Werke von Hensel, Mozart und Beethoven im Leipziger Gewandhaus

Gewandhausorchester/Foto: © Tom Thiele (2021)

Pablo Heras-Casado hat am 7. November 2024 das Gewandhausorchester im Gewandhaus zu Leipzig in einem „Großen Concert“ dirigiert, bei dem Werken von Fanny Hensel (geborene Mendelssohn), Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven auf dem Programm standen. Das Publikum begrüßte die Auswahl der Werke aus der Wiener Klassik und der Frühromantik mit Begeisterung.

 

 

Die Ouvertüre C-Dur wurde 1832 von Hensel komponiert und ist in Sonatenform gehalten, mit einer langsamen Einleitung, einer Exposition, einer Durchführung, in der die Themen erweitert und modifiziert werden, und einer Reprise, in der die ursprünglichen Themen wieder aufgenommen werden und die in einem Finale gipfelt. Auch wenn die Ouvertüre keine dazugehörige Oper hat, so regt sie doch mit ihrer Dramatik die Vorstellung an. Die Uraufführung dirigierte sie selbst am 31. Mai 1834 mit Musikern des Königsstädtischen Theaters in Berlin bei einer Sonntagsmusik. Die geschickte, aufbrausende und glänzende Aufführung der etwa zehnminütigen Ouvertüre durch Heras-Casado und das Gewandhausorchester regte das Interesse an einer Komponistin, deren Oeuvre weniger häufig aufgeführt wird als das ihres berühmteren jüngeren Bruders Felix Mendelssohn Bartholdy.

Mozart komponierte die Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur KV 364 (KV 320d) im Sommer oder Frühherbst 1779 in Salzburg nach einer Tournee mit Aufenthalten in Mannheim und Paris. Über drei Sätze hinweg hat diese Musik eine bittersüße Atmosphäre, die die Geigerin Isabelle Faust und der Bratschist Antoine Tamestit gemeinsam mit der lebendigen, sensiblen Begleitung des Gewandhausorchesters zum Ausdruck brachten. In den langatmigen Kadenzen haben Faust und Tamestit die emotionale Intensität dieses Werks verstärkt. Das tiefgründig eröffnende „Allegro maestoso“ wurde von den Musizierenden in seinen Proportionen symphonisch gestaltet; Fausts und Tamestits warmes, sensibles Zusammenspiel ließ das „Andante“ introspektiv werden; und die Solisten interpretierten das lebhafte, melodische abschließende „Presto“ leichtfüßig mit einem schwungvollen, lebendigen Dialog. Faust und Tamestit zeigten eine tadellose Technik sowie mühelose Virtuosität und bewahrten sich gleichzeitig eine unnachahmliche Eloquenz bei der Schaffung einer schönen melodischen Linie.

Ludwig van Beethoven hat die Uraufführung seiner 2. Symphonie in D-Dur op. 36 als Teil seiner Akademie am 5. April 1803 im Theater an der Wien dirigiert. Beethoven schrieb die Symphonie zwischen 1801 und 1802, einer Zeit, in der sein Ruf als Komponist und Pianist aufstieg, während gleichzeitig die ersten Anzeichen seiner Taubheit zu spüren waren. Die ersten Kommentare zu den dynamischen Kontrasten, der rhythmischen Komplexität und den harmonischen Abenteuern der Symphonie waren gemischt. Im Laufe der Zeit setzte sich das Werk durch und gehört heute zum symphonischen Standardrepertoire, auch wenn es nicht so berühmt ist wie viele seiner späteren Kompositionen.

Pablo Heras-Casado und das Gewandhausorchester haben die Symphonie mit Elan und sorgfältiger Beachtung der zahlreichen dynamischen Kontraste im ersten Satz („Adagio molto – Allegro con brio“) interpretiert. Die Fortissimos, Pianissimos und Sforzandos wurden mit Beredsamkeit und Musikalität gespielt, so dass ein Überschwang entstand, ohne dass es aufdringlich wurde. Der zweite Satz „Larghetto“ war fließend, und die Marschrhythmen ab Takt 128 haben die von anderen Instrumenten artikulierten melodischen Phrasen nicht dominiert. Ein glänzend gesprungenes „Scherzo. Allegro“ führte zu einem langsameren Trio im dritten Satz. Das Finale („Allegro molto“) wurde mit einem rasenden Tempo durchgeführt, und der Wechsel nach d-Moll beim zweiten Auftritt des Rondothemas war in der Gewandhausakustik deutlich zu hören. Heras-Casado wählte durchweg rasche Tempi, die die dramatische Spannung aufrechterhielten, ohne jedoch in gleichem Maße getrieben zu wirken wie bei der Aufnahme der Symphonie dieses Orchesters unter dem ehemaligen Kapellmeister Riccardo Chailly. Dies erwies sich als eine vitale, freudige Wiedergabe, die diese weniger berühmte unter Beethovens neun Symphonien in den Vordergrund rückte.

  • Rezension von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Gewandhausorchester
  • Titelfoto: Gewandhaus Leipzig/Großer Saal/Foto: © Jörn Daberkow, 2020
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