Am vergangenen Sonntag bot sich die einmalige Gelegenheit, an einem Nachmittag gleich drei individuell gestalteten Konzertprogramme mit Mitgliedern des Opernhauses Zürich zu erleben. (Rezension der Veranstaltung v. 30.05.2021)
Eröffnet wurde der Nachmittag mit dem Programm OPERA GOES POP mit der Mezzosopranistin KATIA LEDOUX. Bereits in einigen Vorstellungen des Opernhauses ist diese Stimme aufgefallen und was in diesem Programm geboten wurde, war schlicht umwerfend.
KATIA LEDOUX hat ein Programm zusammengestellt, welches das Thema Liebe in allen Facetten aufgreift. Schon die erste Arie „Che farò“ von Christoph Willibald Gluck lies aufhorchen und die Sängerin hatte das Publikum sofort im Griff. Der Wechsel von der Arie zum Song „Fallin“ von Alicia Keys, zeigte ihr Talent und die wunderbare Wandelbarkeit Ihrer Stimme auf schönste. Selbst Kompositionen, wie die Arie der Carmen und Youkalie von Kurt Weill, konnte sie ineinander fliessen lassen und schaffte so ein ganz neues Hörerlebnis. Sei es das klassische Schubertlied „Gretchen am Spinnrade“, „Malaika“ von Miriam Makeba, oder „Yo soy Maria“ von Astor Piazolla, alles gelang Ihr wunderbar. Durch ihr Temperament und ihre grosse Ausstrahlung wurde man fasziniert mitgerissen.
Ganz charmant erklang auch das reizende Chanson „Ma plus belle histoire d‘amour“, eine Widmung der Sängerin Barbara an ihr Publikum, als sie damals von der Bühne Abschied nahm.
Mit „Happy“ von Pharrell Williams rockte das Haus förmlich und das Publikum klatschte begeistert mit. Standing Ovations und Bravorufe ohne Ende entlockten der gefeierten Künstlerin noch die Zugabe „I Will Always Love You“. Ganz besonders hervorheben muss man die Begleitung durch die vier Musiker ANNA HAUNER, Klavier, JONATHAN ALLEN, Violine, DIDIER CHEVALLIER, Schlagzeug und DIETER LANGE, Kontrabass. Sie haben jede Stimmung in diesem wechselvollen Programm virtuos eingefangen und glänzten auch im Solostück „Rocket Man“ von Elton John.
Man verliess dieses Konzert mit dem dringenden Wunsch, dieser Sängerin baldmöglichst wieder begegnen zu dürfen.
Das zweite Konzert stand unter dem Motto „OPERA GOES MUSICAL“
Hier begegnete man dem Tenor THOMAS ERLANK, seit dieser Saison Mitglied des Ensembles des Opernhauses, ANDREW MOORE, Mitglied des Opernstudios und der bestens bekannten Mezzosopranistin IRÈNE FRIEDLI, zusammen mit dem Pianisten MATTHEW OTTENLIPS.
THOMAS ERLANK eröffnete das Programm mit drei Liedern von Richard Strauss: „Ruhe, meine Seele“, „Heimliche Aufforderung“ und „Morgen“ mit viel Gefühl.
Danach sang ANDREW MOORE vier Lieder des englischen Komponisten Gerald Finzi, „Let Us Garlands Bring op 18“. Ein Werk, das man sehr selten zu hören bekommt. Der junge Bassbariton sang diese emotionalen Lieder mit großem Einsatz und glänzte mit starker Stimme.
Mit großer Textverständlichkeit und viel Feingefühl sang IRÈNE FRIEDLI fünf Lieder von Othmar Schoeck. Ein Genuss.
THOMAS ERLANK gestaltete drei Lieder vom Komponisten Pieter De Villiers aus seiner Heimat Südafrika, die ihm besonders am Herzen liegen. Seine Stimme passte ausgezeichnet zu diesen wenig bekannten Liedern. „The Impossible Dream“ aus dem „Mann von La Mancha“ bot ANDREW MOORE Gelegenheit, seine kraftvolle Stimme und sein Temperament zu präsentieren.
Großartig bezeichnen kann man den Auftritt von IRÈNE FRIEDLI mit den drei Liedern von Kurt Weill. „Nanna‘s Lied“, „Und was bekam des Soldaten Weib“ und „Wie lange noch ?“ In schwarzem Glitzerkleid schaffte die Sängerin genau die richtige Atmosphäre für diese Lieder. Eine hervorragende Leistung.
MATTHEW OTTENLIPS am Klavier begleite alle Solisten mit größter Aufmerksamkeit und exzellentem Spiel. Mit „The Music of the Night“, „Everybody Says Don‘t“ und „I am what I am“ endete dieses Konzert. Viel Applaus für dieses gelungene Programm.
Im dritten Konzert erlebte man die Mezzosopranistin DENIZ UZUN, seit 2016 Mitglied des Ensembles im Opernhaus Zürich. Begleitet wurde sie von der Pianistin YULIA LEVIN. RITA BÖHMER moderierte diesen Auftritt. DENIZ UZUN präsentierte ein Programm, das viele Erscheinungsformen des Volksliedes aufzeigt. Der Abend begann mit drei Arien in italienischer Sprache. „O leggiadri occhi belli“ „Amarilli“ von Caccini und „Se tu m‘ami“ von Pergolesi. Gefühlvoll interpretiert. Joaquin Rodrigo „Cuatro madrigales amatorios“ verrät die vielen Nuancen dieser Stimme.
Ein großer Teil der Lieder war dem Komponisten Maurice Ravel gewidmet. Drei weitere Chansons „Nicolette“, „Trois beaux oiseaux du Paradis“ und „Ronde“ erzählten kleine Geschichten, welche von der Modewidmet. „Chant Populaires“ verlangt von der Sängerin das rasche Wechseln in die jeweilige Sprache und Stimmuratorin jeweils kurz vorgestellt wurden. Die „Vocalisé-étude en forme de habanera“ beendete diesen Programmteil virtuos.
DENIZ UZUN gelingt es, alle diese Nuancen herauszuarbeiten, um die vom Komponisten gewünscht Stimmung zu erzeugen. Selten hört man die Spanischen Lieder op. 100 von Dmitri Schostakowitsch, welche auf russisch gesungen wurden. Eine spannende Begegnung. Zoltán Kodály reiste oft mit Béla Bartók in die ungarische Provinz, um dort authentische Lieder zu sammeln. So hatte er eine enorme Sammlung mit 3500 Liedern zusammengetragen, welche die beiden Komponisten zu eigenen Versionen inspirierten. Davon erklangen drei Lieder, ebenfalls in der Originalsprache.
Ein so vielfältiges Programm verlangt nach einer hochklassigen Begleitung. In YULIA LEVIN hat die Sängerin die ideale Partnerin gefunden. Ob gefühlvoll oder rassig, stets begleitete sie die Lieder mit großem Können. Ein eingespieltes Duo. Es war ein sehr anspruchsvolles Programm, welches DENIZ UZUN präsentierte. Dank der guten Moderation wurde man auf viele Details aufmerksam gemacht, so dass es viel Neues zu entdecken gab. Es war spürbar, dass die Auswahl der Lieder eine Herzensangelegenheit der Sängerin war. Sie verfügt über eine warme und sehr angenehme Stimme und über viel Temperament.
Das Publikum hielt mit Bravorufen nicht zurück und bekam zwei Zugaben. „Da unten im Tale“ von Johannes Brahms und „Katerina“, ein Lied von Prokofjew.
Nach all diesen Eindrücken, die dieser Nachmittag hinterliess, wünscht man diesen Künstler, dass sie möglichst bald wieder ein großes Publikum vor sich haben werden. Obwohl das Publikum auf nur 50 Zuhörer beschränkt war, durfte man erleben, wie die Künstler sangen und spielten, als ob sie vor ausverkauftem Hause aufgetreten wären. Diese Professionalität feststellen zu dürfen, war eine Freude und man kann allen Mitwirkenden ein großes Kompliment machen.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Opernhaus Zürich
- Titelfoto: Opernhaus Zürich/Foto @ Marco Stücklin
Ein Gedanke zu „OPERA GOES POP/MUSICAL/FOLKS – 3 Konzerte im Opernhaus Zürich“