Kammerorchester Basel
Franco Fagioli, Countertenor
Montag, 12.10.2020/Stadtcasino Basel
„Freut euch und jubiliert“
Was für eine glückliche Fügung, dass sich das Kammerorchester Basel und der weltweit bekannte Countertenor Franco Fagioli einmal mehr zusammengefunden haben, um gemeinsam einen Konzertabend zu bestreiten. Eigentlich war eine Tournee vorgesehen, welche aber wegen der nur allzu bekannten Umstände leider annulliert werden musste. Somit kam einzig Basel in den Genuss dieses Konzertes.
Das Programm des Abends war eine interessante Gegenüberstellung der zwei Komponisten W.A. Mozart (1756 – 1791 ) und Joseph Martin Kraus (1756 – 1792). Beide lebten und verstarben fast gleichzeitig. Zwei Zeitgenossen also, welche aber ganz unterschiedliche Erfolge hatten. Während Mozart überall verehrt wurde und als einer der glamourösesten Komponisten bewundert wurde, stand Kraus stets in dessen Schatten und musste lange auf seinen Durchbruch warten.
Dies gelang ihm erst 1781 mit der Oper “Prosperin“, welche in Schweden uraufgeführt wurde, wo der Komponist lange gelebt hatte und wo er auch von König Gustav III gefördert wurde. Dort galt er als der „Schwedische Mozart“. Er hinterliess ein stattliches Oeuvre, welches geistliche Musik, Sinfonien, Lieder und Opern umfasste. Leider kommen heutzutage seine Werke kaum mehr zur Aufführung. Gerade deshalb war dieses Konzert ein besonderes Erlebnis.
Das Konzert begann mit der Ouvertüre zur Oper „Proserpin“. Bereits hier konnte man erkennen, warum Kraus seinen oben erwähnten Beinamen erhielt. Seine Musik ist mitreißend und herzerfrischend. Mozart, war ein äußerst vielseitiger Komponist und Musiker und ein guter Sänger. Daher wusste er auch, andere Sänger streng zu beurteilen. Um so mehr wäre er von Franco Fagioli begeistert gewesen. Er sang als erstes Stück die Arie „Se l‘augellin sen fugge“ aus der Oper „La Finta Giardiniera“. Was für eine brillante Darbietung dieser Arie!
Nach dem kurzen Andante aus der Sinfonia in C-Dur „Violin obligato“ von J.M.Kraus, lieferte der Sänger mit der Arie „Ah, se a morir mi chiama“ aus „Lucia Silla“ einen weitere Beweis seiner Virtuosität. Man fühlte sich sofort in den Bann seiner Stimme gezogen.Mit der rassigen „Danse Persanne“ aus der Schauspielmusik zu „Amphitryon“ durfte man die Spielfreude des Kammerorchesters aufs schönste geniessen. Diese Musik war die Überleitung zur nächsten Arie „Parto, parto, ma tu ben mio“ aus der Oper „La clemenza di Tito“ mit welcher der Sänger alle Facetten seiner außergewöhnlichen Stimme erklingen liess.
Nach der Pause wurde mit „Deh, per questo istante“, eine zweite Arie aus dieser Oper, vorgetragen und wieder fühlte man sich von der Schönheit der Kunst dieses Sängers überwältigt. Das Orchester spielte anschließend die Sinfonia in F VB 145 von J.M.Kraus welche ebenfalls zu einer Entdeckung dieses Abends wurde. Unter dem Konzertmeister Daniel Bard erlebte man eine mitreißende Darbietung dieses Werkes und die außerordentliche Energie des Orchesters.
Den krönenden Abschluss dieses Konzertes bildete Mozarts Solomotette „Exsultate jubilate“, welche für den Soprankastraten Venanzio Rauzzini geschrieben wurde. Bis heute ist dieses wunderbare Werk eines der beliebtesten des Komponisten und eines der anspruchsvollsten zugleich. Franco Fagioli bot eine berührende Interpretation, welche seine Stimme in allen Nuancen auf das schönste zu Gehör brachte. Jede Note wurde gelebt und mit größter Innigkeit gesungen.
Kein Wunder dass er am Schluss mit einer Standing Ovation für diese Leistung belohnt wurde. Damit wurde selbstverständlich auch das Kammerorchester verdienstvoll würdigt. Franco Fagioli bedankte sich beim Publikum mit der Arie „No se più“ aus der Oper „Le Nozze di Figaro“, mit welcher er nochmals seine ganz Virtuosität zeigte.
Ein mitreißender und begeisternder Konzertabend. Franco Fagioli hat in den vergangenen Tagen mit dem Basler Kammerorchester eine Aufnahme mit Mozart-Arien gemacht, auf welche man gespannt sein darf.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Titelfoto: Franco Fagioli/ Foto @ Julian Laidig