig über den Tod von Edita Gruberová. Sie war für meine Karriere und für mein Leben so wichtig. Ich muss Ihnen folgendes erzählen: Gestern war ich auf dem Weg zu meiner Freundin nach Zürich. Eigentlich nehme ich sonst immer einen anderen Weg mit dem Auto. Aber gestern, ich weis nicht warum, nahm ich die Strecke an Editas Haus vorbei. Als ich gegen 14 Uhr dort vorbeifuhr, sah ich Polizei und Rettungswagen vor ihrem Haus stehen. Ich ahnte, dass dort etwas Schlimmes passiert sein musste. Wenig später erfuhr ich aus den Medien, das Edita verstorben sei. Ich war so geschockt. Ich habe so oft mir ihr zusammengearbeitet. Das erste Mal in Lucia di Lammermoor. Ich sang damals als junge Sängerin die Partie der Alisa. Und ich war ergriffen von der Kunst von Edita Gruberová. Am gleichen Abend rief ich meine Mutter an und erzählte ihr davon, dass ich mit der großen Gruberová auf der Bühne stand. Es war ein so schönes und wichtiges Erlebnis für mich. Später habe ich so oft mit ihr gesungen. In Anna Bolena oder auch in Norma. Es waren immer ganz besondere Vorstellungen für mich an der Seite dieser Ausnahmesängerin zu stehen. Ich erinnere mich an eine Aufführung der Norma in Tokio. Sie als Norma und ich war ihre Adalgisa. Es waren unfassbar schöne künstlerische Erlebnisse für mich. Ich verehre sie sehr. Ich werde sie nie vergessen!“

Andreas Homoki (Intendant Oper Zürich): „Das Opernhaus Zürich trauert um Edita Gruberová, die gestern im Alter von 74 Jahren plötzlich verstorben ist. Die letzten vierzig Jahre des Opernhauses Zürich sind ohne Frau Gruberová nicht vorstellbar. Das Haus konnte sich glücklich schätzen, mit einer solchen Ausnahmepersönlichkeit menschlich und künstlerisch eng verbunden zu sein. Ihre Interpretationen im dramatischen Koloraturfach und italienischen Belcanto haben jahrzehntelang weltweit Massstäbe gesetzt. Wir können es alle noch nicht fassen, dass diese Freundin und Weggefährtin derart unerwartet aus unserer Mitte gerissen wurde. Ganz persönlich werden mir ihre direkte, unprätentiöse Art und ihr hintergründiger Humor sehr fehlen. Unsere Gedanken sind mit ihrer Familie und ihren Freunden.“

Christian Berzins (ho)

Christian Berzins (Kulturredakteur, Zeitungen der CH Media): „Kein noch so lauter Jubel, kein noch so grosser Rosenregen konnte Antwort diesen Gesang sein. Zu schweigen, war aber auch keine Lösung. Edita Gruberová war das grösste Stimmphänomen der letzten 50 Opernjahre. Als junger Opernmensch konnten wir unser Glück, sie in Zürich immer und immer wieder zu hören, kaum fassen. Unvergesslich die Premiere von «Lucia di Lammermoor» im Dezember 1989. Gruberová verdarb uns – alles, was nicht so gut war, lehnten wir danach schnöde ab. In der Intonation war Gruberová unfehlbar, ihre Spitzentöne waren mehr üppig als scharf. Sie beherrschte die Fähigkeit des Crescendierens und Diminuierens nicht nur perfekt, sie konnte dabei auch die Farbe und somit Charakter eines Tones verändern. Ebenso verfuhr sie mit Tonfolgen, Linien oder Trillerketten: Keine Phrase, die riss. Wenn sie von einer Tonhöhe in die nächste glitt, dann mit einer Leichtigkeit, die andere nicht einmal fertig bringen, wenn sie eine simple Quart singen. Emotion entstand bei Gruberová aus gesangstechnischen Kabinettstückchen: Sei es, dass sie einen Klagelaut ins kaum mehr zu hörende Pianissimo drehte oder einen Schluchzer in einen Spitzenton gleiten liess. Bei Gruberová pflegten die Silben ein himmlisches Dasein, gesäubert von allem erdenhaft Hässlichen. Gruberova war die erste und die letzte Vertreterin des einzigartigen Stimmfachs «Gruberová».“

Edita Gruberová, Jana Kurucová u. Pavol Breslik

Jana Kurucová (Mezzosopranistin): „Man kann diesen Verlust gar nicht richtig beschreiben. Wie? Sie ist nicht mehr da? Das kann nicht sein. Sie war doch immer da. So präsent, so unverwechselbar, so einzigartig und dickköpfig. Ihre Darbietungen so atemberaubend und trotzdem stets suchend nach noch besserer Technik. Ich liebe sie für ihre einzigartige Interpretation, die aus ihrer Seele, verschmolzen mit der Rolle die sie gesungen und gespielt hat, im Einklang war. Sie bleibt für immer unvergesslich!!!“

Marco Stücklin (DAS OPERNMAGAZIN, hat an die 80 Vorstellungen mit ihr erlebt): „Als ich im März 1982 Edita Gruberova zum ersten mal als Lucia in Wien erleben durfte, war meine Begeisterung grenzenlos. Dies war der Beginn einer Faszination, welche bis zu ihrem 50jährigen Bühnenjubiläum im Opernhaus Zürich, immer wieder für unvergessliche Abende sorgte. Wenn es jetzt heisst, völlig unerwartet, Abschied zu nehmen, so werden diese Erinnerungen noch wertvoller. Danke Edita Gruberova für die vielen Glücksmomente.“

Edita Gruberová u. Lucian Krasznec / Foto privat

Lucian Krasznec (Tenor, stand am 5.12.2014 mit Edita Gruberová in einem Donizetti-Konzert auf der Bühne des Dortmunder Konzerthauses):  „Als ich zur ersten Klavierprobe für das Donizettikonzert im Konzerthaus Dortmund auf Frau Gruberová traf, merkte man eine große Aura um Sie. Diese Aura spürten scheinbar auch ihre Fans beim Konzert, denn schon beim bloßen Betreten der Bühne gab es gefühlte 15 Minuten Applaus (und sie hatte nicht einen einzigen Ton gesungen)! Das ist für mich als junger Sänger imposant gewesen und natürlich unvergessen. Sie kam mit einem jahrzehntelangen Erfahrungsschatz nach Dortmund und das zeigte sie ganz imposant an einigen Stellen, wo sie das notierte Notenbild zu ihrem Ereignis machte. Sie nahm sich die Zeit auf bestimmte Noten, dehnte diese nach belieben auf- und abschwellend, um dann mit wunderbaren Koloraturen die Zuschauer und mich in den Wahnsinn zu treiben! Viele Sänger heutzutage sind froh, wenn die Höhepunkte mancher Arien schnell bewältigt werden, Sie hingegen machte aus den Höhepunkten eine zusätzliche Arie! Das kann man nur mit viel Technik, Talent, Arbeit und Erfahrung. Die Zuschauer im Konzerthaus Dortmund dankten für diese intensiven Erlebnisse mit nicht mehr enden wollenden Standing Ovations, Blumen und Edita Rufen. Mich hatte Sie an diesem Abend als Fan hinzugewonnen. Möge sie in Frieden Ruhen!“

Enrique Mazzola (Dirigent und musikal. Direktor der Chicago Lyric Opera): „Edita Gruberová war eine der größten und bedeutendsten Künstlerinnen in der Welt des Belcanto. Ihr Tod ist für uns alle sehr schmerzhaft. Ihr großes Vermächtnis bleibt uns allen erhalten.“

Edita Gruberová u. Albert Horne/Foto privat

Albert Horne (Dirigent und Chordirektor am Staatstheater Wiesbaden): „I have always been an enormous Gruberova fan and have been lucky enough to have heard her live many times – her concert of Mozart Arias in Bordeaux in 2014 was an unforgettable experience! I was therefore exceptionally excited when she came to sing two performances of „Norma“ here in Wiesbaden in 2015, and she was everything I imagined that she would be – warm, kind, supportive, professional and a real opera diva (but in the good sense –  since it was a modern production, she merely insisted on wearing her own beautiful evening dress throughout the evening!). My chorus loved singing with her and they all sat backstage every night to listen to her. We especially loved the 30 minutes applause at the end of each performance! A great artist, a one-of-a-kind singer, and one that leaves behind an amazing legacy.“

Detlef Obens (Herausgeber DAS OPERNMAGAZIN): „Danke! Danke für die vielen Jahre, in denen mich Ihre Stimme und Ihre große Kunst begleitet haben und immer begleiten wird. Ich weis gar nicht zu benennen, wie oft ich allein Ihre CD mit Donizettis Tudor-Königinnen in den zurückliegenden Jahren bereits gehört habe und ich immer wieder aufs Neue von Ihrer Stimme, Ihrer Wahnsinnstechnik und Ihrem Gesangsausdruck fasziniert bin. Pavol Breslik schrieb es bereits: Nun singen Sie in anderen Sphären. Per sempre!“

Richard Šveda und Edita Gruberová / Foto privat

Richard Šveda (Bariton an der Deutschen Oper am Rhein): „Edita Gruberová hat mich als jungen Künstler ausgewählt, den sie aufgrund ihrer Auszeichnung mit dem Herbert-von-Karajan-Preis, der mit der Förderung junger Künstler verbunden ist, in ihren Gesangskarrieren unterstützen wird. Ich hatte die grosse Ehre, mehrmals an ihrer Seite auf der Bühnen aufzutreten, wofür ich sehr dankbar bin. Und ich schätze es auch, dass ich sie in ihrer Privatsphäre erleben durfte. Ich erinnere mich, wie sie Ihre Lieblingsspezialität gekocht hat, um mich bei sich zu Hause willkommen zu heißen, oder wie wir sie nach ihrem Konzert in Düsseldorf zu einem Gänsebraten zu uns nach Hause eingeladen haben. Daran erinnere ich mich gerne. Und ich werde nie vergessen, dass sie nach einem anstrengenden Konzert kam, um das schöne Volkslied Dolina, Dolina am nächsten Morgen auf meiner Song-Debüt-CD aufzunehmen. Sie singt es einfach wunderschön. Edita war ein großer Meilenstein in meinem Leben. Ich bewunderte sie für ihre Professionalität, Präzision, harte Arbeit und es war unglaublich, eine so außergewöhnliche und gleichzeitig „meine”  Person aus der Slowakei in einer fremden Welt zu treffen. Ďakujeme Ti Edita, že sme mohli v tvojom umení zažiť kúsok neba!“

Nina Kupczyk (Opernregisseurin, Autorin, Psychologin): „Edita Gruberová zählt für mich zu den herausragenden Persönlichkeiten, die eine große musikalische Idee mit der Orientierung zur Liebe zur Musik in ihrer Arbeit lebte und vermittelte.“

Serhat Sari mit Edita Gruberova (nach einer NORMA in Köln)/Foto: privat

Serhat Sari (Geschäftsbereich Ltg. Personalmanagement Uni-Klinik Düsseldorf und großer Fan der Künstlerin): „Der Tod von Frau Gruberová , der ich seit 1994 hinterher reise, schockiert mich zutiefst. Wie alle Fans und die Opernwelt. Die slowakische Nachtigall, die uns all die Jahre mit ihrem einzigartigen Gesang und einem unverkennbaren Timbre verzaubert hat. Jede Veranstaltung war einzigartig, ja geradezu phänomenal, wenn man daran denkt, dass sie im hohen Alter noch die Lucia gesungen hat, wo andere sich nicht mehr an solche Partien herantrauen würden. In einer Dokumentationssendung sagte sie einmal, da wo manch andere nicht mehr können, da käme sie erst so richtig! Und so hat sie bei jeder Aufführung, die sie wie ein Gang zu einer Prüfung empfunden hat, alles gegeben. Für uns Fans war es wunderbar mit ihr nach den Konzerten zu sprechen oder ein gemeinsames Bild zu machen. Hier war Frau Gruberová nicht die große Diva oder Primadonna Assoluta, sondern sehr menschlich und hat sich immer sehr darüber gefreut. Es ist schön, dass es Frau Gruberová gegeben hat, die uns mit jedem ihrer Auftritte verzaubert hat und aus meiner Sicht auch in ihrem Fach unerreicht blieben wird. Sie hat so große Maßstäbe gesetzt, dass es in der Zukunft sehr schwierig sein wird an diese Leistungen heranzukommen. Es wird nie wieder eine bessere Lucia, Linda, Elisabetta, Elvira, Amina, Beatrice oder Anna geben, ganz zu schweigen von der Zerbinetta. Diese Zeilen schrieb ich ihr einmal zu ihrem Geburtstag. Dass ich dies nun anlässlich ihres Verlustes wiederholen würde, hätte ich nicht mal im Traum gedacht. Ihre Karriere war einmalig. Die beste Koloratursopranistin der Welt. Das hat sie sich hart erarbeitet, ja auch erkämpft. Wegen ihr wurden Belcantoopern neu im Programm aufgenommen. Mir als Fan bleibt am Ende nur noch Danke zu sagen. Danke, dass es Sie gegeben hat, dass sie uns in eine andere Welt entführen konnte bei jeder Vorstellung und auch Danke für die schönen Momente nach dem Konzert. Wir werden sie alle sehr vermissen. Eine Grand Dame geht nun gänzlich von der Bühne und wird, wie bereits erwähnt, unerreicht bleiben und in unserem Herzen weiterleben. Danke Edita, Danke! Ihr Serhat Sari“

 

In Gedenken an Edita Gruberová

* 23. Dezember 1946 in Bratislava-Rača, Tschechoslowakei; † 18. Oktober 2021 in Zürich

 

  • Nachruf von Detlef Obens / Herausgeber DAS OPERNMAGAZIN
  • Titelfoto: Mit herzlichem Dank an das Opernhaus Zürich/ Edita Gruberová/Opernhaus Zürich/BEATRICE DI TENDA/Foto @ Suzanne Schwiertz

 

 

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6 Gedanken zu „Abschied von Edita Gruberová&8220;

  1. Ein persönlicher Nachruf für EDITA

    Liebe Edita,
    schon lange hatte ich eine Karte für Deinen 75. Geburtstag gekauft. Natürlich mit Katzen, die wir beide so geliebt haben.
    Für uns alle unbegreiflich, bist Du am 18.10.2021 für immer von uns gegangen. Am 21.10.21 wären wir zum Essen in Zürich verabredet gewesen.So viel hatte ich Dir noch zu sagen, so viel wollten wir an diesem Tag bereden. Du wirst nichts mehr hören. Vielleicht bist Du in dieser anderen Welt, von der Du schon gesprochen hast. Dann wirst Du sehen, wie die ganze Welt um Dich trauert.
    Zum 1.Mal auf der Bühne live erlebt habe ich Dich in München 1998 als Anna Bolena. Da wurde ich süchtig nach DER GRUBEROVA und habe Dich verehrt. Im Laufe der Jahre habe ich Dich mehr und mehr auch Deine private Seite kennengelernt, Deinen Humor, Deine Bodenständigkeit, Deine Liebenswürdigkeit.
    So wurdest Du zu Edita. Diesen Menschen Edita haben wir alle, die wir zu Deiner OPERNFAMILIE gehörten, geliebt. Wir wollten, daß Du glücklich bist und gesund bleibst, daß es Dir auch nach dem Bühnenabschied gut geht. Wir vermissen Dich so sehr, ich vermisse Dich so sehr, unsere wöchentlichen Whatsapps, unsere Telefonate. Es ist so schrecklich und wir alle können es nicht begreifen, daß es Dich auf Erden nicht mehr gibt. Dort, wo Du jetzt bist, sollst Du glücklich sein. In meinem und in unseren Herzen wirst Du immer einen Platz haben und nie vergessen werden.
    Deine RUTH

  2. Ich lernte Edita Gruberová an der Hamburgischen Staatsoper im Jahre 1979 in Ariadne auf Naxos, es war ihr Debüt an dieser Oper als Zerbinetta, kennen. Ein Jahr zuvor las ich im Hamburger Abendblatt von der aufstrebenden, slowakischen Koloratursopranistin – aha ! – slowakische Koloratursopranistin, ich bin auch ein gebürtiger Slowake, Edita aus Bratislava und ich aus Kosice. Okay, sagte ich mir, DIE werde ich mir anhören. Die Pressemitteilungen überschlugen sich über diese Zerbinetta; noch nie dagewesen. Ich kaufte einen riesigen Blumenstrass, kostete damals ein Vermögen, 80 DM, aber das macht nichts, als armer Student von 25 Jahren kann ich mir das leisten. Ein Riesenapplaus nach der halsbrecherischen Arie, Grossmächtige Prinzessin, wer verstünde nicht …… Am Schlussapplaus schlich ich mich bis vor das Orchestergraben, mein wunderschöner und üppiger Blumenstrauss überrage alle anderen. Edita kam seitlich auf der Seite zu mir und nahm aus meinen Händen diesen prachtvollen Blumenstrauss entgegen, andere, ihr zu Füssen fliegende Blumensträusse liess sie an ihr vorbeiprasseln. – Nach den letzten Ovationen begab ich mich in den hinteren Teil der Staatsoper, zum Künstlerausgang. Es dauerte eine Weile, dann kam die Zerbinetta selbstpersönlich, es erwarteten sie, ich schätze, an die 50 bis 60 Opernfans. Ich drängelte mich bis zu Edita nach vorne und sprach sie auf Slowakisch, an. Sie schaute mich an, während sie Autogramme schrieb, fast erstaunt an und sagte, ach, ein junger Slowake hier im Hohen Norden. Ja, sagte ich zu ihr, ihretwegen, und lachte sie an, sie erwiderte mein Lächeln. Ein Freund von mir schoss einige Fotos von den zwei Slowaken – leider leider leider Gittes habe ich kein einziges Foto davon mehr. Nach ca. einer knappen Stunde, als sich die Fans verflohen haben und ledoglich der Dirigent, es war der Horst Stein und einige mehrere Sänger. Edita fragte mich, ob ich mit ihnen kommen mag, einmal um die Ecke in eine Gaststätte im Souterrain, ca 100m. von der Oper entfernt. Aber sicher doch, so etwas habe ich mir nicht entgehen lassen. Wir saßen dort, prosteten mit einem Bierchen – oder waren es zwei ? – Edita bat mich um meine Tel.-Nr. – wenn sie denn wieder in Hamburg gastiert, so würde sie mich anrufen, und so geschah es auch, im Jahre 1979 sang sie die Traviata, sie rief mich an, dass sie für mich an der Kasse zwei Eintrittskarten hinterlassen würde. – Nach der Vorstellung ging’s diesmal in das noble Hotel, einmal um zwei Ecken (!) Hotel Vier Jahreszeiten, ich durfte das Meer an Blumensträußen tragen, als wir das Foyer des Hotels erreichten, so applaudierten unzählige Gäste, die an der linken Seite im Café, saßen. Und so entwickelte sich eine tiefe Freundschaft, zwischen der Diva, Edita Gruberová und dem jungen Stundenten aus Kosice. Edita, nikdy Vas nezabudnem. Auf Deutsch: Edita, ich werde Sie nie vergessen.

    1. Lieber Jan Podolinsky, das haben Sie wundervoll geschrieben. Danke für Ihren Kommentar! Herzliche Grüße – Detlef Obens

      1. Lieber Herr Obens,

        vielen Dank für Ihre lobenswerte Anerkennung. Leider haben sich in meinem Bericht etliche Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen, haben Sie bitte Nachsicht. Die Zeit, in der ich meine Erinnerungen niederschrieb, war bereits zu einer fortgeschrittenen Stunde.
        Ich sende Ihnen herzliche Grüsse

        Jan Podolinsky

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