Flötenzauber: Das Swiss Orchestra und Solist Maurice Steger (Blockflöte)

Swiss Orchestra/Foto: Swiss Orchestra / Fabrice Umiglia

Das 2018 gegründete Swiss Orchestra hat sich zur Aufgabe gemacht, selten gespielte, oder vergessene Werke von Schweizer Komponisten aufzuführen und auf Tourneen schweizweit erklingen zu lassen. Das Orchester setzt sich aus erstklassigen Instrumentalist/innen zusammen und sorgt unter der Leitung von Lena-Lisa Wüstendörfer für Konzerte, welche zusammen mit renommierten Solist/innen für Begeisterung sorgen. (Rezension des Konzerts v. 2. Januar 2025)

 

Das Konzert am zweiten Tag des neuen Jahres fand im Kunsthaus Zürich statt, einem Ort, wo sich die Besucher normalerweise wichtige Kunstausstellungen ansehen. Der große Saal eignet sich aber auch akustisch ausgezeichnet für musikalische Aufführungen und bot den optimalen Rahmen für das Konzert des Swiss Orchestra. Zu Beginn ertönte die Sinfonie Es-Dur von Joseph Franz Xaver Stalder (1725-1765). Stalder war Komponist und Priester und war auch Kapellmeister des Prinzen von Monaco und des Prinzen von Conti. Diese ganz im Stile der Frühklassik geschriebene Komposition ist mit ihren drei Sätzen ein sehr ansprechendes und zu unrecht in Vergessenheit geratenes Werk.

Fast gar keine Informationen findet man über den Komponisten und Flötisten Anton Heberle. Hingegen ein Kuriosum steht mit Heberle in Verbindung, denn er gilt als der Erfinder der Stockflöte, einer zur damaligen Zeit gerne mitgeführten Flöte, welche in einen Gehstock integriert war.

Swiss Orchestra/Maurice Steger/Foto: Swiss Orchestra / Fabrice Umiglia

Heberles Konzert für Blockflöte und Orchester Es-Dur verlangt vom Solisten größte Virtuosität. Mit dem in Winterthur geborenen Maurice Steger durfte man den wohl gefeiertsten Flötisten unserer Tage auf der Bühne erleben. Seine Fingerfertigkeit ist schier unglaublich und man konnte nur staunen ob seiner expressiven Interpretationskunst.

Zusammen mit dem Swiss Orchestra und der Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer erlebte das Publikum einen humoristischen Beitrag: Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento F-Dur KV 522, bekannt unter dem Titel „Ein musikalischer Spass“. Damit machte sich der Komponist über dilettantische Komponisten lustig, denen es an technischer Fertigkeit und an Einfällen mangelt. Mozart kannte viele dieser „Talente“. In den vier Sätzen des Konzerts wird vom Orchester einiges abverlangt, denn unerwartete bewusst eingesetzte Dissonanzen stören gewollt den Fluss der Musik. Allerdings können wir heutigen Zuhörer mit der Romantik und Moderne im Ohr an diesem musikalischen Spaß weniger Groteskes erkennen, als wohl zur Zeit der Wiener Klassik.

Swiss Orchestra/Maurice Steger/Foto: Swiss Orchestra / Fabrice Umiglia

Nach der Pause kam man in den Genuss zweier weiterer Stücke mit Maurice Steger: Das Konzert für Blockflöte G-Dur op 10/6 RV 437 von Antonio Vivaldi mit den Sätzen Allegro, Largo, Allegro ist ein Paradestück für einen begnadeten Flötisten wie Maurice Steger. Ganz anders dann die in Anwesenheit des Komponisten Fabian Müller gespielte „Fantasia folcloristica“ aus dem Jahre 2022. Sein Werk basiert auf vier alten Schweizer Volkstanzmelodien aus dem Tessin und dem Engadin. Bei diesem Stück für vier verschiedene Flöten kann der Solist seine ganze Virtuosität in rasantem Tempo demonstrieren. Maurice Steger ist diese Komposition wie auf den Leib zugeschnitten. Man kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das begeisterte Publikum reagierte mit Bravorufen und grossem Applaus und wurde mit einer Zugabe belohnt. Die aus dem frühen 17. Jahrhundert stammende Komposition des blinden Glockenspielers und Flötisten Jacob van Eyck, Utrecht (1590-1657) „Engels Nachtigaeltje“ ist ein sensibles Werk, welches den Gesang von Nachtigallen zu Gehör bringt. Ein wunderbarer Abschluss von Maurice Stegers Auftritt.

Mit zwei bestens bekannten Werken ging das Neujahrskonzert zu Ende. Von Johann Strauss, Sohn, dessen 200. Geburtstag dieses Jahr gefeiert wird, erklang die „Tik-Tak Polka“ und der bei einem solchen Anlass obligate „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauss, Vater – natürlich unter dem Mitklatschen des Publikums! Die Musiker des Swiss Orchestra zeigten eine ausgezeichnete Leistung und spielten unter der Leitung von Lena-Lisa Wüstendörfer mit viel Begeisterung. Ein gelungener musikalische Start ins 2025.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Swiss Orchestra / Maurice Steeger
  • Titelfoto: Swiss Orchestra/Maurice Steger/Foto: Swiss Orchestra / Fabrice Umiglia

 

 

 

 

 

 

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