Lucerne Festival: Konzert mit den Wiener Philharmonikern

Lucerne Festival/Jakub Hrůša/Foto © Priska Ketterer/Lucerne Festival

Mit einem abwechslungsreichen Programm präsentierten sich die Wiener Philharmoniker unter dem tschechischen Dirigenten Jakub Hrůša beim diesjährigen Gastspiel im Rahmen des Lucerne Festival. Den Anfang machte die Suite aus der Oper „Das schlaue Füchslein“ des tschechischen Komponisten Leoš Janáček. Die Uraufführung dieser Oper fand 1924 in Brünn statt. (Rezension des Konzerts v. 06.09.2023)

 

 

Die an diesem Abend gespielte Suite wurde 2008 durch den australischen Dirigenten und Janáček-Experten Sir Charles Mackerras überarbeitet, nachdem dessen Lehrer Václav Talich bereits eine ältere Suite aus dieser Opernmusik erarbeitet hatte. Leider konnte Mackerras seine Version nicht mehr im Konzertsaal erleben. Diese wurde erst vier Monate nach seinem Tod in London an einem Gedenkkonzert uraufgeführt.  Das Orchester zeigte sich mit der mitreißenden Wiedergabe dieses Werkes, welches erstmals beim Lucerne Festivals erklang, von seiner allerbesten Seite. Jakub Hrůša dirigierte die Musik seiner Heimat mit großer Geste und spürbarer Emotion.

Der Orchesterzyklus „Má vlast“ des ebenfalls tschechischen Komponisten Bedřich Smetana gehört zu den berühmtesten Werken der Klassik überhaupt und ist vor allem wegen seines zweiten Teils „Die Moldau“ äußerst populär. Die Uraufführung dieses Teils fand bereits 1875 in Prag statt, während die vollständige Gesamtaufführung dieses Zyklus erst 1882 erfolgt war. Smetana konnte diese Musik nie hören, da er schon damals vollständig ertaubt war.

Die Musik zeichnet den Lauf des Flusses vom anfangs sanften, durch Felder und Auen fließenden Bächleins, stetig an Kraft zunehmend, bis hin zu reißenden Stromschnellen, um sich danach langsam wieder zu beruhigen und sich schließlich bei Prag in die Elbe zu ergießen. Was für ein großartiger, emotionsgeladener Hörgenuss, welchen die Wiener Philharmoniker dem Publikum boten!

Lucerne Festival/Jakub Hrůša u. die Wiener Philharmoniker/Foto © Priska Ketterer/Lucerne Festival

Nach der Pause standen „Sinfonische Tänze op.45“ von Sergej Rachmaninow auf dem Programm. Rachmaninows letztes Werk ist eine äußert eindrucksvolle Komposition voller autobiographischer Anspielungen. Er selbst bezeichnete es als „letzter Funke“. Man erlebt in den drei Teilen alle Stimmungen eines intensiven Lebens.

Dieses 1940 in nur fünf Wochen entstandene Werk wurde 1941 in Philadelphia uraufgeführt. Rachmaninow war nur ein einziges Mal im Sommer 1939 beim Lucerne Festival aufgetreten und verließ kurz darauf aus Angst vor dem drohenden Krieg sein Domizil in Hertenstein bei Luzern und ging nach Amerika ins Exil. Leider konnte dem Wunsch des Komponisten, der Choreograph Michail Forkin möge eine Tanztheater-Version schaffen, nicht mehr entsprochen werden, da Forkin 1942 verstorben war.

Die Wiener Philharmoniker bewiesen mit dieser Aufführung einmal mehr ihren außergewöhnlichen Rang. Mit herrlichen Soli, wunderbaren Streichern, grandiosen Bläsern und einem bis ins feinste perfekten Zusammenspiel mit dem Dirigenten Jakub Hrůša wurde dieser Abend zu einem eindrücklichen Erlebnis.

Der nicht enden wollende Applaus des Publikums wurde mit einer rasanten Wiedergabe der Polka schnell „Auf der Jagd“ von Johann Strauss (Sohn) belohnt.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Lucerne Festival 2023
  • Titelfoto: Lucerne Festival/Wiener Philharmoniker/Foto © Priska Ketterer/Lucerne Festival
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