
Offenheit für Neues und künstlerische Vielfalt ist das Markenzeichen von Ballettdirektor Xin Peng Wang. Mit der neuen Ballettproduktion KONTRASTE I INGER I SIEGAL I CLUG stellt das Ballett Dortmund drei stilistisch und ästhetisch höchst unterschiedliche Choreographen von Weltrang vor. Kreationen von Johan Inger, Richard Siegal und Edward Clug fasst Ballettdirektor Xin Peng Wang zu einem Abend zusammen. Am Samstag, 25. Februar 2017, findet um 19.30 Uhr die Premiere von KONTRASTE I INGER I SIEGAL I CLUG im Opernhaus Dortmund statt.
KONTRASTE ist der Titel der neuen Produktion des Ballett Dortmund. Dieser Abend konfrontiert drei außergewöhnliche künstlerische Statements miteinander. Tanz in Augenhöhe mit unserer Zeit.

Rain Dogs
„Es fängt zu regnen an. Ein Hund, neugierig und selbstbewusst. Mit seinem Geruchssinn bewegt er sich über die Grenzen seines gewohnten Lebensraums hinaus. Er entdeckt das Andere. Er kann plötzlich nicht mehr zurückfinden, der Regen hat jede Spur weggespült.“ Diese kleine Parabel – in ihrer lapidaren Kürze jener berühmten von Franz Kafka von der Maus, der die Welt zu eng wird, verwandt – legt Choreograph Johan Inger seiner Kreation zugrunde. „Die Metapher ist der Ausgangspunkt für eine Welt, in der ich Beziehungen, Identitäten und Geschlechter erforsche. Systeme, die wir als Individuen zu entsprechen versuchen, aber
auch rebellisches Aufbegehren dagegen, alles zur Musik und zur Stimme von Tom Waits in Szene gesetzt“, so Johan Inger. Johan Inger wurde 1967 in Stockholm geboren und erhielt seine Ausbildung an der Königlich Schwedischen Ballettschule und der National Ballet School in Toronto, Kanada. Seine künstlerische Laufbahn begann er 1985 im Ensemble des Königlich Schwedischen Balletts. Dort stieg er 1989 zum Solisten auf. Im Jahr darauf folgte Inger der Einladung Jiří Kyliáns ans Nederlands Dans Theater (NDT) und entwickelte sich dort zu einem der profiliertesten Tänzer.
Unitxt
In der Zusammenarbeit mit Künstlern verschiedenster Disziplinen sucht der Tänzer und Choreograph Richard Siegal neue, zeitgemäße Tanzwege. Bereits 2005 gründete er in Berlin und Paris „The Bakery“, eine Plattform, die es Tänzern, Musikern, bildenden Künstlern, Architekten und Entwicklern von Software ermöglicht, in kreativem Austausch gemeinsame Projekte zu entwickeln. Zu „Unitxt“, einer Auftragsarbeit des Bayerischen Staatsballetts, regte ihn das Buch „The Silence and the Noise“ von Nate Silver an. Es war eine Erweiterung seiner anhaltenden Faszination für das Thema Voraussage, wie es von Futuristen wie Alvin Toffler oder jüngst Nassim Taleb beschrieben wird. Siegal, unter anderem mit dem New York Dance and Performance Bessie Award, dem S.A.C.D. Prize, dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ und dem Münchner Tanzpreis 2013 ausgezeichnet, ist in seinem Anliegen, Kunst in einen zeitgemäßen interdisziplinären Diskurs zu integrieren, ein geistiger Verwandter von Tanz-Doyen William Forsythe. In „The Bakery“ entwickelte er die „If-then-Methode“, die Choreographien auf logische Gleichungen aus Naturwissenschaft und Technik zurückführt.

Hora (Uraufführung)
„Hora“ ist der Sammelbegriff für verschiedene Kreis- oder Rundtänze in der Folklore des Balkanraums. Als „Horo“ oder „Choro“ werden sie in Bulgarien und Mazedonien bezeichnet, als „Kolo“ findet er sich in der Volksmusik Serbiens. Sein Ursprung geht auf die Antike zurück, den altgriechischen Reigentanz „Choreo“, der ursprünglich nicht instrumental, sondern vokal ausgeführt wurde und sich, verfeinert, in der griechischen Dramenkultur als Chorlied erhalten hat. Der Kreistanz hatte im Balkanraum, speziell in Bulgarien, während der mehr als 500 Jahre dauernden Besetzung durch das osmanische Reich eine wichtige gesellschaftspolitische Bedeutung und identitätsstiftende Funktion, denn bei der Versammlung der Gemeinschaft zum Tanz auf dem Dorfplatz waren nur Angehörige der christlichen Religionsgemeinschaft geladen. Mit dem Tanz grenzte man sich gegen die moslemischen Besatzer ab. In Rumänien, Edward Clugs Geburtsland, wird die „Hora“ an Hochzeiten und großen Volksfesten getanzt. In einem großen geschlossenen Kreis vereint der Tanz alle Menschen, ungeachtet ihrer gesellschaftlichen Stellung. Edward Clug, geboren 1973 in Beius (Rumänien), begann seine Tanzausbildung in Cluj-Napoca und erhielt sein erstes Engagement 1991 am Slowenischen National Theater in Maribor und trat als Gast am Ballett in Zagreb auf. Bereits 1996 gestaltete er seine erste Tanzkreation („Babylon“) für das Slowenische Nationalballett. Mit seinem ersten abendfüllenden Werk, „Tango“ (1996) machte er über die Landesgrenzen hinaus künstlerisch auf sich aufmerksam. 2003 wurde er zum Direktor des Slowenischen Nationalballett Maribor ernannt und gab der Compagnie eine neue künstlerische Ausrichtung. Die internationale Aufmerksamkeit blieb nicht lange aus. Klugs Choreographie „Radio & Juliet“ (2005) wurde zu einem
künstlerischen Höhepunkt auf zahlreichen internationalen Festivals in den USA, Asien und Russland.
*Titelfoto: Opernhaus Dortmund / Foto @ Theater Dortmund
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