Die Eröffnung der neuen Konzertsaison in der wunderschönen Tonhalle Zürich ist jeweils ein festlicher Anlass. Mit launigen Worten begrüßte Martin Vollenwyder, Präsident der Tonhalle-Gesellschaft Zürich, das Publikum und zeigte sich erfreut über die vielen großen Erfolge in der vergangenen Saison. Intendantin Ilona Schmiel bedankte sich ebenfalls für die Treue des Publikums. (Konzert v. 18. September 2024)
In dieser Saison hat man mit Vikingur Ólafsson, einen der gefragtesten Pianisten unsere Zeit, als Fokus-Künstler gewinnen können. Er wird in verschiedenen Konzerten und einem Rezital mit Yuja Wang, sowie auf der Tournee des Orchesters im März 2025 wieder zu erleben sein.
Das „Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op.15“ von Johannes Brahms ist mit einer langen Entwicklungsgeschichte verbunden. Brahms Bekanntschaft mit Clara und Robert Schumann und deren tragischem Schicksal in der Familie beeindruckten den jungen Komponisten und ließen ihn lange an diesem heute so beliebten Werk arbeiten. Das mit drei Sätzen und einer Dauer von 45 Minuten imposante Werk fordert vom Solisten große Virtuosität und ein perfektes Zusammenspiel mit dem Orchester. Genau dies konnte man an diesem Abend mit Víkingur Ólafsson erleben. Er spielte dieses anspruchsvolle Konzert mit viel Feingefühl und Energie. Paavo Järvi und das Tonhalle-Orchester harmonierten perfekt mit dem Solisten und so entstand eine mitreißende Wiedergabe auf sehr hohem Niveau.
Der großen Applaus des Publikums wurde mit einer Zugabe von Johann Sebastian Bach verdankt.
Nach der Pause erklang ein Werk der Isländischen Komponistin Anna Thorvaldsdottir, welches als Auftragswerk mehrerer Orchester 2022 in der Royal Albert Hall London im Rahmen der BBC Proms uraufgeführt wurde. Anna Thorvaldsdottir, welche in dieser Saison den Creative Chair innehat, wird mit einigen Werken an verschiedenen Konzerten vertreten sein.
An diesem Abend stellt sie sich mit dem Orchesterwerk „Archora„ dem Publikum vor. Bei diesem Werk entstehen Klangwelten, welche faszinieren und neugierig auf weitere Werke dieser vielseitigen Komponistin machen.
Mit Igor Strawinskys Konzertsuite „L‘Oiseau de feu“ aus dem Jahre 1919 endete dieses abwechslungsreiche Programm. Bereits 1910 gelang Strawinsky der Durchbruch. Doch dies ist eher einem glücklichen Umstand zu verdanken, hatte doch der Direktor des damals neugegründeten Ballet Russes, Sergej Diaghilew, zwei andere Komponisten beauftragt, sein Ballett zu vertonen. Da diese Aufträge nicht zustande kamen, fiel die Wahl auf Strawinsky, welcher dadurch zu großem Ruhm und weiteren sehr interessanten Aufträgen kam. Die Komposition wurde mehrmals überarbeitet und 1919 dann als Konzertsuite in Genf uraufgeführt.
Was für ein mitreißendes Werk damals entstanden war, konnte man mit dem großartigen Tonhalle-Orchester einmal mehr erleben. Unter der Leitung von Music Director Paavo Järvi entstand eine begeisternde Aufführung. Was für ein Finale!
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Tonhalle Zürich
- Titelfoto: Tonhalle Zürich/Konzert v. 18.9.2024/Foto: Gaëtan Bally