Auge in Auge mit dem russischen Riesen
Valery Gergiev und Sergej Prokofiew sind zwei russische Riesen; der eine interpretiert als St. Petersburger Stardirigent die Kompositionen des anderen im ersten Zeitinsel-Festival der Saison: Eine Spielzeit 2014/15 mit echten Schwergewichten hat Konzerthaus-Intendant Benedikt Stampa bei der Jahres-Pressekonferenz am heutigen Montag, 28. April, vorgestellt. Seine Dortmunder Dramaturgie mit den thematischen Zeitinsel-Festivals oder den Exklusivkünstler-Konzerten vertieft sowohl wie sie mit Neuem bekannt macht:
Zeitinsel Nr. 2 rückt zum ersten Mal (nach der Weltmusikerin Anoushka Shankar im letzten Jahr) einen Jazz-Künstler ins Zentrum: Nils Landgren, den Mann mit der roten Posaune. Exklusivkünstler Yannick Nézet-Séguin bringt im zweiten Jahr der dreijährigen »The Yannick Experience« sein Philadelphia Orchestra, eins der amerikanischen Big Five, für zwei Konzerte erstmalig nach Dortmund. Mit Tschaikowskys Fünfter knüpft Yannick an die sensationelle »Pathétique« von letzter Saison an. Christian Thielemann lädt zur Saisoneröffnung mit den Klängen seiner »Wunderharfe«, der Staatskapelle Dresden. Iván Fischer dirigiert Messiaens selten aufgeführte »Turangalîla«-Sinfonie. Andris Nelsons kommt zum letzten Mal als Music Director des City of Birmingham Symphony Orchestra. Von besonderem Gewicht ist auch das Gewandhausorchester unter Riccardo Chailly, das gleich zwei Konzerte in die Waagschale wirft. Als konzertante Opern werden Agostino Steffanis »Niobe« (Philippe Jaroussky als Anfione), Bernsteins »A quiet place« (Kent Nagano) und Prokofiews »Die Verlobung im Kloster« (Gergiev, Solisten und Ensembles des Mariinsky-Theaters) gegeben. Brandneu ist das Abo »Musik für Freaks« mit nicht-alltäglicher Kammermusik von Pipa bis Pianola, Bach bis Boulez oder Musik, die nicht frischer aus der Feder des Komponisten stammen könnte.
Für seine herausfordernden Konzerte wirbt das KONZERTHAUS DORTMUND in Print und Film unter dem Claim »Stell dich der Klassik«. Das sonst so freundliche Dortmunder Wappentier blickt grimmig und steht Auge in Auge dem russischen Riesen Gergiev gegenüber. Anne-Sophie Mutter und Nézet-Séguin gehen mit dem Nashorn je auf ihre Weise um, legen es an die Kette oder zähmen es. Dabei berührt die augenzwinkernde Kampagne, so Stampa, einen wahrhaftigen Kern: Beim Werben um Ersthörer wird häufig mit zu einfachen Botschaften gelockt: klassische Musik sei leicht. Stampa dagegen steht zu seinem komplexen Produkt Klassik und sagt die Wahrheit: Man muss sich ihr stellen.
Die Saison 2014|15 auf www.konzerthaus-dortmund.de