„Rigoletto“ – Premiere am Theater Basel

Theater Basel/RIGOLETTO/Foto Matthias Baus

Wenn eine Premiere von Rigoletto angesagt ist, dann füllt sich das Haus rasch und die Erwartungen sind jeweils sehr hoch, denn jeder Opernfreund kennt diese tragische Geschichte und hat die berühmten Arien und Duette im Ohr. Das Theater Basel präsentiert nun eine Aufführung in einem aufwändigen Bühnenbild des bekannten französischen Designers und Innenarchitekten Pierre Yovanovitch, welcher damit zum ersten Mal das Bühnenbild für eine Oper entworfen hat. (Rezension der Premiere v. 21.01.2023

 

 

 

Eine große geschwungene Treppe und Wände, die sich bei unterschiedlichem Licht hinter- und voreinander verschieben und drehen lassen, ergeben einen immer enger werdenden Raum, welcher den psychischen Druck auf die Figuren der Handlung verdeutlicht. Das raffinierte Bühnenbild lässt sowohl großen Auftritten viel Platz, lässt aber auch enge Räume entstehen, hinter welchen man sich verstecken, oder andere heimlich belauschen kann. Wenn dann am Ende die sterbende Gilda wie aufgebahrt in der Mitte der Bühne liegt, wird einem die Enge so richtig bewusst.

Regisseur Vincent Huguet lässt Rigoletto nicht als einen buckligen Narren auftreten, sondern als einen Mann, der als Aussenseiter mit allen Mitteln um seine Tochter kämpft. Den liebenden Herzog, einen Lebemann, lässt er als einen jugendlichen sportlichen Mann auftreten. Gilda ist das junge verliebte Mädchen, welches ihre Liebe nicht verbergen kann und schliesslich ein Opfer ihrer Gefühle wird.

Vincent Huguet hat durchaus interessante Ideen bei der Personenführung. Dennoch gibt es bei der Inszenierung Stellen, die eher banal wirken. So zum Beispiel die gewollt ungeschickten Bewegungen des Chors ganz am Anfang oder auch im dritten Akt, wo die Darsteller in einem Fitnessraum als Gymnastikgruppe auftreten, welche den Herzog und seinen Trainer begleiten und für kurze Lacher sorgte.

Das anfangs etwas unsicher wirkende Sinfonieorchester Basel unter der Leitung des jungen italienischen Dirigenten Michele Spotti spielte Verdis so facettenreiche Musik sehr energievoll. Von der Lautstärke her zuweilen deutlich etwas zu viel. Das wird sich aber in den Folgevorstellungen zweifellos noch einpendeln.

Theater Basel/RIGOLETTO/Foto Matthias Baus

Mit dem georgischen Bariton Nikoloz Lagvilava steht ein Mann von imposanter Erscheinung auf der Bühne, welcher mit seiner unglaublich starken Stimme alles überstrahlt. Diese Partie scheint ihm keinerlei Mühe zu bereiten, jedoch fehlte es, besonders bei den leiseren Stellen, an genügend Nuancierung. Zuweilen hätte eine etwas verhaltenere Stimmführung den Szenen eine subtilere Note verliehen. Die Verzweiflung ganz am Ende der Oper, lässt sich aber eindrücklicher nicht darstellen.

Pavel Valuzhin als Herzog von Mantua überzeugt mit einer Stimme, welche die Lebensfreude und auch das Leiden aufs schönste auszudrücken vermag. Kraftvoll in seinen berühmten Arien und voller Leidenschaft im großen Duett. Hier hat man einen Sänger, der in dieser Rolle auch darstellerisch überzeugt.

Theater Basel/RIGOLETTO/Foto Matthias Baus

Das mit Spannung erwartete Debut des Abends war der Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann vorbehalten, welche das erste Mal die Partie der Gilda sang. Die Partie scheint ihr auf den Leib geschrieben, denn sie gestaltet die Rolle der jungen, liebenden Frau optimal. Schon beim ersten großen Auftritt mit der Arie „Caro nome“, wo sie die große Treppe herunter steigt und mit wunderbaren Spitzentönen und feinster Koloratur besticht, zeigte sich, dass dies eine für sie ideale Partie ist. Man kann sich dem Reiz Ihrer so natürlichen Darstellung nicht entziehen und kann nur von einem absolut gelungenen Debut berichten.

In weiteren Partien erlebte man Frauke Willimczic als Giovanna, Artyom Wasnetsov als Graf Monterone, Kyu Choi als Marullo, sowie die vier Mitglieder des Opernstudio OperAvenir, Nataliia Kukhar als Maddalena, Inna Fedorii als Gräfin Ceprano, Ronan Caillet als Borsa und Jasin Rammal-Rykala als Sparafucile, welche ein überzeugendes Ensemble bildeten.

Das Publikum zeigte sich beeindruckt und feierte diese Aufführung mit viel Applaus.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Theater Basel / Stückeseite
  • Titelfoto: Theater Basel/RIGOLETTO/Foto Matthias Baus
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