Elbphilharmonie/Rising Stars – Magdalene Ho: Ihr Spiel entführt uns in ihre eigene Welt

Magdalena Ho / Foto © Stanislaw Suchora

Vor knapp zwei Wochen wurde die, knapp 21-jährige Malayserin Magdalena Ho, mit dem Internationalen Deutschen Pianistenpreis ausgezeichnet, nun gab sie im Kleinen Saal der, der Elbphilharmonie angegliederten Laeiszhalle ihr Deutschlanddebüt. Sie verzauberte das Publikum auch mit ihrem sympathisch bescheidenen Auftreten, beeindruckte jedoch in erster Linie mit der brillanten Leichtigkeit ihres Spiels. Auch faszinierte Ho damit, dass es ab dem ersten gespielten Ton nur noch sie, den Flügel und die Melodien von Beethoven und Schubert zu geben schien. (Rezension des Konzerts v. 14.12.2024

 

Der Internationale Deutsche Pianistenpreis ist bei weitem nicht der einzige, den die Künstlerin bisher errang, so war sie im vergangene Jahr auch Siegerin der Clara Haskil International Piano Competition 2023. Wie die Kurzbiografie des Programmheftes weiterhin mitteilte, sind für 2025 unter anderem Auftritte mit dem Konzerte mit dem SWR Symphonieorchester, sowie Solokonzerte im Concertgebouw Amsterdam und bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern geplant. Gemessen daran und vor allem an ihrem Auftritt hier in Hamburg, scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, dass wir sie irgendwann auch in dem, wie ein Schiffsbug geformten Gebäude, der Elbphilharmonie erleben können.

Imponierend finde ich stets, wenn Künstler, die am Anfang ihrer Karriere stehen, auf Werke, die zum sogenannten „Mainstream“ gehören, verzichten und sich denen widmen, die zwar nicht gänzlich unbekannt, aber doch etwas weniger populär sind. Selbst bei der Zugabe, (Nr. 1 aus 8 Klavierstücke op. 76 von Brahms), setzte Ho auf Kunstfertigkeit und abwechslungsreiche Virtuosität, statt auf einen „Selbstläufer“ wie zum Beispiel Beethovens „Wut über den verlorenen Groschen“ oder eines der Préludes von Chopin.

Magdalena Ho / Foto © Stanislaw Suchora

Für ihr Hauptprogramm wählte Magdalena Ho Ludwig van Beethovens Sechs Bagatellen op. 126 (1824)und Franz Schuberts Sonate G-Dur D 894 „Fantasiesonate“ (1826). Die Bagatellen sind kurze Stücke, in denen sehr viel virtuose „Würze“ liegt, die Magdalena Ho auf eine Weise zum Klingen bringt, die mühelos in den Bann zieht. Nicht nur das erste Stück: „Andante con moto cantabile e compiacevole“, (was auf etwa auf „sangbare, angenehme Art ruhig“ zu spielen, bedeutet), interpretierte sie zum Beispiel mit viel gefühlvoller Intensität und kraftvoller Leidenschaft. Auf melodiös federleicht dahin perlendes Piano in den höheren Registern folgte nahtlos Forte/ Fortissimo in den mittleren und tiefen: wie Stimmungswechsel, die sich nicht bekämpfen, sondern sich zu einem Ganzen ergänzen. So wie ich für Sänger und Sängerinnen, die mich sehr berühren, gerne den Ausdruck „sie/ er scheint die Rolle zu leben“ benutze, gilt hier: Sie schien jedes Stück oder, bei der Schubert Sonate, jeden Satz, mit zu- (er)leben. Damit gelingt es ihr, das Publikum nicht nur zu erreichen, sondern mit in ihre Welt zu ziehen, unterstützt sie ihr exzellentes Spiel doch, durch Mimik und Gestik, die ihr Gefühl, wie auch die Aussagen der Musik widerspiegeln.

Fazit: Die zurückhaltende Art, mit der Magdalena Ho den Jubel und Applaus entgegennahm, interpretiere ich mit: „Ach, ich mache doch nur, was ich liebe!“. Die Art, wie sie letztlich bescheiden, ihre rechte Hand kurz dankend an ihr Herz legte, wie es viele ihrer Kollegen und Kolleginnen mit mehr Intensität tun, möge ihr noch lange erhalten bleiben. Betont sie damit doch ein Mal mehr, dass ihr die Musik wichtiger ist und ihr mehr schenkt als das ganze Drumherum.

 

  • Gastrezension von Birgit Kleinfeld für DAS OPERNMAGAZIN
  • Titelfoto: Magdalena Ho / Foto © Céline Michel
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