Das Sinfonieorchester Basel bot in seinem ersten Konzert zur Eröffnung der Saison die Begegnung mit einen edlen Instrument. Das „Konzert für Harfe und Orchester Es-Dur, op 74“ von Reinhold Moritzewitsch Glière aus dem Jahre 1938. Die Harfe ist üblicherweise ein Bestandteil des Orchesters und wegen ihres Wohlklangs beliebt. Es gibt aber nur selten Gelegenheit, ein ganz diesem Instrument gewidmetes Werk zu hören. (Rezension des Konzerts zur Saisoneröffnung 2024/25)
Mit Xavier de Maistre, welcher in dieser Saison als Artist in Residence beim Sinfonieorchester auftritt, konnte man einen der weltweit berühmtesten Harfenisten erleben. Er ist bekannt für seine Vielseitigkeit und Experimentierfreudigkeit und gilt zurecht als ein wichtiger Botschafter für die Harfe.
Gliére komponierte dieses Konzert in einer schwierigen Zeit, als sich in Europa die Welt dramatisch verdunkelte. In seinem Harfenkonzert kommt seine Sehnsucht nach Schönheit und Harmonie stark zum Ausdruck. Xavier de Maistre spielte das teils melancholische und stellenweise auch an russische Volksmusik erinnernde Werk mit größter Virtuosität und erfüllte damit den Raum mit zauberhaftem Klang.
Die Reaktion des Publikums war pure Begeisterung. Dafür bedankte sich der Künstler mit der charmanten Zugabe von „Le Carnaval de Venise“ in der Fassung des Harfenvirtuosen Félix Godefroid. Dabei zeigte er, was für faszinierende Klangfacetten dieses grossartige Instrument in sich birgt und mit welcher schier unglaublichen Virtuosität es ihm gelingt, dem edlen Instrument die feinsten Töne zu entlocken.
Xavier de Maistre wird am 1. Dezember im Adventskonzert des Orchesters wieder zu erleben sein.
Vor dem Harfenkonzert erklang die Komposition „Salve“ von Andrea Lorenzo Scartazzini, welche er zur Eröffnung des umgebauten Musiksaals im Jahre 2020 als Auftragswerk des Orchesters komponiert hatte. „Salve“ ist einerseits ein lateinisches Grußwort. Andererseits wird es auch als Ehrensalve oder Salutschuss bei bedeutenden Ereignissen verwendet und passt somit gut zu einer feierlichen Eröffnung. Beides will der Komponist mit seinem Werk zum Ausdruck bringen.
Nach der Pause kam die „Sinfonie Nr.4 e-Moll, op 98“ aus dem Jahre 1885 von Johannes Brahms zur Aufführung. Diese Sinfonie hatte es am Anfang gar nicht einfach, machte doch in Wien ein sarkastischer Text die Runde, welcher auf die Anfangstakte gesungen wurde: „Es fiel ihm wieder mal nichts ein“. Was damals als abstrakt empfunden wurde, ist heute wohl eine der beliebtesten Sinfonien von Brahms. Ivor Bolton leitete das Orchester einmal mehr mit viel Energie und bot eine überzeugende Wiedergabe dieses berühmten Werkes.
Dies ist Ivor Boltons letzte Saison in Basel, welche er noch mit weiteren Konzerten bereichern wir.
Es lohnt sich das Programm des Sinfonieorchester Basel genau anzuschauen.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Titelfoto: Sinfonieorchester Basel/X.d.Maistre/Foto: Benno Hunziker