Elbphilharmonie / Klavier- und Liederabend mit Olga Peretyatko und Leon Gurvitch

 

Olga Peretyatko u. Leon Gurvitch/ Foto @ Irina Gurvitch

Leon Gurvitch ist ein sehr emotionaler, bildhafter, vielseitiger Komponist. Daher passen sein Werk und die russische Sopranistin Olga Peretyatko, die stets mit Stimme aber auch Seele singt, fantastisch zusammen. Und das Interesse und die Vorfreude auf das Konzert am 24.9.23 im Kleinen Saal der Elbphilharmonie Hamburg ist schon jetzt groß. 

(Das Interview erschien zuerst im Mai 2023 auf dem Blog „Operngestalten“ von Birgit Kleinfeld)

 

 

 

 

Birgit Kleinfeld (BK): Herr Gurvitch, wie und wann ist der Wunsch zu diesem Projekt mit Olga Peretyatko endstanden?

Leon Gurvitch (LG): Ich habe Olga Peretyatko mehrmals auf der Bühne der Staatsoper Hamburg erlebt und bin sehr beeindruckt von ihrer Stimme. Nach einer ihrer Vorstellungen als Marguerite in Charles Gounods Faust haben wir ausführlich über die Stücke aus meinem Gesangszyklus gesprochen. Sie hat großes Interesse an meiner Musik gezeigt und auch daran, meine Werke zu singen.

BK: Wow, so nahm das Projekt also seinen Anfang.

Leon Gurvitch/ Foto @ Henriette Mielke

LG: Ja, zu der selben Zeit gab es auch Gespräche mit der Elbphilharmonie. Dort kann ich nun als Komponist meine Werke präsentieren. Dass ein berühmte Opernstar wie Olga Peretyatko -und sogar sehr gerne- bereit ist, für diesen gemeinsamen poetisch-musikalischem Abend mit mir zusammen zu arbeiten!

BK: Das kann ich nachvollziehen. Doch Sie selbst haben ja durchaus auch einige Erfolge zu bieten. Ich denke da spontan an das Ballett Dracula am Theater in Magdeburg zu dem Sie die Musik komponierten oder den großen Erfolg der Uraufführung Ihres Werkes Silentium am 31.3.23 dieses Jahres in der Elbphilharmonie. Und ich weiß, da ist noch einiges mehr. Doch zurück zum 24.9.23 und Ihrem poetischen Liederabend mit Frau Peretyatko. Das Programm ist ja bereits auf der Seite der Elbphilharmonie veröffentlicht. Welche Stücke wird sie singen?

LGOlga Peretyatko wird zwei Liederzyklen für Sopran und Klavier von mir singen. Der eine heißt „Träumereien“ nach Gedichten von Heinrich Heine. Die Uraufführung fand 2019 in der Berliner Philharmonie mit der Sopranistin Nadja Michael statt.

BK: Davon habe ich gehört und auch, dass es sehr erfolgreich war. Die Neugier und Vorfreude, dieses Werk auch in Hamburg erleben zu dürfen, wächst.

LGDanke. Der erste Anstoß, Heine-Lieder auch in Hamburg aufzuführen, kam eigentlich als ich -damals auch mit Nadja Michael- diesen Zyklus im Gewandhaus in Leipzig spielte. Es gab ja bisher noch keine Hamburger Aufführung von meinen Heine Liedern „Träumereien“. Aber Heine und Hamburg verbindet ja eine große Geschichte, wie wir alle wissen.

Olga Petretyatko-Mariotti / Foto @ Dario Acosta
Olga Peretyatko / Foto @ Dario Acosta

BK: Aber auch Sie selbst und Olga Peretyatko haben ja eine Geschichte mit Hamburg. Sie wohnen und arbeiten hier seit circa 20 Jahren und Frau Peretyatko startete ja mehr oder weniger ihre Karriere hier als Mitglied des Internationalen Opernstudios. Also passt es ja perfekt.

LGDie Heine-Lieder zusammen mit Olga zu machen, ist insofern auch perfekt, da sie oft Kunstlieder singt und dies ein Genre ist, in dem sie sich gut entfalten kann. Zu ihrem Repertoire gehören neben Werken von Tschaikowsky und Rachmaninov, ja auch durchaus deutsche Lieder. Und so zeigte sie großes Interesse an meinen Heine-Kompositionen. Demnächst nun beginnt die sensible Phase, denn ich werde Olga mehrmals in Berlin treffen, wo wir dann intensiv proben. Ich freue mich sehr, dass sie soviel Zeit investiert, obwohl sie in den nächsten Monaten in vielen großen Opernhäusern in Asien, Amerika und Europavon Singapur bis Zürich gastiert.

BK: Ja, das ist wirklich fantastisch und zeigt auch mir, wie wichtig Frau Peretyatko die Zusammenarbeit mit Ihnen zu sein scheint. Doch Sie sprachen noch von einem zweiten Zyklus?

LG: Da stimmt und das ist dann wirklich eine Uraufführung. Der Titel ist „König Grauauge“ nach Gedichten der bekannten russischen Lyrikerin Anna Akhmatova, die und deren Werke ich sehr verehre. Der Zyklus besteht aus sechs Liedern und als ich sie Olga zeigte bekam sie tatsächlich sofort eine Gänsehaut: „Ja, Leon, das müssen wir unbedingt in der Elbphilharmonie präsentieren!“

BK: Ach, also da bekomm ich jetzt auch Gänsehaut. Schön!

LG: Ja, ich freue mich auch sehr, das Projekt Träumereien, für mich eines meiner wichtigsten Werke, mit Olga in Hamburg präsentieren zu können. Vor allem auch weil wir an beiden Zyklen eng daran zusammen arbeiten und so viel gemeinsam entdecken können.
„Träumereien“ wird eine Hamburger Premiere sein, König Grauauge wie gesagt eine Uraufführung.
 Für mich ist das sehr reizvoll.

BK: Ihnen scheinen diese beiden Zyklen sehr am Herzen zu liegen.

LG: Oh ja, sie sind beide Herzensangelegenheiten, die ich gerne immer wieder spielen möchte, vor allem mit einem Star wie Olga Peretyatko, die durch die ganz besondere Farbe, die sie mitbringt, mir als Komponisten einen künstlerischen Anstoß gibt. Und ich habe beschlossen, Anna Akhmatovas Lieder zu vertonen und die dann Olga zu widmen.

BK: Das klingt als hätten sich da zwei -lassen Sie mich sagen- „Künstlerseelen“ zumindest für dieses Projekt gesucht und gefunden.

Leon Gurvitch/ Foto @ Henriette Mielke

LG: Wir verstehen uns wirklich gut und es wird auch sicher von späteren Probenphasen Reels und Videos auf Facebook oder/ und Instagram geben. Damit das Publikum schon an unserer Arbeit teilhaben kann.

BK: Das klingt wirklich nach einem spannenden Abend. Aber neben diesen beiden Zyklen für Sopran und Klavier, präsentieren Sie sich uns auch allein als Pianist.

LG: Das ist wahr. Es wird zwei weitere Weltpremieren geben. Einmal werde ich Variationen über Robert Schumann / Heinrich Heine »Im wunderschönen Monat Mai« für Klavier schreiben und spielen. Schumanns große Liebe zu Heines Gedichten ist ja bekannt. Und da dachte ich mir, was liegt näher als eine Verbindung herzustellen zwischen Heine und Schumann und dann von Schumann zu Gurvitch.

BK: So ziehen Sie dann eine Linie zwischen dem 19. und dem 21. Jahrhundert. Und die zweite Solo-Klavier-Uraufführung an diesem Abend?

LGDas wird der Klavierzyklus „Songs without tears“ sein. Und ich spiele auch eine eigene Vokalise für Klavier und das wirklich virtuose Stück „Variations on a Theme by Paganini“. Dieses Stück ist eine wahre Herausforderung an Pianisten, doch ich glaube dem Publikum wird es gefallen, da es spannend, teilweise witzig und auch voller Feuer ist.

BK: Möge der 24.9.2023 in der Elbphilharmonie bald kommen! Danke für Ihre Zeit und die interessanten Ausführungen.

 

 

  • Titelfoto: Elbphilharmonie/Kleiner Saal/Foto @ Michael Zapf
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