Oper Dortmund: Sopranistin Christina Rümann – mit Potential zum Star!

Was sagt man ihnen nicht alles nach: sie seien zickig, leicht erregbar, verwöhnt und exaltiert, dulden keine Kritik, verachten Kritiker und nur, wenn überhaupt, endet mit ihnen die Oper, wenn sie dann sterbend, mehr oder weniger elegant, mit einem finalen Spitzenton zu Boden sinken.

Für viele ist das immer noch das Sinnbild einer Operndiva. Vielleicht war es zu Zeiten einer Maria Callas, einer Joan Sutherland oder einer Leontyne Price so. Aber die Welt, und somit auch die Welt der Künste, hat sich verändert. Theater, und die Oper, haben sich der Zeit und dem Zeitgeschmack angepasst, anpassen müssen. Wirtschaftliche Zwänge, unter denen viele Theater leiden, haben auch das Ende der Diven eingeleitet.

Der Beruf der Opernsängerin ist ein anstrengender, oftmals zeitaufwendiger, aber fast immer auch von den Sängerinnen geliebter Beruf. Wie jede andere berufstätige Frau auch, unterliegen die Künstlerinnen allen bekannten Zwängen und Anforderungen, die Arbeit und Familie mit sich bringen. Das beides geht, und das der Operngesang erfolgreich und auf hohem Niveau geboten wird, beweist die Dortmunder Koloratursopranistin Christina Rümann. Die junge Künstlerin, die eigentlich nach ihrem Abitur im hessischen Fulda von 1995 -2000 auf Gymnasiallehramt studierte, mit den Fächern Musik und Geschichte, begann noch während ihres Pädagogikstudiums mit dem Gesangsstudium. Die Entscheidung, den Lehrerinnenberuf letztendlich nicht auszuüben und stattdessen dem professionellen klassischem Gesang nachzugehen, erwies sich bei ihr als richtig.

Mit mir führte Frau Rümann anlässlich ihres erfolgreichen Debüts ein längeres Gespräch. Um es vorweg zu nehmen: eine Diva vergangenem Stils ist sie nicht. Sie ist vielmehr eine ernsthaft arbeitende, der Aufgabe zugewandte, moderne Künstlerin, ausgestattet mit einem Sopran, welcher aufhorchen lässt. Eine Sängerin des Opernhauses Dortmund mit Starqualitäten, die Dortmund aber dennoch nach Ende der laufenden Saison ziehen lässt.

Copyright: Thomas M. Jauk/www.stage-picture.de/
Copyright: Thomas M. Jauk/www.stage-picture.de/

Zum ersten Mal in ihrer Gesangskarriere gab sie in diesem Monat die Lucia aus der Donizetti-Oper „Lucia di Lammermoor“. Die Premiere am 5.3.2011 geriet für Christina Rümann zu einem persönlichen Triumph. (xtranews berichtete). Selten waren sich Publikum und Fachwelt so einig wie in ihrem Falle. Im Gespräch berichtete Frau Rümann von den mehrwöchigen Proben zu diesem Stück. „Das war eine gemeinsame Arbeit, auch mit dem Regisseur, und mit wundervollen Kollegen“. Zum Erfolg trug vor allen Dingen auch die musikalische Zusammenarbeit und Einstudierung der Partie durch den Dirigenten Motonori Kobayashi bei, wie sie im Gespräch hervorhob. Ihr persönlicher Trick zum Auswendiglernen großer Textmengen: „Ich drucke mir für jede Rolle, die ich zu singen habe, vorher die Texte aus und hänge sie mir ins Badezimmer!“.

Aber an diesem Premierenabend stimmte alles, und das nicht nur textlich. Im Publikum sassen, neben ihrem Mann, auch ihre aus Hessen angereisten Eltern um dem Auftritt der Tochter beizuwohnen. Für Christina Rümann ein besonderes Erlebnis, konnten ihre Eltern doch stolz miterleben, wie ihre Tochter vom Dortmunder Publikum gefeiert wurde. Und auch Zeugen davon wurden, soeben eine Lucia gesehen und gehört zu haben, die vor einer großen Karriere steht. Sollte Frau Rümann weiter im italienischen Fach solche gesanglichen Schwerpunkte setzen grenzt es nicht an Utopie, dass sie sehr bald in die Riege der „Großen“ aufgenommen wird. Ihr jugendlich wirkender, aber dennoch kraftvoller Sopran, ihre glitzernden Koloraturen und die effektvoll eingesetzten Spitzentöne mit welche sie die Lucia interpretierte, hatten ohne Zweifel internationales Niveau.

Umso bedauerlicher ist es, dass die neue Dortmunder Intendanz diese Künstlerin nicht versucht zu halten. In der kommenden Saison 2011/2012 gäbe es aber, wie Frau Rümann sagt, keine adäquaten Rollen für sie. Die Titelrolle der Bellini-Oper Norma, die im kommenden Dezember in Dortmund Premiere hat, wäre zwar für sie eine Herausforderung, aber die Intendanz hat ihren Vertrag nicht verlängert. Norma, eine der ganz großen, klassisch- italienischen Rollen jeder Sopranistin, ist eine Partie, die noch kommen wird, wie sie im Gespräch mit xtranews sagte. Die weltberühmte Arie der Norma „Casta Diva“, einem genialen Juwel der Operngeschichte, sang sie anlässlich einer Hochzeit zweier schwuler Freunde von ihr, denen dies sicher unvergesslich bleiben wird, und das die Hochzeit vermutlich allein schon gerechtfertigt hätte. Leider werden die Dortmunder sie aber in dieser Rolle nicht erleben und auch in keiner weiteren Neuproduktion.

„Dieses Jahr ziehen wir nach Fulda um. In ein Vier-Generationen-Haus. Mein Mann, mein Sohn Paul und ich, die Eltern und die Großeltern meines Mannes, und ich freue mich auf diese neue Zeit“. Christina Rümann verlässt Dortmund und geht dorthin zurück, von wo sie kam. Ihr ist es auch wichtig, dass ihr jetztfast 4-jähriger Sohn Paul, spätestens zur Einschulung einen festen Lebensbereich bekommt. Denn gerade im Opernbusiness ist das Reisen oftmals unumgänglich. Auch Umzüge stehen immer wieder an, je nach Engagement. Hier will Christina Rümann für sich und ihre Familie aber einen festen Lebensmittelpunkt schaffen, und das wird Fulda sein.

Derzeit lebt sie noch in der Dortmunder Innenstadt, mit kurzem Fussweg zum Operhaus, und kann ein Leben zwischen Söhnchen Paul und ihrem Ehemann verbinden mit ihrer Tätigkeit als Opernsängerin. Darüber hinaus gastiert sie am berühmten Staatstheater am Gärtnerplatz in München, wo sie erfolgreich als Königin der Nacht auftritt. Eine weitere Paraderolle der Rümann. Aber im weiteren Focus steht in Dortmund die Lucia, die sie alternierend mit ihrer Kollegin Julia Amos geben wird. Auf ihrer Website informiert sie über ihre jeweils anstehenden Termine.

Christina Rümann geht es auch sehr darum, junge Menschen für die Oper zu begeistern. Dabei liegen ihr die Kinder und Jugendlichen sehr am Herzen, was auch ihre Mitarbeit an solchen Produktionen beweist. Frau Rümann pflegt auch das zeitgenössische Opernfach, wie Auftritte insbesondere an der Oper Erfurt belegen, ebenso wie das konzertante Fach. Aber durch ihr darstellerisches Talent, ihrer gesanglichen Bühnenpräsenz und, was auch in der heutigen medialen Welt nicht unterschätzt werden darf, ihrer attraktiven Erscheinung, ist sie für die Oper prädestiniert.

Foto: Thomas M. Jauk, Stage Picture
Foto: Thomas M. Jauk, Stage Picture

Das Opernhaus Dortmund hat nicht nur mit Christina Rümann eine Künstlerin in seinen Reihen, die von dort aus Karriere machen wird. In der Vergangenheit waren es, um nur einige zu nennen, Namen wie die dramatische Sopranistin Uta-Maria Flake (die leider viel zu früh verstarb), der Bass Günter Wewel oder auch die großartige Waltraut Meier, die von Dortmund aus ihre internationalen Karrieren starteten und letztlich auch bewiesen, dass diese Ruhrgebietsstadt eine in NRW herausgehobene Stätte für die Kunstform Oper darstellt.

Die Oper Dortmund, eine städtische Institution, braucht sich nicht zu verstecken und sollte weiter offensiv an das Publikum herangehen um es einzuladen, und somit zu überzeugen, das Oper nicht tot ist, sondern putzmunter und begeisternd, wie eh und je. Und das die Oper ein Ereignis für mittlerweile Jung und Alt ist, belegen die Zuschauer zunehmend immer mehr. Und die derzeitige gute PR-Arbeit der Oper Dortmund sorgt aktuell effizient mit dazu bei, dass öffentliche Interesse am eigenen Haus merklich zu steigern.

Christina Rümann, die von sich sagt, dass sie stets die erforderliche Spannung für ihre Rollen braucht um ihre Leistung abzurufen, wird auch weiterhin zu hören und zu erleben sein. Das darf als sichere Annahme gelten!

*Liste der bisherigen Aufführungen/Rollen von Christina Rümann

*Detlef Obens

Teile diesen Beitrag:

Ein Gedanke zu „Oper Dortmund: Sopranistin Christina Rümann – mit Potential zum Star!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert