„STRANDRECHT“ – MUSIKTHEATER NACH ETHEL SMYTH ab 6.12. im LICHTHOF THEATER HAMBURG

Kerstin Steeb / Foto @ Neil Huggett

Mit STRANDRECHT entwickelt die Regisseurin Kerstin Steeb mit ihrem künstlerischen Team – zwischen opulentem Musiktheater und performativem Erlebnis – eine zeitlose Vision zivilen Ungehorsams im Gewand einer feministischen Oper. »The Wreckers« (dt. „Strandrecht“) ist die bedeutendste Oper der bis heute verkannten Komponistin und Suffragette ETHEL SMYTH und wurde 1906 in Leipzig uraufgeführt. Aus der Verbindung von Originalmomenten am Flügel, klassischem Gesang, elektronischen Sounds und neuen Textfragmenten entsteht eine zeitgenössische Fassung des bisher verkannten Werks.

„Die für Frauen wahrscheinlich am schwersten zugängliche Welt ist die der Künste, da es in ihr keine Regeln gibt, nur Chancen, die erhalten oder vorenthalten werden.“ (Ethel Smyth)

 

Ethel Smyth verarbeitet in der Oper den Mythos über ein Dorf an der englischen Küste, das von Zeit zu Zeit den Leuchtturm abschaltet, um sich am Ladegut der havarierten Schiffe zu bereichern. Eine Frau stellt sich gegen das Dorf und initiiert den Aufstand „der Ungehorsamen“, indem sie ein Feuer als Warnung für die Schiffe entzündet. Mit ihrer Zivilcourage verstößt sie gegen geltendes Recht und die Moralvorstellungen der vorherrschenden Gesellschaft – und bezahlt dies am Ende mit ihrem Leben. Was sind wir heute bereit zu riskieren? Schüler*innen gehen europaweit auf Fridays-for-Future-Demos statt zur Schule, Extinction Rebellion treten durch gewaltfreie zivile Widerstandsaktionen mehr und mehr in Erscheinung, zivile Seenotretter*innen überschreiten auf eigenes Risiko geltendes europäisches Recht. „Die Pflicht zum Ungehorsam“ (Thoreau) ist als kollektive Rebellion gegen herrschende Politik und Ungerechtigkeit mit der jungen Generation wieder zurückgekehrt. Dringend gehört STRANDRECHT auf die Spielpläne der Bühnen.

STRANDRECHT / Foto © Fabian Sommer

Die Komponistin ETHEL SMYTH (1858-1944) zählt zu den interessantesten Persönlichkeiten ihrer Epoche. „Ethel, die einzige mit Grips“, findet schon Virgina Woolf. Ihre Musik, ihr politisches Engagement und ihre autobiografischen Texte dokumentieren eine erstaunliche Freiheit im Umgang mit Grenzen und Konventionen. In einer Zeit, in der die Geschlechterfrage zu den meistdiskutierten gesellschaftlichen Themen gehörte und Frauen künstlerische Kreativität grundsätzlich abgesprochen wurde, wie im Bauhaus, verstand sie sich als professionelle Komponistin. Sie trat mit großer Vehemenz insbesondere in Deutschland für ihre Werke ein. Zwei Jahre ihres Lebens widmete sie sich als Suffragette der englischen Frauenwahlrechtsbewegung, wofür sie einige Zeit inhaftiert wurde. Ihr Ouevre ist seit jeher unterrepräsentiert und nur unter Spezialist*innen geachtet und bekannt. Dabei lassen sich ihre gerade ihre sozial-politischen Themen auf heute übertragen.

KERSTIN STEEB schlägt in ihren Arbeiten immer wieder Brücken zwischen den Sparten Oper, Schauspiel und Tanz. Die strenge Form von Oper dekonstruiert sie durch eigene Bearbeitungen und Fassungen und deckt damit eine Direktheit im Spiel und eine aktuelle Brisanz in der Thematik auf. Sie inszeniert Opern und Musiktheater an verschiedenen Häusern in Hamburg, Pforzheim, Hagen und Lüneburg und experimentiert außerdem mit Spielorten und Darbietungsformen außerhalb fester Spielhausstrukturen (u.a. Kultursommer am Kanal im Herzogtum Lauenburg). Das Ringen um gendersensibles Verhalten ist strukturell als auch thematisch grundlegend für Steebs künstlerische Arbeit. Mit STRANDRECHT als eine freie Musiktheaterproduktion kann sie dieser Thematik nun den gewünschten Raum geben und der bis heute verkannten Komponistin über 100 Jahre nach der Uraufführung endlich auf den Spielplan verhelfen. Sie arbeitet dafür mit einem weiblichen Kernteam zusammen, was in der Oper immer noch eine absolute Ausnahme darstellt. By the way: es handelt sich um Mütter von insgesamt 10 Kindern.

 

TERMINE & SPECIAL EVENTS

 

FREITAG 06/12 [PREMIERE] 

7./12./13.12. – 20h15 h sowie 08./14.12. – 18 h

 

Künstler*innengespräche mit musikwissenschaftlichen Impulsvorträgen:  

6/12. & 14/12. mit Dr. Cornelia Bartsch (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
8.12. mit Prof. Kathrin Prick (i.R. HMDK Stuttgart)

 

LICHTHOF THEATER HAMBURG

Mendelssohnstraße 15

Tickets (24€/12€/8€): www.lichthof-theater.de

 

KERSTIN STEEB & TEAM

Künstlerische Projektleitung und Regie Kerstin Steeb
Regieassistenz Sonja Geiger
Sänger*innen Ferdinand Keller, Isabel Reinhard, Lisa Florentine Schmalz, Mathias Tönges
Musikalische Leitung und Klavier Hanne Franzen
Musikalische Assistenz Eva Barta 
Elektronische Komposition: Dong Zhou
Ausstattung (Bühne und Kostüme) Martina Mahlknecht
Ausstattungsassistenz Linda Schirmel
Text Ivana Sokola
Licht und Technik Sönke C. Herm
Dramaturgische Beratung: Pamela Goroncy
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Jessica Buchholz
Künstlerische Produktionsleitung Stückliesel
Wissenschaftliche Begleitung Dr. Cornelia Bartsch und Prof. Kathrin Prick

Videodokumentation Martin Prinoth

 

  • STRANDRECHT ist eine Produktion von Kerstin Steeb in Kooperation mit Stückliesel und Lichthof Theater Hamburg. 

 

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