„Madama Butterfly“ am Opernhaus Zürich

Opernhaus Zürich/MADAMA BUTTERFLY/Foto: Toni Suter

Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, dass bei der Uraufführung am 17. Februar 1904 an der Mailänder Scala dieses großartige Werk eines der größten Fiaskos von Giacomo Puccini würde. Dies lag an der damals herrschenden antijapanischen Stimmung, als nach dem 8. Februar 1904 der Krieg zwischen Russland und Japan ausbrach, aber auch an einer Rivalität zwischen den Verlagshäusern Ricordi und Sonzogno, deren Anhänger die Vorstellung störten und zu deren Scheitern beigetragen hat. Puccini zog die Partitur noch am selben Tag zurück und begann sofort damit, einige Teile des Werkes zu überarbeiten. Er machte Kürzungen und ergänzte andere Stellen. Seither wird die Oper in drei Akten aufgeführt und nicht, wie in der ursprünglichen Fassung nur in zwei Akten. Die Erstaufführung der Urfassung in Rom wurde abgesagt. Die zweite Fassung konnte aber bereits kurze Zeit später am 28. Mai 1904 in Brescia präsentiert werden und wurde sogleich ein riesiger Erfolg. (Rezension der Wiederaufnahme vom 29.12.2024)

 

Dass dies nach wie vor eine der beliebtesten Opern von Puccini ist, zeigte sich auch bei der Wiederaufnahme am Opernhaus Zürich. Alle Vorstellungen waren ausverkauft.

Die Inszenierung von Ted Huffman mit dem Bühnenbild von Michael Levine aus dem Jahre 2017 fasziniert bis heute durch ihre schlichte Ästhetik. Hier wird mit minimalsten Requisiten und wunderschönen Kostümen von Annemarie Woods und mit einer großartigen Lichtgestaltung durch Franck Evin die bis ins Detail passende Stimmung erzeugt. Auf unnötige Effekte wird verzichtet, sodass sich die Zuschauer ganz auf den Gesang und die schauspielerische Leistung der Akteure konzentrieren können. Raffinierte Beleuchtungseffekte unterstreichen die Dramatik der Handlung.

Opernhaus Zürich/MADAMA BUTTERFLY/Foto: Toni Suter

Das erfordert von den Sänger/innen viel schauspielerische Präsenz. Hier hat sich ein Ensemble zusammengefunden, welches diesen Opernabend zu einem bezaubernden Erlebnis machte.

Zuerst muss hier Marina Rebeka genannt werden, welche die Rolle der sehr jungen Cho-Cho-San hervorragend in Szene setzte. Diese Partie fordert von der Sängerin eine große Vielzahl von Emotionen. Marina Rebeka konnte in jeder Hinsicht überzeugen und berühren. Was für eine facettenreiche Stimme!

Der Tenor Tomislav Mužek als Benjamin Franklin Pinkerton verfügt über eine kraftvolle Stimme, welche er, ohne zu forcieren, den er des öfteren mal den lauten Klängen aus dem Orchestergraben anzupassen verstand und ebenfalls überzeugen konnte. Das Duett am Ende des erste Aktes wurde zu einem der Highlights dieser Aufführung.

Massimo Cavalletti als Konsul Sharpless, schwankend zwischen Mitleid und Freundestreue zu Pinkerton, liess ebenfalls keine Wünsche offen und konnte am Anfang der Oper und in der großen Briefszene mit Cho-Cho- San im zweiten Akt mit seiner bestens geführter Stimme seine Emotionen zum Ausdruck bringen.

Judith Schmid als Suzuki, Cho-Cho-San‘s mitfühlende treue Dienerin, sang und spielte diese Partie hervorragend, was im Duett der beiden ihren Höhepunkt erreichte.

Goro, der Heiratsvermittler, war mit Nathan Haller bestens besetzt. In weiteren Rollen waren Steffan Lloyd Owen als Fürst Yamadori, Stanislav Vorobyov als Onkel Bonze, Flavia Stricker als Kate Pinkerton und Lobel Barun als der kaiserliche Kommissar in diesem auserlesenen Ensemble zu erleben. Nicht vergessen darf man Benjamin Künzler als Cho Cho San‘s Sohn. Dieser Knabe spielte seinen Part unglaublich sicher und berührte die Herzen des Publikums im Flug.

Mit Marco Armiliato am Pult der Philharmonia Zürich stand einer der großen Experten der italienischen Oper am Pult. Unter seiner Leitung konnte das Orchester einmal mehr beweisen, auf welch hohem Niveau sich das Opernhaus Zürich musikalisch bewegt. Der Chor der Oper Zürich, einstudiert von Ernst Raffelsberger, liess ebenfalls keine Wünsche offen.

Opernhaus Zürich/MADAMA BUTTERFLY/Foto: Toni Suter

Dass diese Aufführung ihre Wirkung auf das Publikum hatte, bewiesen am Ende der begeisterte Applaus und die Standing Ovation des Publikums.

Die junge Dame neben mir war zum ersten Mal in einer Oper und war von dieser Aufführung sehr gerührt. Das beweist, dass man mit Aufführungen welche die Handlung verständlich zum Publikum hinüberführen, auch ein junges Publikum begeistern kann.

 

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