Zürich: Liederabend mit Daniel Behle, Tenor und Oliver Schnyder, Klavier

Liederabend Daniel Behle, Oliver Schnyder/Foto @ Linda Schumacher

Der Initiative des Vereins „Freunde des Liedes“ ist es zu verdanken, dass man in den Genuss des ersten Liederabends von Daniel Behle und Oliver Schnyder in Zürich kam. Daniel Behle muss man den Liebhabern des Liedes nicht mehr vorstellen. Immer wieder wird man überrascht von seiner Kreativität und seiner Suche nach neuen Interpretationen. Viele spannende Aufnahmen belegen dies. Auch seine neueste Komposition, die Operette „Hopfen und Malz“, wurde mit großem Erfolg aufgeführt. (Liederabend v. 22.05.2023/Musikschule Konservatorium Zürich)

 

Mit dem Pianisten Oliver Schnyder verbindet ihn eine langjährig, kongeniale Partnerschaft. Oliver Schnyder ist schon mit vielen grossen Orchestern aufgetreten. Mit seinem Oliver Schnyder-Trio ist er ein international gefragter Pianist sowie Kammermusik- und Liedpartner vieler Musikerinnen und Musikern.

Der Abend begann mit 6 Liedern von Edvard Grieg op. 48. Für diese 1889 vollendeten Lieder verwendete Grieg durchwegs deutsche Gedichte aus Klassik und Romantik. Dies, nachdem er kritisiert worden war, er sei der „Messias der norwegischen Kompositionskunst“. „Gruss“, „Dereinst, Gedanke, mein“, „Lauf der Welt“, „ Die verschwiegene Nachtigall“, „Zur Rosenzeit“ und „Ein Traum“ wurden mit Innigkeit und größter Textverständlichkeit vorgetragen. Drei Lieder von Franz Schubert „Der Musensohn“, „Heidenröslein“ und eines der berühmtesten Lieder Schuberts „ Die Forelle“ folgten.

Liederabend Daniel Behle, Oliver Schnyder/Foto @ Linda Schumacher

Ein ganz besonderes Highlight ist die selten zu hörende Liederfolge „Der Krämerspiegel op. 66“ von Richard Strauss. Diese Lieder entstanden durch ein Abkommen mit dem Berliner Verlag Bote & Bock, welchem er seine „Sinfonia domestica“ überlassen hat. Er verpflichtete sich, dem Verlag auch sein noch ungeschriebenes nächstes Opus, welches zwölf Lieder umfassen sollte, zu überlassen. Wegen einem Konflikt mit dem Verlag sollte dieser Vertrag aufgelöst werden. Bote & Bock bestanden jedoch auf dessen Einhaltung. So regte sich der Schalk im Komponisten und er bestellte bei Alfred Kerr ein Duzend Spott- und Hohngedichte und komponierte die Musik zu diesen unglaublich witzigen Texte, um seinen Zorn loszuwerden. Der Verlag klagte und hatte erreicht, dass diese Lieder nicht als die Erfüllung des Vertrages anerkannt wurden.

In diesen zwölf Liedern fühlt sich Daniel Behle mit seiner ganzen Gestaltungskunst und seiner herrlich flexiblen Stimme, welche genau diesen Schalk zum Ausdruck bringt, sehr wohl. Strauss hat bei seiner Komposition dem Pianisten einen ganz wichtigen Part und wunderbare Soli gewidmet. Wenn sich zwei so eingespielte Partner einem solchen Werk annehmen, kann es nur auf höchstem Niveau erklingen. Ein Genuss.

Liederabend/ Oliver Schnyder, Daniel Behle/Foto @ Linda Schumacher

Mit weiteren Liedern von Richard Strauss „ Ständchen“, „Herr Lenz“, „Ich liebe dich“, zauberhaft dann die „Freundliche Vision“ und einem äußerst gefühlvoll vorgetragenen „Morgen“ endete der offizielle Teil dieses herausragenden Liederabend. Das hochkonzentrierte Publikum bedankte sich mit großem Applaus.

„Wie sollten wir geheim sie halten, die Seligkeit die uns erfüllt“  von Richard Strauss mit dem Text von Adolf Friedrich, passte perfekt als Zugabe, weil genau diese Seligkeit einen nach diesem Liederabend erfüllte. Mit „Zueignung“ schloss sich der Kreis. Habe Dank.

Der ganze „Krämerspiegel“ kann auf der CD „UN-ERHÖRT“ mit anderen Liedern von Richard Strauss genossen werden.

www.danielbehle.de     www.oliverschnyder.com

www.liedrezital.ch

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Titelfoto: Liederabend Behle, Schnyder/Foto @ Linda Schumacher

 

 

 

 

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