60 Jahre Bonner Opernhaus gefeiert

Theater Bonn/ 60 Jahre Oper Bonn/Hanno Friedrich/ Foto: © Bettina Stöß

Der 60. Jahrestag der Eröffnungspremiere des damals als Drei-Sparten-Haus ausgewiesenen Theaters der Stadt Bonn am Rhein direkt neben der Kennedy-Brücke, heute hauptsächlich Opernhaus, wurde mit einem rauschenden Fest gefeiert. Neben zahlreichen Ehrengästen aus Politik und Stadtgesellschaft hatte man auch die Abonnenten eingeladen, bei einem Empfang im Foyer und später einem bunten Programm auf der Bühne mit den Mitarbeitenden und den Künstlerinnen und Künstlern den Ehrentag des Gebäudes zu begehen. (Bericht der 60-Jahr-Feier vom 5. Mai 2025)

 

Die Party begann um 18:00 Uhr im Foyer, wo Getränke und bunte Macarons mit dem Jubiläumslogo des Bonner Opernhauses angeboten wurden. Nach der Eröffnung der Veranstaltung lobte Nathanael Liminsky, NRW- Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, das Bonner Opernhaus in seiner „Bedeutung als bundesweites Kulturzentrum“. Er erwähnte ausdrücklich die vorbildliche Kooperation der Bonner Oper mit den Häusern Düsseldorf/Duisburg, Dortmund und Essen bei der Serie von Familienopern, bei der unter anderem am 17. Mai 2025 „Die blaue Sau“ von Anno Schreier in Bonn uraufgeführt wird.

Theater Bonn/ 60 Jahre Oper Bonn/ Festrede Katja Dörner/Foto: © Bettina Stöß

Eine Jazzband aus Sängern des Opernensembles spielte zum Empfang der rund 1.000 Gäste aus Kultur, Politik und Wirtschaft sowie Abonnenten und (ehemalige) Mitarbeitende. Um 19:30 begann die von Fernsehstar Hanno Friedrich moderierte Leistungsschau des Theaters Bonn im Zuschauersaal. Mit dem Bonnorange-Mobil fuhren Tobias Schabel und Dshamilja Kaiser als Müllwerker gekleidet auf die Bühne und sangen aus der Hinterhofoper „Die Liebe zu den Bonnorangen“ einen Song nach einer Melodie von Prokoffiew, begleitet von Nico Gutu (Akkordeon), stellvertretend für die zahlreichen Produktionen, bei denen die Oper zu den Menschen kommt.

Bevor Generalintendant Dr. Bernhard Helmich seine Eröffnungsrede begann, gab es als Auftakt die quirlige Ouvertüre der „Zauberflöte“, gespielt vom Beethoven Orchester unter der Leitung von Generalmusikdirektor Dirk Kaftan. Helmich berichtete, am Samstag habe möglicherweise das Phantom der Oper zugeschlagen: es sei eine der drei Kugelleuchten des ZERO-Künstlers Otto Piene im Foyer abgestürzt, zum Glück nicht aus voller Höhe, sondern runtergelassen beim Auswechseln der Glühbirnen, ein klassischer Fall von Materialermüdung. Das Haus sei nach 60 Jahren Betrieb in die Jahre gekommen und eindeutig sanierungsbedürftig. Der Generalintendant schloss seine Rede: „Oper in Bonn ist mehr als klassisches Opernerlebnis. Oper ist zum Beispiel Vermittlung. Oper ist auch Begegnung und Gemeinschaft. Oper ist international. Oper ist auch Zukunft: In der Spielzeit 2024/25 haben uns 30.000 Menschen unter 27 Jahren besucht. Oper ist ein Ort der Reflexion und der Entschleunigung. Bei all dem ist Oper natürlich auch große Kunst!“

60 Jahre Oper Bonn/Antonia Tröstl, Jugendchor des Theater Bonn: Good Morning, Baltimore aus HAIRSPRAY/Foto© Bettina Stöß

Nach der Arie der Königin der Nacht, gesungen von Nicole Wacker, „Good Morning, Baltimore“, das Anja Tröstl mit dem Jugendchor des Theater Bonn sang und Hannahs Arie aus „Die blaue Sau“, gesungen von Katerina von Bennigsen, bekannte sich Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) in ihrer Festrede eindeutig zum Bestand des Gebäudes am Rhein. Das von der Stadt eingeholte Architektengutachten zur Machbarkeit einer Sanierung der Bonner Theaterbauten sei eindeutig positiv, und man werde in der Ratssitzung am 8. Mai 2025 für die Zukunft der Bonner Bühnen die Weichen stellen. „Die Oper gehört zur bunten, lebensfrohen Vielfalt hier in Bonn und ist eines der führenden Musiktheater in NRW. Generalintendant Dr. Bernhard Helmich und sein Team navigieren das Musiktheater entschlossen durch die Zeiten und vermitteln eine wichtige Botschaft: Oper bietet Angebote für alle Menschen – von Kindern bis zu Seniorinnen und Senioren.“

Der Kinder- und Jugendchor des Theater Bonn, in dem etwa 130 Kinder und Jugendliche für Auftritte an ca. 100 Opernabenden pro Spielzeit von ihrer Chorleiterin Ekaterina Klewitz angeleitet werden, präsentierte Marsch und Chor der Gassenjungen aus Bizets „Carmen“, Chor und Extrachor der Oper Bonn sangen mit der Mezzosopranistin Djamilia Kaiser das Kriegslied „Rataplan“ aus Verdis „Die Macht des Schicksals“.

Chor und Extrachor nahmen aus der Hand des Geschäftsführers des Theaterverlags, Torsten Kutschke, den Preis für die Aufführung des Jahres 2024, Arnold Schönbergs „Moses und Aron“, vergeben von der Zeitschrift „Opernwelt“ entgegen. Sopranistin Christina Kallergis bedankte sich stellvertretend ausdrücklich beim jetzt in Bari engagierten ehemaligen Chordirektor Marco Medved und bei dem Berliner Projektchor, der die Sängerinnen und Sänger tatkräftig verstärkt hatte.

Theater Bonn/ 60 Jahre Oper Bonn/ Foto: © Bettina Stöß

Weitere Gesangsbeiträge aus Opern von Puccini, Verdi und Donizetti folgten. Das „Lied vom neuen Sommer“ aus dem Rock-Musical „Spring Awakening“ von Duncan Sheik, der ersten Kooperation des Jungen Theaters Beuel mit dem Theater Bonn, das Eifersuchtsduett aus der Dreigroschenoper und Ausschnitte aus „Die Legende von Paul und Paula“, beides Produktionen des Schauspiels Bonn, zeigten die Vielfalt der Bonner Bühnen.

Das Publikum zum Aufstehen brachten die Sängerin Marie Heeschen und die Schauspielerin Imke Siebertz mit einer kabarettistisch angehauchten Visualisierung möglicher geplanter Kürzungen durch Lücken in den Reihen der Zuschauer. Das letzte Wort hatten Chor und Extrachor mit „Wach auf!“ aus dem Finale von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“. Danach ging nichts mehr, denn das zweieinhalbstündige Programm wurde ohne Pause gespielt.

 

  • Artikel von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Oper Bonn
  • Titelfoto: Theater Bonn/ 60 Jahre Oper Bonn/Schlussapplaus/ Foto: © Bettina Stöß
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