Sinfonieorchester Basel – „Romeo & Julia“

Sinfonieorchester Basel/Konzert v. 23.10.24/Mirga Gražinytė-Tyla/Foto: Benno Hunziker

Im ausverkauften Musiksaal des Stadtcasino Basel kam man in den Genuss eines mitreißenden Konzerts mit dem Sinfonieorchester Basel. Den Anfang machte die Komposition „Gebet für die Ukraine“ von Valentin Silvestrov, welche unter dem Eindruck der Maidan-Demonstrationen 2014 entstanden war. Wegen der aktuellen Ereignisse in diesem Land hat das kurze und berührende Musikstück eine zusätzliche Bedeutung gewonnen, welche die Zuhörer nachdenklich stimmte. Die gespielte Fassung für Orchester, arrangiert von Andreas Gies, wurde im März 2022 in Dänemark uraufgeführt. (Besuchtes Konzert am 23.10.2024)

 

Anschließend erklang das „Konzert für Violine und Orchester d-Moll, op 47“ von Jean Sibelius aus dem Jahre 1904. Anfänglich fand das Werk beim Publikum nur eine verhaltenen Wertschätzung und wurde nochmals überarbeitet. Unter Richard Strauss erfolgte dann in Berlin 1905 die Uraufführung der Neufassung und entwickelte sich von da an rasch zu einem der am häufigsten gespielten Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts.

Dies nicht zuletzt auch, weil renommierte Geiger das überaus anspruchsvolle Konzerte in ihr Repertoire aufgenommen haben.

Sinfonieorchester Basel/Konzert v. 23.10.24/Friederike Starkloff/Foto: Benno Hunziker

Friederike Starkloff, die Solistin des Abends, pflegt eine ganz besondere Verbindung mit dem Sinfonieorchester Basel, ist sie doch seit einem Jahr die Konzertmeisterin des Orchesters. Ihr Auftritt als Solistin mit dem Sibelius Violinkonzert war überaus beeindruckend. Was für eine Virtuosität bis hin zu den feinsten Tönen und was für eine Energie. Es war ein Genuss, diese Hochbegabte sympathische Musikerin zu erleben. Ihr Instrument, eine moderne Geige aus dem Jahre 2021, hat einen wunderschönen warmen Klang. Das Orchester und die Solistin spielten spürbar mit Herzblut. Der Funke sprang auf das Publikum über und löste einen jubelnden Applaus aus.

Mirga Gražinytė-Tyla war die Dirigentin des Abends. Sie leitete das Orchester souverän mit Eleganz und energischer Feinfühligkeit und liess eine begeisternde Aufführung entstehen. Friederike Starkloff wandte sich dann auch noch mit kurzen Anekdoten direkt an das Publikum und bedankte sich mit einer berührend gespielten besinnlichen Zugabe von Johann Sebastian Bach.

Nach der Pause erfolgte die ehrenvolle, mit einem prächtigen Strauss gewürdigte Verabschiedung der Hornistin Diane Eaton, welche während über 38 Jahren Mitglied des Sinfonieorchesters war. Eine sehr schöne Geste gegenüber einer Kollegin. Auch Diane Eaton gab humorvoll kurze Eindrücke zum besten und wurde dafür mit vielen Bravorufen und tosendem Applaus belohnt.

Der zweite musikalischen Teil rückte das Sinfonieorchester Basel und seine Dirigentin in den Mittelpunkt. Sie spielten die Suite aus dem Ballett „Romeo und Julia“ von Sergei Prokofjew aus dem Jahren 1935/46. Ein ganz besonders eindrückliches Werk. Die Idee vom Kirov-Theater in Leningrad war, ein Ballett nach Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“ zu komponieren zu lassen.

Der Vertrag kam dann aber mit dem Moskauer Bolschoi-Theater zustande. Bald zeigten sich aber Probleme mit den Tänzer/innen, denen der Musikstil Prokofjews fremd war.  Es gab noch andere Einwände, welche dazu führten, dass die Uraufführung 1938 außerhalb Russlands im tschechischen Brün stattfand. Noch vor der Uraufführung entstanden zwei weitere Orchestersuiten mit Stücken aus der Originalpartitur und 1946 sogar noch eine Dritte. Außerdem existiert auch eine zehnteilige Klaviersuite. Dies ermöglicht heute Dirigent/innen, aus zwanzig Stücken jeweils ihre eigene Auswahl zusammenzustellen.

Bei diesem Konzert hat man sich für zehn Stücke entschieden, welche in einer Fassung von Mirga Gražinytė-Tyla gespielt wurden. Dabei konnte sich das Orchester von seiner allerbesten Seite zeigen und bot eine glanzvolle Wiedergabe dieser großartigen Musik. Sei es mit berührenden Szenen, oder ausgelassenen Tanzsuiten, man wurde unweigerlich in den Bann dieser Musik gezogen. Das Sinfonieorchester Basel und die Dirigentin überzeugten durch ihr absolut begeisterndes Zusammenspiel und hervorragende Qualität. Man darf hoffen, bald wieder einen Auftritt von Mirga Gražinytė-Tyla in Basel erleben zu dürfen.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Sinfonieorchester Basel
  • Titelfoto: Sinfonieorchester Basel/Konzert v. 23.10.24/Foto: Benno Hunziker

 

 

 

 

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