Mit einer Tournee unter dem Titel „Femmes Exceptionelles“ startete das Kammerorchester Basel in seine Jubiläumssaison. Bereits seit 40 Jahren ist dieses außergewöhnliche Orchester ein Begriff in der Klassikwelt und überrascht immer wieder mit interessanten Entdeckungen. (Rezension des Konzerts vom 30. August 2024)
Mit zwei Werken von unbekannten Komponistinnen sollte dieses Konzert unter der Leitung von Julia Schröder und der Pianistin Hélène Grimaud eigentlich ganz den Frauen gewidmet sein. Doch nach nur einem der sieben Konzerte, welches das Orchester nach Gstaad, Edinburgh, Tannay, Vaduz, La Coté-Saint-André und Warschau führte, musste die Pianistin leider wegen Erkrankung absagen.
Es ist jedoch gelungen, mit Francesco Piemontesi einen „Homme Exceptionell“ zu gewinnen, welcher auch beim Abschlusskonzert der Tournee in Basel, begeisterte.
An diesem Abend gab es zwei Werke zu entdecken, welche man sonst nicht zu Gehör bekommt.
Die „Ouvertüre in C-Dur“ von Fanny Hensel (1805-1847) überrascht durch eine unglaubliche Vielseitigkeit, welche in dem nur 10-minütigen Werk geradezu mitreißend wirkt. Fanny Hensel, die ältere Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy, war es zu Ihrer Zeit nur gestattet unter Aufsicht zu komponieren, geschweige denn, dies zu ihrem Beruf zu machen. Ihr Oeuvre umfasst über 450 Werke und diese waren meistens nur in halböffentlichen Salons zu hören. Erst nach und nach werden ihre Werke nun wieder entdeckt. Dazu gehört auch diese Ouvertüre, welche vom Publikum mit viel Applaus aufgenommen wurde.
Mit dem beliebten „Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 in G-Dur. Op. 58“, von Ludwig van Beethoven, welches man schon in vielen Interpretationen erleben durfte, kam man mit dem Pianisten Francesco Piemontesi in den Genuss einer großartigen Wiedergabe. Francesco Piemontesi spielte dieses Konzert mit einer Innigkeit und Perfektion, welche die Zuhörer umgehend in seinen Bann zog. Hier erklang dieses Konzert ohne reißerische Effekte des Solisten, sondern tief gefühlt. Der Pianist und das Kammerorchester Basel unter der Leitung von Julia Schröder haben sich zu einer wunderbaren Einheit zusammengefunden und es entstand eine Hörgenuss erster Güte.
Das Publikum bedankte sich mit vielen Bravos und lange anhaltendem Applaus, welcher mit zwei Zugaben belohnt. Höchst virtuos Debussy„Feux d‘artifice“ und Mozart „2. Satz aus der F-Dur Sonate KV 332.
Nach der Pause erklang die „Sinfonie in f-Moll“ von Emilie Mayer (1812-1883).
Emilie Mayer war, anders als Fanny Hensel, eine Komponistin, welche sich nicht so einfach durch die männerdominierte Gesellschaft einschränken liess. Ihre insgesamt sieben Sinfonien, sowie Ouvertüren und ein Klavierkonzert, erlebten Ihre Uraufführung noch zu Lebzeiten der Komponistin und wurden von der Kritik wohlwollend aufgenommen. Sie war eine starke Frau und konnte sich über so manches Vorurteil der Männerwelt, welche Sie als Konkurrentin ansahen, hinwegsetzen.
Ihre 7. Sinfonie ist ein Meisterwerk und man kann nur erahnen, wie oft dieses Werk heute regelmäßig gespielt würde, wäre ein berühmter männlicher Komponist deren Schöpfer. Was man in den rund 35 Minuten alles entdecken kann, ist von hoher kompositorischer Kraft. Vier Sätze umfasst diese Sinfonie und gerade durch die Kürze der einzelnen Sätze wird man von deren Wirkung überrascht.
Wenn diese Musik mit so viel Herzblut und Spielfreude, wie vom Kammerorchester Basel unter der Leitung der stets strahlenden Konzertmeisterin Julia Schöder aufgeführt wird, dann darf man diesem exquisiten Orchester herzlich gratulieren. Den enormen Beifall des Publikums verdankten die Musiker/innen mit der nochmaligen Wiedergabe des letzten Satzes.
Einen besseren Saisonauftakt kann man sich nicht wünschen und gespannt sieht man den weiteren Konzerten entgegen.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Kammerorchester Basel
- Titelfoto: Kammerorchester Basel/Konzert 30.8.2024/Foto: Benno Hunziker