Oper Dortmund: Ein starker Opernabend! – Premierenbericht v. 13.9.2014 Verdis Oper „UN BALLO IN MASCHERA“ (Ein Maskenball)

Stefano La Colla (Riccardo), Susanne Braunsteffer (Amelia)  ©Thomas M. Jauk / Stage Picture
Stefano La Colla (Riccardo), Susanne Braunsteffer (Amelia)
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In seiner Oper „Un ballo in maschera“ („Ein Maskenball“) schildert Giuseppe Verdi die letzten Tage des lebenslustigen, aufgeklärten König Gustav III. von Schweden, der 1792 auf einem Maskenball in der Stockholmer Oper von einem Attentäter aus adeligem Kreis ermordet wird. 

Gestern nun, am 13.9.2014, fand in Dortmund die Premiere dieses Meisterwerkes anlässlich der Saisoneröffnung 2014/2015 statt. (Eine Koproduktion mit dem Royal Opera House Covent Garden, London). In Dortmund war die veränderte Fassung der Oper, welche Personen und Handlung in die „Neue Welt“ nach Boston verlegt, zu sehen.

Einen Königsmord auf offener Bühne zu zeigen, war für die damalige Zensur in Italien undenkbar. So wurde 1858 bei der Uraufführung in Rom aus König Gustav kurzerhand Riccardo, Gouverneur zu Boston, sehr zum Ärger des Komponisten, der sich dieser politischen Zensur beugen musste.

Dieser Dortmunder Maskenball ist ein Fest im wahrsten Sinne.

Die Sängerinnen und Sänger auf der Bühne in Höchstform, ein wie stets hervorragend einstudierter Opernchor und die Dortmunder Philharmoniker, unter der Leitung von GMD Gabriel Feltz, besonders bei den schwelgerischen Steigerungen der Partitur, hinreißend. Alles eingebettet in eine bemerkenswerte Inszenierung, die das Drama mit besonderen Bildern untermalend und phantasievoll beschreibt.

Die Oper Dortmund kann mit einem sängerischen Ensemble von internationaler Spitzenklasse aufwarten. Die sehr anspruchsvollen Hauptrollen waren glänzend besetzt.

Susanne Braunsteffer (Amelia)  ©Thomas M. Jauk / Stage Picture Schließen
Susanne Braunsteffer (Amelia)
©Thomas M. Jauk / Stage Picture
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Susanne Braunsteffer als die unglücklich verliebte Amelia, sang und gestaltete diese Partie bravourös mit ihrem eindrucksvollen „Verdi“-Sopran und fügte ihrer Karriere damit einen weiteren strahlenden Höhepunkt hinzu. Sei es im großen Duett mit Riccardo (einem der wundervollsten Liebesduette der Operngeschichte überhaupt), als auch in ihren zwei großen Arien dieser Oper, setzte sie absolute Glanzpunkte dieser Aufführung. Ihre Interpretation der Arie im 3. Akt, „ Morrò, ma prima in grazia „ , habe ich bisher kaum eindrucksvoller in einem Opernhaus erlebt. Gänsehaut pur! Absolute Spitzenklasse!

Ihr zur Seite der Tenor Stefano La Colla, der den Riccardo mit kräftigen Spitzentönen sang und ebenfalls vom Premierenpublikum für seine Leistung bejubelt wurde. In den Soli, als auch in den Ensembles, von stimmlich großer und eindrucksvoller Präsenz. Der italienische Tenor hatte das Dortmunder Publikum bereits als Manrico in Il Trovatore begeistert und tat dies auch am gestrigen Abend.

Viel Applaus und Bravorufe erntete der Bariton Sangmin Lee nach seiner großen Arie im 3. Akt, „Eri tu“. Er gestaltete die Rolle stimmlich sehr nobel mit seinem wohlklingenden Bariton und bewies wieder einmal mehr seine besondere sängerische Klasse besonders im italienischen Fach.

Anja Jung (Ulrica), Stefano La Colla (Riccardo), Herrenchor  ©Thomas M. Jauk / Stage Picture Schließen
Anja Jung (Ulrica), Stefano La Colla (Riccardo), Herrenchor
©Thomas M. Jauk / Stage Picture
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Die Mezzosopranistin Anja Jung sang die Wahrsagerin Ulrica. Und wie! Gestalterisch wie sängerisch äusserst beeindruckend. Ihre Beschwörungsszene im I. Akt wurde zu recht eine der Höhepunkte des Abends.

Tamara Weimerich als Page Oscar hinterliess ebenfalls einen starken Eindruck. Äusserst spielfreudig und bestens disponiert gestaltete die Sopranistin diese gesanglich anspruchsvolle Hosenrolle. Sie singt diese Partie alternierend mit Julia Amos.

Die kleineren Partien wurden mit Morgan Moody, Gerardo Garciacano, Claudius Muth, Blazej Grek und Yujin Kang, dem insgesamt hohen musikalischen Niveau dieser Aufführung entsprechend, adäquat besetzt.

Claudius Muth (Tom, l.), Morgan Moody (Samuel), Sangmin Lee (Renato), Herrenchor  ©Thomas M. Jauk / Stage Picture
Claudius Muth (Tom, l.), Morgan Moody (Samuel), Sangmin Lee (Renato), Herrenchor
©Thomas M. Jauk / Stage Picture

Viel Jubel auch diesmal, wie gewohnt, für den Dortmunder Opernchor und Extrachor unter der Leitung von Granville Walker. Es bedarf mittlerweile nicht mehr vieler Worte um die Klasse dieses Opernchores zu würdigen. Eine Säule der Oper Dortmund schlechthin.

Die musikalische Leitung des Abends lag in den Händen des Dortmunder GMD’s Gabriel Feltz. Er dirigierte einen kraftvollen Maskenball und lies dabei das Philharmonische Orchester zu intensiven Höhepunkten anschwellen, welche gerade in den jeweiligen großen Szenen der Oper eindrucksvoll in Erinnerung blieben. Selbstverständlich auch Dank des exzellenten Ensembles auf der Bühne.

Katharina Thoma zeigte sich für die Regie dieser Dortmunder-Londoner Koproduktion verantwortlich. Um es vorweg zu nehmen: für mich eine beeindruckende Regieleistung der Dortmunder Opernregisseurin an diesem Haus.

Sie beließ das Stück optisch in seiner Zeit und beraubte ihm dadurch nicht, wie leider vielfach derzeit zu erleben, seinem Zauber. Am Ende gab es dennoch einige laute, (-für mich unverständliche-), „Buhs“ für sie und ihre Bühnenbildnerin und Kostümbildnerin. (Bühnenbild: Soutra Gilmore, Kostüme: Irina Bartels). Wie bei Operninszenierungen heutzutage fast üblich, scheidet sich oft das Publikum in seinen Ansichten als auch im Geschmack. Der Düsterheit des Stückes entsprechend entwarf Soutra Gilmore ein Bühnenbild in grauen und dunklen Tönen, welches der Situation entsprechend räumlich änderbar war.

Susanne Braunsteffer (Amelia), Statisterie  ©Thomas M. Jauk / Stage Picture
Susanne Braunsteffer (Amelia), Statisterie
©Thomas M. Jauk / Stage Picture

Die mitternächtliche Friedhofsszene mit ihren alten Gräbern und Sarkophagen, nebelverhangen und beängstigend, blieb in besonderer Erinnerung. Offenbar steinerne Grabfiguren erwachen in dem Moment zum Leben, als Amelia sich der Stelle nähert, wo das mystische Kraut wächst, welches sie auf Anraten der Wahrsagerin Ulrica pflücken soll. Diese morbiden Figuren umkreisen Amelia auf dem Friedhof. Sie tun dies auch, als Riccardo sich ihr nähert, als auch im Schlußduett der beiden Liebenden. Aber sie verheißen durch ihre Anwesenheit letztlich nur den Abschied und den Tod.

Fazit: Ein starker und emotionaler Opernabend des Dortmunder Theaters, der die Sinne anspricht und verwöhnt. Mit Eindrücken, die lange in Erinnerung bleiben. Absolut empfehlenswert! Auf höchstem Niveau.

* Premierenbericht vom 13.09.2014 @ Detlef Obens

* Sämtl. Fotos @ Thomas M. Jauk / Stage Picture

* Tickets und weitere Termine HIER

* Videotrailer „MASKENBALL“ /Quelle: Youtube-Kanal Theater Dortmund

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