Opernhaus Zürich : „BARKOUF“ – Auf den Hund gekommen

Opernhaus Zürich/BARKOUF/Foto @ Monika Rittershaus

Die schweizerische Erstaufführung dieses in jeder Hinsicht außergewöhnlichen, im Jahre 1860 in Paris uraufgeführten Werkes im Opernhaus Zürich, bot Gelegenheit zu einer aufwändigen Inszenierung. Seit 150 Jahren war Barkouf nur gerade zweimal Inszeniert worden. Dies ist der Entdeckung des Offenbach-Experten Jean-Christophe Keck zu verdanken, der mit unendlicher Akribie recherchiert hatte und nach vielen Verhandlungen mit der Familie Offenbach und auch dank einiger Zufälle fündig geworden ist. (Rezension der Premiere v. 23.10.2022)

 

 

Barkouf ist das erste Auftragswerk Offenbachs, welches er für die Opéra-Comique in Paris komponiert hatte. Dort konnte er bereits als junger Cellist Erfahrung mit der Oper sammeln und war natürlich bestrebt, mit einem großen Erfolg zu glänzen. Eugène Scribe gehörte damals zu den gefragtesten Librettisten und hatte schon länger mit der Idee gespielt, eine abstrakte Geschichte zu schreiben, in der ein Hund eine zentrale Rolle spielt. Dabei geht es darum, dass ein Großmogul, der sich über das aufmüpfige Volk ärgert, diesen für die Beseitigung des Aufstands einsetzt und damit einige Verwirrungen auslöst.

Einen Hund als Machthaber, war eine absolute Provokation und wurde umgehend von der Zensur verboten. Heutzutage haben derartige Provokationen nicht mehr die gleiche Wirkung wie damals, aber die Kritik an den Mächtigen ist dieselbe geblieben. Die Hauptfigur des Stücks, nämlich der Hund Barkouf, ist nie ganz sichtbar und ist nur als Schatten erkennbar. Die meisten Dialoge hat der Regisseur Max Hopp gestrichen. Stattdessen lässt er auf der Bühne einen Erzähler auftreten, welcher durch die Handlung führt. Einerseits ist diese Idee für das Publikum hilfreich, um den Wirren der Handlung folgen zu können, andererseits unterbricht dies aber auch den Fluss der Geschichte etwas zu oft. André Jung bewältigt diese Rolle souverän, doch der Funke springt nicht so recht auf die Zuschauer über. Das ist auch an anderen Stellen der Aufführung zu spüren. Es mag wohl auch daran liegen, dass diese Art des Humors sich überlebt hat.

Opernhaus Zürich/BARKOUF/Foto @ Monika Rittershaus

Im indischen Ambiente des sehr gelungenen Bühnenbildes von Marie Caroline Rössle und den Kostümen von Ursula Kudrna, sowie der wie immer famosen Lichtgestaltung von Franck Evin, kann man durchaus schwelgen. Auch die von Martina Borroni humorvoll choreografierten Tanzeinlagen, welche von acht Tänzern dargeboten wurden und die Handlung auflockerten, waren ein Vergnügen. Bei dieser Choreographie mangelte es nicht an guten Ideen.

Auf der musikalischen Seite gab es viele sehr gute Leistungen. Für alle Mitwirkenden waren dies Rollendebuts und umso mehr ist diese Ensembleleistung zu würdigen. Mit Marcel Beekman als Mundschenk Bababeck hat man einen hervorragenden Tenor mit großem Schauspielertalent erlebt, welcher diese Partie bravourös auslebt. Mingjie Lee als Saëb singt sich mit einer ebenfalls eindrücklichen Leistung in die Herzen des Publikums. Ebenso die Tenöre Sunnyboy Dladla als Xailoum, welcher kurzfristig eingesprungen ist und Daniel Norman als Eunuch Kaliboul konnten überzeugen. Besonders in Szene gesetzt wurde der Großmogul, welcher von Andreas Hörl mit viel Witz gesungen und gespielt wurde. Sein Kostüm war das wohl ausgefallenste bei dieser Inszenierung.

Opernhaus Zürich/BARKOUF/Foto @ Monika Rittershaus

Bei den Damen ist zuvorderst die Sopranistin Brenda Rea als Blumenverkäuferin und Hundebesitzerin Maima zu nennen. Diese Rolle enthält schwierige Koloraturen, verlangt aber auch sehr feine Töne. Ihre Stimme erlaubt ihr, alle Facetten aufleuchten zu lassen. Ebenfalls sehr eindrücklich die Leistung der Mezzosopranistin Rachael Wilson als Obsthändlerin Balkis mit starker Stimme und Bühnenpräsenz. Siena Licht Miller als Périzade glänzte durch eine herrliche Interpretation der etwas naiven Tochter Bababecks.

Der von Ernst Raffelsberger einstudierte Chor der Oper Zürich sang und spielte engagiert und mit großer Freude.

Die Philharmonia Zürich unter der Leitung von Jérémie Rhorer war für diese so abwechslungsreiche und immer wieder die Stimmungen wechselnde Partitur bestens geeignet. Offenbach hat berauschende, aber auch sehr emotionale Stellen komponiert und diese wurden vom Orchester in allen Farben ausgeleuchtet. Der starke Schlussapplaus für die Mitwirkenden war verdient.

Trotzdem kommt man nicht drum herum zu bemerken, dass man sich mit dem Humor einer längst vergangenen Zeit zuweilen etwas schwer tat.

Es empfiehlt sich die interessante Einführung auf der Website des Opernhauses vor einem Besuch anzuhören.

 

 

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