
Alessandro Scarlatti, der im Jahre 1660 geborene italienische Komponist des Barock und der „neapolitanischen Schule“, war am 24. Oktober 1725 in Palermo verstorben. Anlässlich seines 300-jährigen Todestags hat das La Cetra Barockorchester Basel mit dessen Oratorio „La Giuditta“ seine Konzertsaison eröffnet. Dabei handelte es sich um die Schweizer Erstaufführung dieses kurzen, aber hinreissenden Werks mit vielen Arien und Duetten. (Rezension der Vorstellung v. 24. Oktober 2025 / Pauluskirche Basel)
Das kurze alttestamentarische Buch Judith beschreibt die Belagerung und Befreiung der israelischen Stadt Betulia. Eine fiktive Geschichte, welcher die Botschaft zugrunde liegt, dass Gott sein erwähltes Volk beschützen wird. Der assyrische General Holofernes lässt beim Angriff auf die Stadt die Wasserversorgung abstellen und erwirkt dadurch, dass die Bevölkerung verzweifelt und sich schließlich ergibt.
Judith, eine wohlhabende Witwe und reizende, gottergebene Frau, begibt sich in das feindliche Lager unter dem Vorwand, sie wolle dem Sieger Holofernes Tribut zollen. Er ist entzückt ob der Schönheit dieser Frau und lädt sie zu Tische bei sich ein. Doch Judith hat anderes im Sinn. Sie wartet einen günstigen Moment ab, um den bald einmal Betrunkenen zu enthaupten. Dessen Haupt stellt sie am Stadttor zur Schau. Dies löst Panik bei den Assyrern aus, worauf sie die Flucht ergreifen. Darauf stimmt Judith ein Loblied auf Gott an.
Dieser Stoff hat auch Vivaldi und Mozart, sowie an die dreißig weitere Komponisten zu eigenen Werken inspiriert. In der zweiten Fassung dieses Oratorio mit dem Text des Adligen Antonio Ottoboni, dem Vater des römischen Kardinals Pietro Ottoboni. Er war ein Förderer Scarlattis, kommen nur gerade drei Figuren vor. Judith, ihre Amme Nutrice und Holofernes. Die Instrumentalbegleitung ist für ein Streichorchester und Basso continuo komponiert.
An diesem Konzertabend erlebte man drei hervorragende, junge Solist/innen.

Die Rolle der Giuditta wurde von der Sopranistin Benedetta Zanotto mit wunderbar fließender, höhensicherer und sehr nuancierter Stimme gesungen. Sie vermochte, die verschiedenen Stimmungen bestens zu interpretieren. Als Nutrice bot die Mezzosopranistin Benedetta Mazzucato mit viel Ausdruck und starker Präsenz ebenfalls eine beeindruckende Leistung. Die wohl bekannteste Arie dieses Werkes „Dormi, o fulmine di guerra“ war besonders berührend. Auch in den beiden Duetten fanden sich die Stimmen der beiden Solistinnen zu erlesenem Wohlklang.
Tenor Jacob Lawrence überzeugte als Holofernes. Auch er mit bestens geführter Stimme und viel Ausdruck. Er gestaltete seine Arien und das Duett mit Judith zu einem wahren Hörgenuss.
Das La Cetra Barockorchester Basel wurde vom Cembalisten, Organisten und Dirigenten Andrea Buccarella geleitet und am Cembalo begleitet. Er gehört zu den bekanntesten Spezialisten für Alte Musik der jungen Generation. Man ist immer wieder von der grossartigen Qualität dieses Orchesters fasziniert. Auch an diesem Abend bestätigte sich abermals, dass hier in der höchsten Liga musiziert wird. Einmal mehr konnte man in ein eindrückliches Konzerterlebnis eintauchen, welches die Neugier nach den weiteren Konzerten geweckt hat.
Das Publikum zeigte sich begeistert und bedankte sich mit starkem Applaus.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- La Cetra Barockorchester
- Titelfoto: La Giuditta/ Foto: La Cetra Barockorchester