Für Ihren Auftritt im Opernhaus Zürich wählten Aleksandra Kurzak und Ihr Ehemann Roberto Alagna einen Strauß von großen Opernszenen und Arien. Begleitet wurden sie am Klavier von Marek Ruszczyński. (Gesehene Vorstellung am 15.05.2023)
Mit dem Duett „Mario, Mario“, der Arie „Recondita armonia“ und „Vissi d‘arte“ aus Puccinis „Tosca“ hatte man keinen leichten Einstieg gewählt und ließ gleich erkennen, mit wieviel stimmlichem Einsatz an diesem Abend gesungen wird. Hier konnte man erkennen, dass die Partie des Cavaradossi nicht die ideale Rolle für Roberto Alagna ist. Dank seiner großen Erfahrung meisterte er aber seine Arie mit viel Emotion. Die Rolle der Tosca liegt Aleksandra Kurzak sehr gut und sie bot eine berührende Interpretation. Jedoch zeigte sich einmal mehr die Schwierigkeit, ein solches Programm nur mit Klavierbegleitung zu gestalten. Auf diese Weise ist es nicht möglich, die gleichen Emotionen zu erzeugen, wie bei einer szenischen Aufführung. Diesen Eindruck hinterließ der ganze Abend. Nur mit Klavierbegleitung fallen schon kleinste Unsicherheiten auf.
Die Rolle des Don José ist für Alagna eine ideale Partie und hier kam mit der Arie „La fleur que tu m‘avais jetée“, und der Arie der Micaëla „C’est des contrebandiers… Je dis, que rien ne m’épouvante“, sowie mit dem Duett „Parle-moi de ma mère“ echte Opernstimmung auf.
Nach der Pause wandte sich die Sopranistin ans Publikum mit dem Hinweis, dass beide mit einer beginnenden Erkältung zu kämpfen hätten. Trotzdem wurde auch der sehr anspruchsvolle zweite Teil des Abends gemäß dem angekündigten Programm gesungen.
Das große Duett aus Verdis „Otello“ „Già nella notte densa“ das von Kurzak wunderbar gesungene „Ava Maria“ sowie Otellos Schlussgesang „Niun mi tema“, waren ein Genuss und berührten das Publikum.
Mit zwei Arien „Ecco respiro appena“, „L’anima ho stanca“, sowie dem Duett „Mi basta il tuo perdono“ aus der Oper „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea, wurde nochmals alles an Emotionen aufgeboten und die Leidenschaft obsiegte aufs schönste.
Zwischen den einzelnen Programmteilen, spielte der polnische Pianist Marek Ruszczyński mit viel Finesse die Nocturne in Des-Dur op 27 Nr. 2 und Es-Dur op. 55 Nr. 2 von Frederic Chopin.
Was wäre ein solcher Abend ohne Zugaben. Dass es aber am Schluss gar deren sechs wurden, konnte man nicht erwarten, weil man ja wusste, dass beide gesundheitlich nicht ganz in Höchstform waren. Umso mehr war das Publikum begeistert und spendete eine Standing Ovation nach der anderen. Diese wurden mit „Lippen schweigen“ (auf französisch und polnisch) zur Freude der anwesenden Landsleute von , „Lolita“, „La Spagnola“, „Vorrei baciare i tuoi capelli neri“, „A vucchella“ und dem vom Publikum mitgesungenen „Funiculi, Funiculà“ verdankt.
Dabei kam schon fast eine Volksfeststimmung auf und man muss den beiden Solisten zugutehalten, dass diese sich wirklich nicht geschont haben und alles gegeben haben, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das Publikum wird zweifellos schwelgend das Opernhaus verlassen haben und der eine oder andere mag noch manche Melodie vor sich hin gesummt haben.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Opernhaus Zürich
- Titelfoto: Arienabend /M. Ruszczyński, A. Kurzak, R. Alagna/ Foto ©Rolf Rebsamen